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Kategorie: Ein Blick auf die Europäische Kulturarbeit – Sylvia Amann berichtet

Ein Blick auf die Europäische Kulturarbeit – Sylvia Amann berichtet

Sylvia Amann ist EU-Kulturexpertin und Beraterin für strategische Kultur(Politik)Entwicklung. Sie ist u. a. Mitglied des Auswahlgremiums für die Europäischen Kulturhauptstädte und der EU-Expertengruppe Kreativwirtschaft. Ihr Büro inforelais hat sie im Jahr 2000 gegründet.

Warum sollen sich Kulturschaffende für Europäische Zusammenarbeit engagieren?

Ich beschäftige mich seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union mit Europäischer Kulturzusammenarbeit. 1995 war das ein logischer Schritt. Als neues EU-Mitglied wollten wir besser verstehen, wie innerhalb der Europäischen Union im Kulturbereich zusammengearbeitet wird. Über die Europäischen Kulturnetzwerke konnten wir zu der Zeit schon auf beträchtliches Wissen und Erfahrung der Kollegen zurückgreifen. Networken und Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus Europa (und international) gehören seit damals zu meinen Kernaktivitäten und stellen einen Mehrwert für jede Kulturarbeit dar.

Wie bettet sich die Europäische Kulturhauptstadt in die EU Kulturzusammenarbeit ein?

Die Initiative der Europäischen Kulturhauptstädte gibt es seit mehr als 30 Jahren. Sie haben sich in diesem Zeitraum massiv weiterentwickelt – von einem einjährigen Kulturfestival zu nun einem mehrjährigen Transformationsprozess einer Stadt (und meist umliegenden Region) mit den Mitteln der Kunst und Kultur. Die EU Kulturhauptstädte sind auch eine der weltweit sichtbarsten Kulturinitiativen Europas und ermöglichen das Bild Europas in der Welt zu diskutieren. 2024 ist Bad Ischl Europäische Kulturhauptstadt – die Vorbereitungsarbeiten sind diesbezüglich bereits intensiv im Gang.

Was hat die EU in den nächsten Jahren im Bereich der Kulturentwicklung geplant?

Die Kulturpolitikentwicklung war in den letzten Jahren auf EU-Ebene sehr dynamisch. Beispielhaft könnte man hier den Bereich der Kreativwirtschaft erwähnen. Die Kultur- und Kreativwirtschaft tragen erheblich zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum sozialen Zusammenhalt in Europa bei. Übrigens: Im Gegensatz zu vielen Mitgliedsstaaten verwendet die EU-Ebene einen sehr weiten Begriff der Kreativwirtschaft, damit das volle Potenzial der Kultur- und Kreativsektoren bestmöglich genützt werden kann. Soziale Innovation beispielsweise soll in Zukunft wichtiger werden.

Wie können Kulturschaffende von EU Förderungen profitieren?

Diesbezüglich gibt es ganz viele Möglichkeiten, je nachdem welche inhaltlichen und geographischen Schwerpunkte in der Kulturarbeit gesetzt werden. Im Seminar Kulturprojekte über die Grenzen arbeite ich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz konkret an Projektideen, am Aufbau einer Projektstruktur, wie sie für EU-Antragstellungen notwendig ist als auch an inhaltlichen Details. Nach Ende des zweitägigen Seminars sind mehrere Projekte in ihren Grundzügen ausgearbeitet und in der Regel jeweils rund 2-3 passende EU-Förderschienen identifiziert.

Was plant Sylvia Amann im EU-Bereich in den nächsten Jahren?

Ich feiere mit meinem Büro inforelais heuer 20-jähriges Jubiläum. Seit vielen Jahren arbeite ich regelmäßig strategische Schwerpunkte aus, um meine Firma wirtschaftlich und inhaltlich fit zu halten und neue wichtige Zukunftsfragen aufzugreifen. Für die nächsten Jahre steht eine weitere Internationalisierung an – über Europa hinaus arbeite ich bereits besonders mit Partnern aus Afrika und aus Südkorea zusammen. Die Verbindungen und den Austausch zwischen diesen Kontinenten und Europa möchte ich intensivieren. Europa braucht diese Öffnung dringend.

