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Kategorie: Ich bin auf der Seite der Möglichmacher – Absolventin Anita Koukal, WerkSchau

Ich bin auf der Seite der Möglichmacher – Absolventin Anita Koukal, WerkSchau

Ich will möglich machen. – Absolventin Anita Koukal, WerkSchau

Ich habe 2020 den Lehrgang Kulturvermittlung begonnen, weil ich Kunst und Kinder zusammenbringen will. – Und das nicht nur in kleinen, der Vermittlung gegenüber sehr aufgeschlossenen Gruppen, wie ich es seit vielen Jahren selbst tue, sondern auf der Seite der Möglichmacher. Mein Ziel: Vielen, vor allem auch chancenbenachteiligten Kindern eine inspirierende Begegnung und praktische Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur zur ermöglichen.

Als Pädagogin, Kommunikationsberaterin und Obfrau des Vereins WerkSchau entwickle ich partizipative Vermittlungskonzepte für Kinder und Familien.

Im Rahmen des Lehrgangs habe ich das ABC Atelier, eine mehrtägige Workshopreihe für Kinder im Volksschulalter, konzipiert und erfolgreich umgesetzt.

ABC Atelier – buchstäblich erlesene Sprach-Bastel-Workshops zu ABC Büchern

Im ABC Atelier erleben Kinder anhand ausgewählter ABC Bücher herausragende Bild- und Textkunst sowie Freude am eigenen Sprach- und Gestaltungsgeschick. Die individuellen Buchstabengeschichten verbinden sich zu einem großen gemeinsamen Ganzen, einem Klassen-ABC Buch, das professionell gebunden und gedruckt werden kann.

Foto: werkschau.at

Wie laufen die Workshops ab und wie kann man sie buchen?

Ich komme direkt in den Kindergarten oder das Klassenzimmer und stelle beispielsweise das ABC Buch „Die Kürbiskatze kocht Kirschkompott“ des vielfach preisgekrönten österreichischen Künstlerduos Elisabeth Steinkellner und Michael Roher vor. Das Buch erzählt von teils fantastischen Tieren und ihren ebenso außergewöhnlichen Essgewohnheiten. Die einzelnen Buchstabengeschichten sind kurz und in Stabreimform geschrieben. Zum Buchstaben A steht etwa „Akrobatische Affen haben abends um acht Appetit auf Apfelmus mit Ananas.“ Weiter geht es dann mit „Bruder Brombärius“. Dieser bäckt Butterkekse, brät Bananen, braut Bier – und beichtet hinterher alles.

Foto: werkschau.at

Die Alliterationen sind oft witzig und regen an, über das Erzählte zu sprechen, eigene Mini-Geschichten zu erfinden. Im Workshop entwickeln die Kinder zu jeweils einem Buchstaben eigene Stabreime und Illustrationen. Diese Einzelarbeiten werden dann von mir gesammelt, am Computer bearbeitet und zu einem echten Buch gebunden.

Die Gestaltung eines Klassen-ABC Buchs ist etwas sehr Verbindendes und ein ganz besonderes Andenken an die Volksschulzeit.

Weitere Infos und Buchung: www.werkschau.at

Foto: werkschau.at
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Foto: Anita Koukal (privat)
Kategorie: Quereinsteiger*innentum muss man mögen – Absolventin Lena Steiner

Quereinsteiger*innentum muss man mögen – Absolventin Lena Steiner

Mein erster Schritt in die Kulturszene war ein Ausrutscher.

Nach dem Schulabschluss bin ich nach Wien gezogen, um Theater-, Film- und Medienwissenschaft zu studieren. Ich – als ehemaliges Bühnenkind – versuchte meine bereits erworbenen Skills weiter auszubauen, stellte aber schnell fest: Theater interessiert hier keine S… Niemanden.

Und so fand ich mich am Filmset wieder. Es dauerte nicht lang bis Kunstfilm-Schmankerl der Trashkultur wie Das Krokodakl ist tot von Landkrimis ersetzt wurde, und mein Studienalltag einer 60h-Woche wich. Die Zeit beim Film war extrem lehrreich, non-stop aufregend und ich immer verschwitzt.

Von dort ausgehend trieb es mich als Aufnahmeleiterin in eine Imagefilm-Firma, wo ich erstmals mit einem Bürojob konfrontiert war: Kaffeepausen mit den Kolleg*innen, eine Toilette ohne Räder und ein arbeitsrechtlich vernünftig geregeltes Gehalt – es war so schön.

