„I would like to look like!“ Fotografin Almira Avdyli im Gespräch – Teil 2
Ein Beitrag von Magdalena Lettner
Im ersten Teil zur Fotoserie „I would like to look like!“ konnten wir einen Blick hinter die Kulissen der Ausstellungsgestaltung, sowie der Zusammenarbeit zwischen Almira Avdyli – Absolventin der Graphischen und Gewinnerin des diesjährigen Kulturkonzepte Fotowettbewerbs – und dem Kunsthistorischen Museum Wien werfen. Im Folgenden teilt sie ihre Gedanken zur Konzeption und Thematik ihrer Fotoreihe mit uns.
Ausgangspunkt der Fotoserie „I would like to look like!“ ist der Torso eines Jünglings (1 Jh. n. Chr., nach griechischem Original um 460 v. Chr.) aus dem Kunsthistorischen Museum. Diesem altertümlichen, männlichen Schönheitsideal stellst du ein aktuell vermitteltes Frauenbild entgegen.
Was sind deine Gedanken hinter dieser Umkehrung?
Almira: Natürlich hätte ich auch einen Mann inszenieren können, aber in dieser Serie habe ich einfach den weiblichen Körper mehr gespürt. Die Entscheidung zur Inszenierung einer weiblichen Person entstand aus einem Gefühl heraus – ich bin mir aber auch der Objektivierung von Männern, zum Beispiel in Form von Fitnesswahn und Healthy- Lifestyle, bewusst.
Die Fotoreihe berührt die Themen materielle Selbstdarstellung und sexuelle Objektivierung, inwiefern spielen diese Themen in deiner Tätigkeit als Make-up Artist eine Rolle?
Almira: Diese beiden Themen spielen eine wichtige Rolle in der Branche. Der Job ist breit gefächert, bewegt sich aber auf einer gewissen Oberfläche – besonders in den Bereichen Fernsehen, Werbung und Mode. Make- up Artist ist noch mein Brotjob, aber die Fotografie ist mein Heiligtum. Ich genieße es vor allem, in meiner Kunst kompromisslos arbeiten zu können, was in meinem Job als Make-up Artist nicht immer möglich ist.
„I would like to look like!“ thematisiert das gesellschaftliche Phänomen der gegenseitigen Nachahmung in den Online-Medien. Wie nutzt du persönlich diese Medien (Facebook, Instagram)? Welchen Einfluss haben sie auf dich?
Almira: Ich glaube, dass uns Social Media wahnsinnig stark beeinflusst, auch wenn wir das nicht zugeben wollen. Ich sehe besonders für die junge Generation Schwierigkeiten im Umgang mit Social Media, da sich oftmals das Selbstwertgefühl dieser jungen Menschen über solche Plattformen aufbaut und über Likes definiert. Ich persönlich überlege mir ganz genau, welche Inhalte ich in den Online-Medien teile. Insbesondere in meiner Rolle als Fotografin und Künstlerin habe ich oft mit dem Thema der Fotorechte zu hadern. Dennoch nutze ich diese Medien beruflich. Man muss sich sichtbar machen, denn es ist auch nicht zielführend, wenn Kunst nur auf meinem Laptop zuhause in meinen 4 Wänden passiert.
In der Fotoserie wird der Mensch zum visuellen Konsumgut. Wie sieht dein eigenes Konsumverhalten aus?
Almira: Konsum ist für mich ein schwieriges Thema. Ich versuche bewusst zu konsumieren. Das funktioniert aber nicht immer. Meine größten Schwächen sind Bücher und Kleidung. Seit ich mit dem Surfen angefangen habe, hat sich mein Konsumverhalten total verändert. Durch Rucksackreisen und das Surfen habe ich gemerkt, wie wahnsinnig zufrieden ich bin, wenn ich nur wenig bei mir habe. Deshalb verabschiede ich mich immer mehr von materiellen Gütern.
Die Fotoserie befasst sich mit dem Zusammenhang von Körper und Identität. Wie charakterisierst du die Beziehung zwischen Körper und Identität?
Almira: Für mich ist Selbstakzeptanz ein wichtiger Verknüpfungspunkt zwischen Körper und Identität. Eine gesunde Selbstwahrnehmung und Selbstliebe ist mein Rezept für ein ausgewogenes Verhältnis. Die Beziehung zwischen Körper und Identität sehe ich gefährdet durch die Bilder- und Informationsflut, der wir ständig ausgesetzt sind.
Man muss bei sich bleiben. Ich rufe dazu auf, nicht Idolen nachzuahmen, sondern mit sich selbst zufrieden zu sein.
Was ist dein nächstes (Foto-) Projekt? Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Almira: Ich kann noch nicht darüber reden, aber es fühlt sich gut an. Derzeit bin ich in Portugal und arbeite an einem neuen Fotobuchprojekt. Als ich mit dem Bus nach Lissabon gefahren bin, hat es angefangen, wie ein Feuerwerk in meinem Kopf. Es ist nicht perfekt hier, das mag ich. Es ist roh, rau und nicht diese Wienhektik. Ich genieße es gerade frei zu sein. Die Ideen für mein neues Buchprojekt sind noch ganz frisch. Ich verrate euch aber, dass ich mit der Vermischung von Malerei und Fotografie arbeiten werde.