Sylvia Amann
Foto: Biberauer

Sylvia Amann

Seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union beschäftigt sie sich mit EU-Kulturentwicklung. Seit 2015 ist Sylvia im Auswahlpanel für die Europäischen Kulturhauptstädte. Im Jahr 2000 hat sie ihr eigenes Beratungsunternehmen inforelais gegründet, mit dem sie europaweit und international tätig ist. Inzwischen bietet inforelais ein umfassendes Angebot von der Begleitung von Einzelprojektträgern bis zur strategischen Konzept-, Politik- und Förderprogrammentwicklung.

Am Institut für Kulturkonzepte leitet Sylvia Amann das zweitägige Seminar Kulturprojekte über die Grenzen. Von 28.-29.2.2020 findet dieses Seminar das nächste Mal statt.

 

 

eu Kulturarbeit
Foto: The Andras Barta, pixabay
Kategorie: Sind Kulturorganisationen reif für die Gemeinwohl-Ökonomie? – Der Round Table #2 2019

Sind Kulturorganisationen reif für die Gemeinwohl-Ökonomie? – Der Round Table #2 2019

Ein Beitrag von Ulli Koch

Menschenwürde, Demokratieförderung, Solidarität und Gerechtigkeit sind Schlagworte, die sich wohl einige Kulturbetriebe auf die Fahnen schreiben würden. Es sind aber auch Schlagworte, die von einer Bewegung genutzt werden, der Gemeinwohl-Ökonomie. Dieses von Christian Felber entwickelte Modell geht davon aus, dass Unternehmen nicht nur an Kennzahlen gemessen werden können, sondern inwiefern sie zum Gemeinwohl einer Gesellschaft beitragen. Renate Obadigbo, die Vortragende am zweiten Round Table 2019, der die Anwesenden diesmal ins mumok geführt hat, war von der Frage, wie Kulturbetriebe unter den Gesichtspunkten des Gemeinwohl-Ökonomie-Modells beleuchtet werden können, sehr schnell angetan. Sie nutzte ihre Abschlussarbeit für den Lehrgang Kulturmanagement am Institut für Kulturkonzepte, um zu prüfen, ob da etwas zusammenkommt, das eventuell zusammengehört.

Gemeinwohl-Ökonomie kurz erklärt

Entwickelt wurde das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie vor dem Hintergrund eines kapitalistischen Wirtschaftssystems, das auf Wachstum und Ausbeutung setzt. Im Gegensatz dazu lässt sich ein Unternehmen mit der Gemeinwohl-Matrix anhand von universellen Wertevorgaben, wie die Einhaltung der Menschenwürde, beleuchten. Diese Matrix wird von einem Team entwickelt und bei Bedarf aktualisiert. Die Gemeinwohl-Matrix fragt nach bspw. ökologischer Nachhaltigkeit, Kooperation und Solidarität mit Mitunternehmen, sozialer Haltung im Umgang mit Geldmitteln sowie Nachvollziehbarkeit und Partizipation auf allen Ebenen. Im Fokus steht der Mehrwert eines Unternehmens in den Bereichen Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit als auch Transparenz und Mitentscheidung.

Gemeinwohl-Ökonomie und Kulturbetriebe

Renate Obadigbo überprüfte ihre These, dass Kulturbetriebe sowohl von innen als auch von außen betrachtet von der Durchführung einer Gemeinwohl-Bilanz profitieren und zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen können, anhand von 12 Interviews. Ihre Gesprächspartner_innen waren Vertreter_innen von Kulturbetrieben, darunter das Volkstheater in Wien, die ARGEkultur Salzburg, KiG! Kunst in Graz und das Klangforum Wien. Zentrales Ergebnis ihrer Forschungsarbeit lautet, dass Kulturbetriebe bereits jetzt viele Faktoren der Gemeinwohl-Matrix erfüllen, diese jedoch nicht systematisch erfasst werden. Grund dafür, so das Ergebnis der Interviews, sind u. a. fehlende Ressourcen. Diese mangeln auch, wenn ein Kulturbetrieb die Überlegung anstellt, bei noch nicht ganz erfüllten Faktoren der Matrix, nachzubessern. Ein Beispiel: Druckwerke fallen in jedem Kulturbetrieb an. Nur welche Druckerei wird gewählt: Jene, die ökologisch druckt, noch dazu ein kleinerer regionaler Betrieb ist oder bei der Onlinedruckerei, die – überspitzt formuliert – um die Hälfte billiger ist und damit das nie ausreichende Budget nicht überstrapaziert?