Zu meinem Erschüttern fiel mir auf, dass ich mein Studium völlig vergessen hatte. Und so verabschiedete ich mich in die Bildungskarenz, um dieses vernünftig abzuschließen. Zwölf Monate im geisteswissenschaftlichen Multiversum später war ich nicht nur zur Amateur-Philosophin mutiert, sondern wusste auch endlich wer Sergej Eisenstein war.

Die geisteswissenschaftliche Brille tragend, suchte ich einen Tapetenwechsel. Nach einem kurzen Aufenthalt in einer Street Art Galerie, landete ich im Direktionssekretariat der Albertina Wien, wo ich unerwarteter Weise meine Gurvi in Sache Organisation und Management fand. Und doch fehlte mir kreatives Schaffen.

In der Hoffnung also, diesen selbst gemachten Fleckerlteppich an Fähigkeiten und Einblicken zu vervollständigen und sinnvoll zu vereinen, absolvierte ich den Lehrgang Kulturmanagement am Institut für Kulturkonzepte und könnte heute nicht gespannter darauf sein, wie es weiter gehen wird.

Gemeinsam mit Romana Jakovcic, die ich irgendwo zwischen Projektfinanzierung und Online-Marketing kennen und lieben gelernt habe, ist heute der Verein Hüsn und Champagner in the making, mit dem wir unsere mittlerweile gemeinsamen Pläne umsetzen wollen.

Aus der Idee ARTLANTIC, einer Unterwasser Kunstausstellung, mit der ich den Lehrgang gestartet habe, ist ein ausgereifter Plan geworden, der mit anderen Projekten in der Pipeline wartet.

Quereinster*innentum muss man mögen. Der Lehrgang Kulturmanagement macht das einfacher, in dem er einen Safe-Space schafft, aus dem man gewappnet heraustritt und selbstsicher in eine neue Richtung gehen kann.

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Foto: (c) Lena Steiner
Kategorie: Ich habe nicht nur meine Kenntnisse sondern auch mein Netzwerk erweitert – Romana Jakovcic, MusicaFemina

Ich habe nicht nur meine Kenntnisse sondern auch mein Netzwerk erweitert – Romana Jakovcic, MusicaFemina

Ich bin geboren in Kroatien, aufgewachsen in München und 2009 nach Wien zum studieren gezogen. Musik war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens, deshalb entschied ich mich für das Musikwissenschaft Studium an der Uni Wien. Als Master wollte ich noch etwas mit Sprache und Kultur machen und schrieb mich für das damalige neue Studium Austrian Studies an der Germanistik ein. 2 Praktika waren unter anderem verpflichtend und ich ging für ein Monat nach Belgrad an die Österreich Bibliothek sowie ein Monat in die Musiksammlung in der Wienbibliothek. Alle meine Studentenjobs hatten etwas mit Kultur zu tun, z.B. Arbeiten in Museen, auf Konzerten und oder anderen Veranstaltungen. Ich wollte jedes Mal irgendwie einen Weg finden, mich noch mehr zu integrieren.

Ich habe dann 2017 als persönliche Assistentin von Dr. Irene Suchy begonnen, die zu einer der renommiertesten Musikjournalistinnen des Landes gehört und vor allem durch ihre Ö1 Sendungen bekannt ist. Seitdem arbeite ich für ihren Verein maezenatentum.at, sowie am MusicaFemina Projekt, welches sich dem Sichtbarmachen von Komponistinnen widmet. Zu unseren bisherigen Arbeiten gehört die zweimonatige Ausstellung MusicaFemina – Aus dem Schatten ans Licht, die im Sommer 2018 in der Pflanzenorangerie in Schönbrunn stattfand, das zweijährige EU Creative Europe Projekt MusicaFemina – women made music das wir als Leadpartner gemeinsam mit PartnerInnen aus Slowenien und Ungarn geleitet haben. Daraus resultierten weitere Einladungen, Ausstellungen und Installationen im Bildraum am Bodensee, dem Österreichischen Kulturforum in Washington oder EU @ SXSW in Austin.