Sich trotzdem einem Gemeinwohl-Audit oder einer Selbstprüfung anhand der im Internet kostenfrei verfügbaren Tools zu unterziehen, birgt Vorteile für den Kulturbetrieb. Zunächst lässt sich der Mehrwert von Kulturbetrieben anhand eines standardisierten Verfahrens abbilden – und dies nicht ausschließlich über Zahlen, sondern anhand ausformulierter Begründungen und deren anschließender Bewertung mit einer Punkteskala. Damit kann sowohl der Gesellschaft als auch der Politik ein transparenter Einblick in Betriebsabläufe geleistet werden; nicht zu vergessen, dass die Umsetzung gemeinwohl-ökonomischer Grundsätze auch intern für Transparenz und Nachvollziehbarkeit der innerbetrieblichen Haltungen und Handlungen sorgt.

Praktische Umsetzung ja – aber wie?

Soweit die Theorie, denn dass die praktische Umsetzung viele Fragen aufwirft, war vorherzusehen. Die erste kritische Nachfrage warf die Grundsatzdiskussion auf, warum ein Kulturbetrieb sich dieser Selbstprüfung unterziehen soll, wenn Förderinstitutionen und politische Vertreter_innen, von denen Kulturbetriebe finanziell abhängig sind, eine Gemeinwohl-Bilanz in ihren Förderentscheidungen nicht berücksichtigen. Noch dazu, da für Rechenschaftsberichte, Abrechnung und Budgeterstellung ja weiterhin konkrete Kennzahlen erfüllt und argumentiert werden müssen. Diese Problematik wurde auch in den Interviews von Renate Obadigbo angesprochen, die in ihrer weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema zu dem Schluss gekommen ist, dass hier ein Bottom-up-Effekt zu tragen kommen könnte. Das bedeutet dass durch die vermehrte Umsetzung eines Gemeinwohl-Audits von Kulturbetrieben die Politik dies als möglichen Benchmark wahrnimmt und es in weiterer Folge in Förderkriterien aufnehmen kann.

Doch wie grenzt sich die Gemeinwohl-Ökonomie von Corporate Social Responsibility (CSR) ab, das ja lange Zeit als das Tool für mehr Gleichheit und Gerechtigkeit galt, war eine der weiteren Nachfragen. Als einen wesentlichen Unterschied nennt Renate Obadigbo, dass es sich bei der Gemeinwohl-Ökonomie um ein umfassendes Wirtschaftsmodell handelt. Es bezieht Aspekte mit ein, die zusätzlich zur Wirtschaft auch in die Gesellschaft und Politik hineinreichen und dort wirken sollen. Die Gemeinwohl-Ökonomie beruft sich explizit auf Solidarität und Kooperation. Neiddiskussionen haben da keinen Platz, denn das Werteverhalten ist auf Vertrauen ausgerichtet. Zudem wird CSR in manchen Fällen leider als eine Form des Greenwashings benutzt, während mittels der Gemeinwohl-Ökonomie, die nicht auf Gewinnmaximierung ausgelegt ist, ein tatsächlicher Systemwandel angestrebt wird.

Das Schlagwort Systemwandel gab der bereits sehr lebhaften Diskussion beim Round Table des Instituts für Kulturkonzepte noch weiteres Feuer: Sind Kulturbetriebe denn prinzipiell interessiert daran sich für einen Systemwandel einzusetzen und diesen zu unterstützen, war eine der Fragen, und, dass dieser nur möglich ist, wenn Solidarität und Gemeinschaft auch von Kulturbetrieben vorgelebt werden, eine der Thesen. Ein Gedankenexperiment entwarf eine nach gemeinwohl-ökonomischen Grundsätzen agierende Bank, die als Finanzierungspartner in Form eines Sponsorings oder eines Kredits für Kulturbetriebe agiert, die ebenfalls nach der Gemeinwohl-Ökonomie handeln. Dass es schwer sein kann als erster Betrieb zu starten, war einheitlicher Tenor, den Renate Obadigbo mit dem Hinweis auf die bereits durchgeführte Gemeinwohl-Bilanz der ARGEkultur Salzburg aufmerksam machte. Ein Modellbetrieb, den ein solidarisch agierender Kulturbetrieb ja auch um Erfahrungsberichte fragen kann. Ein weiterer Gedanke aus der Diskussion stellte die mögliche Vergleichbarkeit von Kulturbetrieben und Unternehmen in den Fokus. Sind sowohl Kulturbetriebe als auch Unternehmen nach der Gemeinwohl-Matrix analysiert, lassen sie sich auf Augenhöhe und nach den gleichen Kriterien miteinander vergleichen.

Haltungsthema

Kulturbetriebe erfüllen durch ihre ideelle Ausrichtung bereits einige zentrale Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie, erfasst wurde dies bis jetzt aber nur von wenigen Kulturbetrieben in Österreich. Es ist eine Frage der Prioritätensetzung, war dazu eine Wortmeldung aus der Diskussion, während die Frage, wie die dazu notwendigen Ressourcen aufgestellt werden sollen, noch nicht beantwortet wurde. Doch warum es nicht einfach probieren? Den eigenen Kulturbetrieb ganzheitlich wahrnehmen, Aspekte beleuchten, die vorher nicht im Fokus waren als Unterstützung für den Systemwandel, wäre doch einen Versuch wert, eine Antwort von Renate Obadigbo.

 

Foto: Verena Schmid
Foto: Verena Schmid
Kategorie: Internationale Kulturprojekte – 3 grenzüberschreitende Tipps von Sylvia Amann

Internationale Kulturprojekte – 3 grenzüberschreitende Tipps von Sylvia Amann

Sylvia Amann ist internationale Beraterin im Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft. Am Institut für Kulturkonzepte hält sie von 28.-29. Juni 2019 ein Seminar über transnationales Arbeiten, EU-Kulturpolitik und Kulturnetzwerken auf europäischer Ebene. Hier sind ihre 3 Tipps zum Thema Kulturprojekte über die Grenzen:

Kulturarbeit international umzusetzen ist ein bereichernder und vielseitiger Ansatz. Gerade in Zeiten, in denen viele globale Fragestellungen bewältigt werden müssen, kann kulturelle Zusammenarbeit eine wichtige Rolle zur nachhaltigen Kooperation leisten. Für diejenigen, die sich neu auf den internationalen Weg machen, stellen sich dadurch auch neue Fragen für die Vorbereitung und Umsetzung von transnationalen Kulturprojekten.

Tipp 1: Kleine Schritte führen oft besser zum Erfolg

Als erstes bietet sich ein grenzüberschreitendes Kulturprojekt mit den Nachbarländern an. Österreich liegt geographisch günstig, da viele Kultur- und Sprachräume in unmittelbarer Umgebung die eine Kooperation erleichtern.

Tipp 2: Hilfe in Anspruch nehmen

Neue Herausforderungen stellen sich mit grenzüberschreitenden Projekten. Als Kulturschaffende/r ist man aber nicht allein damit – Es gibt zahlreiche Informations- und Anlaufstellen, die konkrete Informationen zur Verfügung stellen.

Tipp 3: EU-Förderung zuerst als Partner nützen

Für EU-Anträge fehlen in kleinen Kulturorganisationen häufig das Know-how und die zeitlichen Ressourcen. In einem ersten Schritt ist es deshalb oft besser, sich als Projektpartner an einem EU-geförderten Vorhaben zu beteiligen.

 

Sie arbeiten gerade an einer EU-Einreichung oder planen ein EU-Projekt und brauchen Unterstützung? Dann sichern Sie sich gleich Ihren Platz im Seminar Kulturprojekte über die Grenzen (nächster Termin: 28.-29.6.2019)!

Sylvia Amann
Foto: Biberauer

Sylvia Amann

Seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union beschäftigt sie sich mit EU-Kulturentwicklung. Seit 2015 ist Sylvia im Auswahlpanel für die Europäischen Kulturhauptstädte. Im Jahr 2000 hat sie ihr eigenes Beratungsunternehmen inforelais gegründet, mit dem sie europaweit und international tätig ist. Inzwischen bietet inforelais ein umfassendes Angebot von der Begleitung von Einzelprojektträgern bis zur strategischen Konzept-, Politik- und Förderprogrammentwicklung.