Da ich immer mehr Verantwortung im Verwalten von Projekten übernommen habe, wollte ich mir mehr Basiswissen aneignen und entschied mich nach jahrelangem überlegen für den Lehrgang Kulturmanagement, den ich aufgrund von Corona komplett Online besucht habe. Besonders Projektplanung, Projektfinanzierung, BWL für Kultur, Kultursponsoring und Online-Marketing waren wichtige Seminare, in denen ich das Know-How der Kulturarbeit genauer erlernen konnte. Das Gute daran war, dass wir parallel zu meinem Lehrgang mit unserer neuen Ausstellung mitten in der Planung waren und ich vieles aus den Seminaren mit in die Ausstellungsvorbereitungen einbringen konnte. So konnte ich auch eine kleine Kooperation mit Bianca Lugmayr aus einem der Seminare eingehen, die für unsere Ausstellung wunderschöne Textilporträts von Komponistinnen gestickt hat.

MusicaFemina Leopoldstadt Titelbild zur Ausstellung Fritzi Massary portraitiert von Bianca Lugmayr

Diese Ausstellung, die ich Schritt für Schritt auch in meiner Abschlussarbeit präsentiert habe, eröffnet am 1. September 2021 im Bezirksmuseum Leopoldstadt. Dazu wird es ein Rahmenprogramm geben u.a. mit CD- und Buchpräsentationen und Konzerten. In Kürze folgt auch eine MusicaFemina App, mit der Wohn- und Wirkungsstätten von einst in Wien lebenden und arbeitenden Komponistinnen auf eigens konzipierten Stadtspaziergängen besucht werden können.

Meiner Erfahrung nach ist es ziemlich schwierig allein von Kulturarbeit zu leben und ein Zweitjob ist noch notwendig (diese Erfahrung habe ich vor allem auch als Musikerin gemacht). Subventionen decken meistens nur die künstlerische Arbeit, nicht jedoch die komplette Organisation und Verwaltung, die dahinter steckt, die vielen Stunden Recherche, Planung, Vorbereitungen, ein gut bezahlter 20 Stunden Job in einem Verein ist daher noch fast utopisch. Plattformen wie die IG Kultur machen aber längst darauf aufmerksam, dass Kulturarbeit noch sehr unterbezahlt ist.

Ich habe durch den Lehrgang Kulturmanagement nicht nur meine Kenntnisse, sondern auch mein Netzwerk erweitert, und mittlerweile mit einer Kollegin, Lena Steiner,  einen Kunst- und Kultur Verein gegründet, mit dem wir eigene Ideen und Projekte in Wien künftig umsetzen wollen.

www.hüsnundchampagner.at

Foto: Romana Jakovcic (c) Louise Lotzing
Foto: Romana Jakovcic (c) Louise Lotzing
Kategorie: Porträt eines Absolventen – Leon Boch

Porträt eines Absolventen – Leon Boch

Im Herbst 2020 hat Leon Boch den Lehrgang Kulturmanagement am Institut für Kulturkonzepte begonnen und bereits nach kurzer Zeit im März 2021 erfolgreich abgeschlossen. Hier beschreibt er seine berufliche Entwicklung:

Kunst begleitet mich schon von klein auf und fast zu jeder Zeit. Für Außenstehende mag es deshalb nicht ungewöhnlich sein, dass ich nun als Art Director in der Galerie am Lindenplatz (in Lichtenstein) und als Kulturmanager an separaten Projekten arbeite sowie Kunstsammlungen verwalte oder kuratorisches Mitglied in einem Verein bin. Wenn man jedoch aus einer Galeristenfamilie stammt, ist mindestens einem Kind dieses Schicksal auferlegt.
Obwohl mir oft von einer beruflichen Tätigkeit in dieser Branche abgeraten wurde, arbeitete ich parallel zu meinem Studium der Politikwissenschaft – und ein wenig Kunstgeschichte – im Atelier eines befreundeten Künstlers, Gerold Tagwerker, in Wien. Dies führte mich dann 2018 zu der Jobmöglichkeit im Ausstellungsaufbau in den großen Museen Wiens, wie beispielsweise der Albertina, dem 21er Haus, dem Belvedere, dem MAK und dem Wien Museum zu arbeiten.
Dadurch lernte ich neben dem mir bereits bekannten Ablauf eines Galerienbetriebs, die Abläufe und Prozesse musealer Ausstellungsorganisation kennen. Es bedeutete für mich einen praktischen Ausgleich zum theoretischen Studium.
2020 markierte dann den endgültigen Einstieg für mich persönlich in die Welt der Kunst und Kultur. Mit der Anfrage, eine Ausstellung in Bregenz zu kuratieren, war es mir möglich, erstmals eine Ausstellung selbst praktisch umzusetzen. Zwei weitere folgten in den nächsten 8 Monaten.
Im Zuge dieser Ausstellungen begann der Kulturmanagementlehrgang, welcher mir nun auch theoretisches Wissen über die Branche vermitteln sollte.
Das von mir im Rahmen des Lehrgangs ausgearbeitete Projekt „L O O P“ in Kooperation mit dem Künstlerduo Bildstein|Gatz, ist eine aus Aluminium und Holz gefertigte Großplastik, welche nicht nur durch die Form- und Farbgebung besticht, sondern auch den Beginn von nachhaltigem Tourismus im voralpinen Raum markieren soll. Gespräche mit dem Land Liechtenstein sind bereits geplant.
Die Möglichkeit der Neuplatzierung dieses doppelten Loopings in den Bergen, man denke an Turell oder Gormley, erlaubt einen bewussteren und nachhaltigeren Zugang zu den Alpen.