EU-Projekte
Foto: Tom Grimbert | Unsplash
Kategorie: Gemeinsam hoch hinaus – Das war der Kulturmanagement Tag 2019

Gemeinsam hoch hinaus – Das war der Kulturmanagement Tag 2019

Ein Beitrag von Ulli Koch

Ein jährliches Highlight im Kulturkonzepte-Kalender fand dieses Jahr in den wunderschönen Räumlichkeiten des Markhof – dem Dorf in der Stadt – statt: Der Kulturmanagement Tag 2019. Der Tag bot den Teilnehmenden sowohl Input-Vorträge als auch Workshops, in denen sie sich vertiefend mit Themen des Kulturmanagement und der Kulturvermittlung beschäftigen konnten. Auch die Möglichkeit, sich zu vernetzen und auszutauschen, wurde rege genutzt. Im Zuge des 25. Jubiläums vom Institut für Kulturkonzepte stand das Programm ganz im Zeichen der Karriereplanung und dem Kooperieren im Kulturbereich.

Über Crowdfunding, Sponsoring & Co

Doch beginnen wir mit dem Anfang des Tages und dem Input-Vortrag von Ulrike Spann, Leiterin der Departments Development & Marketing an den Vereinigten Bühnen Wien. Eines von Ulrike Spanns Aufgabenfeldern ist das Sponsoring, nach Manfred Bruhn die Planung, Durchführung und Kontrolle von Aktivitäten, um Gelder von Unternehmen zu erhalten. Mit diesen werden Projekte realisiert und Kommunikations- sowie Marketingziele erreicht. Im Gegenzug dazu erwarten sich SponsorInnen eine Gegenleistung für ihr Engagement. Daher, so Ulrike Spann, muss man sich bereits im Vorfeld überlegen, wie das Unternehmen von dem geleisteten Sponsoring profitiert. Klassische Gegenleistungen sind Logopräsenz sowie Nennung auf Website und Drucksorten. Auch der Kulturbetrieb selbst muss sich im Klaren darüber sein, welche Ziele mit dem Eingehen eines Sponsoringvertrages erreicht werden sollen. „Und es bedarf,“ so Ulrike Spann, „unbedingt einer schriftlichen Vereinbarung, die auch einen klar abgesteckten Zeitraum definiert.“ Tipp: Ein weiterer Benefit für SponsorInnen ist deren positive Wahrnehmung, weshalb es empfehlenswert ist, positive Rückmeldungen an das Unternehmen weiterzugeben. In Abgrenzung zum Sponsoring gab Ulrike Spann auch einen kurzen Einblick in die Themen Fundraising, das neben finanziellen Mitteln auch Sach- und Dienstleistungen umfasst, sowie Crowdfunding, mit dessen Hilfe Projekte realisiert werden können, die nicht von staatlicher Seite gefördert werden.

Ulrike Spann Kulturmanagement Tag 2019
Foto: Itta Francesca

Bevor ein Kulturbetrieb sich dafür entscheidet, durch Sponsoring Gelder lukrieren zu wollen, bedarf es einer Selbstanalyse. Welche PartnerInnen passen zu meinem Kulturbetrieb? Wie gewinne ich sie? Warum ist gerade mein Kulturbetrieb oder -projekt unterstützenswert? Und wie kann das Unternehmen von unserer Zusammenarbeit profitieren? Aus der Beantwortung dieser und weiterer Fragen ergibt sich ein Mission Statement, das den Zweck von Sponsoringmaßnahmen definiert und das notwendige Argumentarium liefert, um überhaupt SponsorInnen zu gewinnen. So ein Argumentarium muss in den Details individuell auf ein Unternehmen zugeschnitten werden, erläutert Ulrike Spann und gibt den Tipp: „Entwickeln Sie gemeinsam mit dem jeweiligen Unternehmen ein Konzept, das dessen Interessen und Ausrichtung entspricht.“ Nicht vergessen werden dürfen zudem der persönliche Kontakt und die Beziehungspflege.

Vom Audience Development zum Community Building

Beziehungspflege ist auch ein gutes Stichwort für Diana Costas Beitrag, der dem Thema Audience Development gewidmet war. Diana Costa, Projektmanagerin und Kulturvermittlerin, stellt gleich zu Beginn klar, dass Audience Development nur dann funktioniert, wenn es vom gesamten Kulturbetrieb getragen wird – schließlich ist es eine Form der Beziehungspflege, die alle Bereiche involviert. Um eine Audience Development-Strategie zu entwickeln, greift man sowohl auf Tools aus der Marktforschung als auch von KulturvermittlerInnen zurück, die den wohl engsten Kontakt zu den BesucherInnen haben und daher auch deren Bedürfnisse gut kennen. Ein vertiefender Einblick kann da zum Beispiel auf Barrieren geworfen werden, die aus physischen, finanziellen, geographischen, kulturellen und/oder sozialen Gründen eine Person an Kulturteilhabe hindern. Besonders die letzten beiden stellen große Hindernisse dar, die nur schwer abzubauen sind. „Daher“, verdeutlicht Diana Costa, „ist es wichtig, Audience Development als Bildungsauftrag zu verstehen.“ Audience Development basiert auf einem gesellschaftspolitischen Hintergrund, der Partizipation an Kunst als Menschenrecht versteht. Die Ergebnisse von Audience Development-Strategien lassen sich daher auch nur schwer in Zahlen messen, denn „es steht die Qualität im Fokus, das Erreichen von Menschen“, so Diana Costa weiter. „Direkte Teilhabe an Kultur hat das größte Potential, lebensverändernd zu wirken.“

Diana Costa Kulturmanagement Tag 2019
Foto: Itta Francesca

Daher lautet das aktuelle Schlagwort nicht mehr nur Audience Development, sondern Community Building. Dies bedeutet zum Beispiel, Personen einzuladen, gemeinsam Kunst zu erschaffen. Im Idealfall treffen dann unterschiedliche Bevölkerungsgruppen aufeinander, deren Diversität sich auch im Kulturbetrieb selbst abbildet und die in Interaktion mit anderen sowie mit Kunst und Kultur treten. Ein Community Projekt hat das Potential, einen Kulturbetrieb von innen heraus zu verändern. „Doch ist auch die Organisation dazu bereit, sich zu verändern?“ stellt Diana Costa als offene Frage in den Raum.

Das Dorf in der Stadt – der Markhof

Ein Raum, der auf Offenheit, Partizipation und Barrienabbau setzt, ist der Markhof, Gastort des Kulturmanagement Tages. Mitgegründet wurde das selbstbezeichnete „Dorf in der Stadt“ von Stefan Leitner-Sidl, der in seinem Input einen Einblick in den Colearning- und Coworking-Space bietet. Im Fokus des Projekts steht auch hier wieder die Beziehungspflege, auch als Networking bekannt. Ein Coworking-Space bietet, so Stefan Leitner-Sidl, ein Netzwerk, bei dem die Einzelperson nicht mehr alleine vor ihrem Computer sitzt, sondern durch ein offenes Raumkonzept und gemeinsame Aktivitäten mit Menschen anderer Fachbereiche in Kontakt kommt. Profitiert wird dabei nicht nur von dem informellen Austausch, vielmehr teilen sich in einem Coworking-Space verschiedene Professionen einen Raum, die sich gegenseitig mit Fachwissen bei den jeweiligen Projekten unterstützen oder diese auch gemeinsam realisieren.

Stefan Leitner-Sidl Markhof Kulturmanagement Tag 2019
Foto: Itta Francesca

Ergänzt wird dieses Konzept durch den Colearning-Space, der einen ganzheitlichen Bildungsansatz verfolgt. Die Kinder und Jugendlichen, die hier lernen, werden in den Coworking-Space integriert und in viele Prozesse eingebunden, beispielsweise auch bei der Buffetbetreuung im Rahmen von Veranstaltungen. Der so quasi automatisch passierende intergenerationelle Austausch trägt auf beiden Seiten zu mehr Verständnis, Empathie und Wertschätzung bei. Damit stellt sich der Markhof in die Tradition von Rudolf Steiner, Begründer der Waldorfpädagogik, der Bildung und Kultur im Bereich des Sozialen sieht und nicht in staatlicher Verantwortung. Dieser soziale Aspekt wird im Markhof intensiv gelebt, auch durch das Erschaffen und Fördern von neuen Formaten, die den bereits beschriebenen Austausch ins Zentrum setzen.