Ausstellung „Eindrücke aus dem Atelier – noch nicht gezeigte Werkstücke verschiedener Arbeitsphasen“ von Georg Malin, Galerie am Lindenplatz, Vaduz, Bild aufgenommen am 16.04.2021,
vlnr. Georg Malin – Künstler, Leon Boch – Galerist / Kurator – Galerie am Lindenplatz,
FOTO&COPYRIGHT: TATJANA SCHNALZGER
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Foto: Leon Boch © Lukas Zerbst
Kategorie: Jetzt ist die Stunde der Kulturvermittlung!

Jetzt ist die Stunde der Kulturvermittlung!

Andrea Zsutty, Leiterin des Lehrgangs Kulturvermittlung und Direktorin des ZOOM Kindermuseums in Wien, ist am 11. November zu Gast in unserem Online-Info-Workshop „Jobperspektive Kulturvermittlung – alles anders durch Corona?“ 
Karin Wolf hat schon vorab ein Interview mit ihr geführt.

Die Kulturvermittlung ist von den Einschränkungen durch Corona besonders betroffen. Was sind deine Gedanken zur aktuellen Lage und zur nahen Zukunft?

Die Lage der KulturvermittlerInnen ist derzeit sehr unterschiedlich, je nachdem ob ich einen sicheren Arbeitsplatz in einer Institution habe, die Gestaltungswillen zeigt oder ob ich freischaffend bin und meine Existenz durch den Wegfall der Aufträge bedroht ist.

Was jetzt in den einzelnen Häusern, egal welcher Sparte, möglich ist, hängt sehr stark davon ab, wie flexibel  und dialogisch grundsätzlich mit dem Publikum kommuniziert wird und wurde. Durch die Pandemie wird der ganze Sektor und der Stellenwert der Vermittlung in den verschiedenen Organisationen sichtbar. Wenn die leitenden Verantwortlichen der Vermittlungsarbeit in Kurzarbeit geschickt werden, halte ich das für eine kurzsichtige Reaktion, denn da wird Potential verschenkt. Ein Nebeneffekt der Kurzarbeit ist, dass Menschen über Monate hinweg sehr spürbare Einkommenseinbußen haben. So positiv die Kurzarbeit für die Organisationen ist, es ist ein Nettoverlust für die Einzelpersonen.

Es zeigt sich jetzt sehr deutlich, wer guten Kontakt zu seinem Publikum hat. Wer bisher nur eine Einwegkommunikation gepflegt hat, steht sprichwörtlich in einer Sackgasse. Wo verschiedene Kommunikationswege etabliert und gepflegt wurden, ist es natürlich leichter. Bei den KulturvermittlerInnen liegt das Potential einer Institution, kreative Lösungen zu entwickeln, wie man unter erschwerten Bedingungen trotzdem in Kontakt mit dem Publikum kommt. Wir benötigen genau jetzt dieses Know how: wie treten wir in Kommunikation mit unserem Publikum, wie bleiben wir in Kontakt mit ihm?

Wir im ZOOM Kindermuseum tun uns sicher leichter als andere. Ich kann meine Ausstellungen zusammen packen und in die Schulen bringen. Das  ist natürlich mit anderen Exponaten, wie einem Warhol oder einem Rembrandt anders – obwohl das Rijksmuseum in Amsterdam bringt hochwertige Rembrandt Reproduktionen auch in Altersheime!

Gibt es Lerneffekte durch Corona für den Normalbetrieb, der sich irgendwann in der Zukunft ja wieder einstellen wird? Was wird von der Krise übrigbleiben?

Die Krise erzeugt einen Turbo-Lerneffekt im digitalen Bereich. Im ersten Lockdown haben wir auch erfahren, welche Vermittlungsformate nicht funktionieren – da sind die Kulturinstitutionen sehr schnell mit allem Möglichen hinausgegangen und haben fast wahllos vieles online gestellt.  Jetzt im zweiten Lockdown kann man schon differenzierter vorgehen und sich genauer überlegen, welche Maßnahme man für welche Zielgruppe einsetzen möchte.

Corona hat auch dazu geführt, mehr über den Tellerrand zu schauen. Das Digitale ist für mich eine große Bereicherung. Videokonferenzen und Webinare mit KollegInnen aus dem In- und Ausland gehören inzwischen zum Arbeitsalltag – das wird  sicher über Corona hinaus bleiben und wir erweitern dadurch auch unseren Wirkungsgrad als Museum.

Wir haben auch gelernt, wie digitale und analoge Angebote einander ergänzen können. Auch wenn es in Zukunft verstärkt digitale Angebote geben wird, sind mir die Vorzüge vom analogen Kunsterlebnis doch deutlich vor Augen geführt worden.

Ein weiteres Ergebnis ist, dass wir unseren Methodikfächer erweitert haben. Wir haben erlebt welche neuen Formate funktionieren und welche nicht. Im ersten Lockdown haben wir „ZOOM Selbermachen“ entwickelt. Wir wiederholen es aber nicht, sondern richten jetzt mit unserem Lieferservice den Fokus auf die Schulen. Als der zweite Lockdown verkündet wurde, war klar:  wir kommen nicht in die Schulen hinein, die SchülerInnen kommen nicht aus der Schule hinaus – also bringen wir das ZOOM in die Schulen. Ich habe mir gedacht, wenn ein Restaurant Essen liefern darf, dann darf ein Museum auch Kunst liefern.

Das Zoom Team  hat sofort unglaublich flexibel reagiert: Am Samstag wurde verkündet, dass die Museen schließen müssen, übers Wochenende habe ich die Idee des Lieferservice entwickelt und am Montag meinem Team vorgestellt. Dann haben wir ausgewählte Hands-On Stationen restauriert, Kisten für den Transport gebaut und kurze Erklärungsvideos für die Schulen produziert, wie sie die Exponate benutzen können. Eine Woche nach der Schließung wird nun die erste Schule beliefert!

Mit unseren neuen mobilen Angeboten erreichen wir sogar Schulen, die uns vorher noch nicht besucht haben.  Wir nutzen die Situation jetzt auch, um mittels Fragebögen bei den mobilen Angeboten, herauszufinden, warum das so ist und wie wir unsere Angebote in Zukunft adaptieren können.  Ich halte dieses Thema für so zukunftsweisend, dass ich dazu eine wissenschaftliche Begleitforschung zum dezentralen Arbeiten beauftragen möchte: Was sind Erfolgsfaktoren dezentraler und mobiler Angebote von Kulturorganisationen?

Am 11. November von 13.00-14.30 Uhr findet der Online-Info-Workshop „Jobperspektive Kulturvermittlung – alles anders durch Corona?“statt. Von Karin Wolf erfahren Sie, wie Sie sich für neue Herausforderungen fit machen können. Gemeinsam mit Andrea Zsutty wird Karin Wolf einen Blick in die nahe Zukunft der Kulturvermittlung machen.
Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos, bitte melden Sie sich hier an, der Link zur Online-Veranstaltung wird Ihnen dann zugeschickt.

Foto: © zoomKindermuseum
Foto: © zoomKindermuseum
Kategorie: Das Digitale ist mein Vehikel für die Museumsrevolution!

Das Digitale ist mein Vehikel für die Museumsrevolution!

Unsere Absolventin Christiane Lindner erzählt über die neuen gesellschaftlichen Aufgaben von Museen und die Notwendigkeit, digitale Techniken auf vielen Ebenen einzusetzen.

Typisch für das Berufsfeld Kulturmanagement ist die Vielzahl an Tätigkeitsfeldern und Berufsbezeichnungen. Du bist „Digital Catalyst“ im Projekt „Creative Collections“ am Badischen Landesmuseum Karlsruhe – was sind deine Aufgaben?