Workshops, Beratung und nicht zuletzt: Netzwerken!

Der Austausch steht auch bei Susanne Kappeler-Niederwiesers Input-Vortrag im Mittelpunkt, nämlich in Form von Kooperationen. Durch Kooperationen können Kulturbetriebe Synergieeffekte nutzen, die die eigenen Kompetenzen erweitern, neue Möglichkeiten eröffnen, kreative Lösungswege aufzeigen und wieder Menschen zusammenbringen. Wie bei allen Maßnahmen darf aber auch hier wieder die Ressourcenfrage nicht außer Acht gelassen werden. Geht ein Kulturbetrieb eine neue Kooperation ein, bedarf es besonders zu Beginn einer erhöhten Abstimmung, die dann auch in einem Kooperationsvertrag schriftlich festgehalten werden muss. Doch der erhöhte Kommunikationsaufwand zahlt sich in den meisten Fällen aus. Kooperationen erweitern das eigene Netzwerk und tragen einen positiven Marketing- und PR-Effekt in sich, da sich die Aufmerksamkeit für den eigenen Kulturbetrieb erhöht, mehr (potentielle) BesucherInnen erreicht und ihnen eventuell auch kleine Geschenke gemacht werden können, beispielsweise durch vergünstigte Eintrittspreise, Gewinnspiele und dergleichen.

Susanne Kappeler-Niederwieser Kulturmanagement Tag 2019
Foto: Itta Francesca

Ein Geschenk waren auch die Workshops am Nachmittag, die nach den Input-Vorträgen den Raum für vertiefende Auseinandersetzungen eröffneten. Mit dabei war zum Beispiel Daniela Wittinger von Uniport, dem Karriereservice der Universität Wien, in deren Workshop die Teilnehmenden über ihre Karrierevisionen im Kulturbereich sprechen und sich austauschen konnten. Für diejenigen, die sich ihr Berufsleben im Bereich der Kulturvermittlung vorstellen können, hat Sofie Wünsch von der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien den Kulturvermittlungsmethodenkoffer gepackt, während Sabine Kock und Lisa Pointner von Smart Einblick in ihren Berufsalltag zwischen Verträgen, Versicherungs- und Steuerfragen gaben. Karin Wolf thematisierte in ihrem Workshop das Netzwerken und inwiefern dies als Karriere-Boost wirkt, inklusive einiger Tipps, die von den Teilnehmenden beim Ausklang des spannenden Tages gleich angewendet werden konnten. Ulrike Spann bot in einer Q&A-Session einen vertiefenden Einblick in das Thema Kulturfinanzierung und stand eine Stunde lang für Fragen der TeilnehmerInnen zur Verfügung.

Café Markhof Kulturmanagement Tag 2019
Foto: Verena Schmid

Parallel dazu haben viele der Anwesenden die Chance genutzt, sich von Tamara Badr und Birgit Feike-Kneißl individuell zum Seminar– und Lehrgangsangebot vom Institut für Kulturkonzepte beraten zu lassen. Stefan Leitner-Sidl vom Markhof hat außerdem zwei TeilnehmerInnen-Gruppen auf eine Tour durch das „Dorf in der Stadt“ mitgenommen und dabei erklärt, was an diesem Ort täglich geschieht und wie das Zusammenarbeiten auf allen Ebenen funktioniert. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich beim Markhof-Team bedanken, dass wir in diesem Jahr zu Gast sein und die wunderschönen Räumlichkeiten nutzen durften. Ein großes Dankeschön wollen wir auch unseren freien Mitarbeiterinnen für die tolle Unterstützung aussprechen, sowie allen SpeakerInnen und Workshopleiterinnen für ihr Engagement, Itta Ivellio-Vellin und Verena Schmid für die schönen Fotos und unseren Sponsoring-PartnerInnen Hakuma, PONA, Ströck und Riegelfabrik für die Leckereien und Erfrischungen. Last but definitely not least sagen wir DANKE an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kulturmanagement Tags 2019 und freuen uns auf ein Wiedersehen, spätestens beim Kulturmanagement Tag 2020!

Karin Wolf Kulturmanagement Tag 2019
Foto: Itta Francesca

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