Meine Berufsbezeichnung ist Digital Catalyst und bewusst nicht digitale „Kuratorin“, weil es darum geht das Digitale im Museum zu verbreiten, zu katalysieren also, und zu verdeutlichen, dass es eine Querschnittsaufgabe ist, die nicht nur eine Person oder Abteilung betrifft. Ab September werde ich das Projekt Creative Collections leiten. Meine zentrale Aufgabe ist es, neue digitale Formate in partizipativen Prozessen gemeinsam mit den BürgerInnen zu entwickeln und umzusetzen. Durch den Einsatz von digitalen Tools ermöglichen wir es den NutzerInnen eigenständig und individuell mit unseren Sammlungen zu interagieren – sie werden quasi selbst zu KuratorInnen und VermittlerInnen.

Das ist eine sehr abwechslungsreiche Position – mein Kollege Johannes Bernhardt und ich sind ProjektleiterInnen, VermittlerInnen und KuratorInnen in Personalunion. Wir sind als Stabsstelle direkt bei der Direktion angesiedelt und können so Veränderungen gut anstoßen und begleiten.

Ursprünglich hast du Altphilologie studiert – welche Stationen haben dich zu deiner aktuellen Position geführt?

Neben meinem geisteswissenschaftlichen Studium habe ich in der IT Logistik gearbeitet. Dort hatte ich dann sogar eine Leitungsposition in der Personalabteilung und habe zB Führungstheorien oder Persönlichkeitsanalyse-Tools kennengelernt, die dann Jahre später auch im Kulturmanagement von Nutzen waren. Am Ende des Studiums habe ich dann am Institut für Kulturkonzepte alle Module der Sommer- und Winterakademie (Anm. entspricht dem heutigen Basiszertifikat für Studierende) besucht, um mich auf den Berufseinstieg in die Kultur vorzubereiten. Danach habe ich u.a. beim queeren Filmfestival identities mitgearbeitet, ein Praktikum im London Transport Museum gemacht und im Technischen Museum Wien gearbeitet. An der Reinwardt Academie in Amsterdam  habe ich dann noch das Masterstudium Museology absolviert und da konnte ich wirklich den Museumsbetrieb als Ganzes erfassen und mich damit beschäftigen, welche soziale Rolle Museen in der Gesellschaft des 21. Jhd spielen sollen und wie sie die Welt ein Stück besser machen können. Die Auseinandersetzung mit Themen wie Partizipation, Diversität und Nachhaltigkeit hat mich nachhaltig geprägt. Die Mitarbeit im Jüdischen Museum in Berlin hat dann meinen Ansatz weiter gefestigt, dass Museen ihre BesucherInnen auf vielen Ebenen einbeziehen müssen. Digitale Angebote sind ja per se partizipativ – deshalb ist das Digitale mein Vehikel für die Museumsrevolution. Darunter verstehe ich, die Rolle von Museen in der Gesellschaft grundsätzlich neu zu denken und die Häuser zu öffnen! Die Stelle des Digital Catalyst im Badischen Landesmuseum Karlsruhe ist mir also wirklich auf den Leib geschneidert – das dachte ich mir schon beim Lesen der Stellenausschreibung und es hat sich bewahrheitet.

Du hast einige Seminare bei uns besucht, um dich zu orientieren und einen guten Einstieg in den Kultursektor zu finden. Welche konkreten Impulse hast du damals bekommen?

Da gab es einige prägende Momente! Besonders hilfreich war es die Strukturen des Kulturbetriebs kennen zu lernen. Es hat mich überrascht, zu erfahren, dass man nicht jeden Job (aus Angst nichts anderes zu kriegen) annehmen soll. Ich habe erkannt, was für mich einen guten Job ausmacht, wonach ich also Ausschau halten soll. Besonders ein Tipp hat mir wirklich die Augen geöffnet: Man soll sich nicht fragen, ob man alle Anforderungen, die im Jobprofil stehen, schon hundertprozentig kann, sondern man soll sich da bewerben, wo man sich die Tätigkeiten zutraut. Also Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben und sich nicht bescheiden unter dem Wert verkaufen. Ich habe einen guten Überblick über den Kulturbetrieb gewonnen und die Schwellenangst verloren, mich drauf einzulassen.

Welche Digitalen Angebote gibt es bei Euch?

Es war schon vor Corona ein Anliegen des Museums, partizipative Angebote gemeinsam mit den KarlsruherInnen zu entwickeln. Dazu gab es 2018 auf Anregung des Museums die Gründung eines BürgerInnen-Beirats und ein zweitägiges Museumscamp, das wie ein Barcamp aufgebaut war. Wir wollten von den BürgerInnen wissen, was ihnen ein Museum in der Zukunft bieten soll. Dabei ist vor allem heraus gekommen, dass sich die Menschen mehr individualisierte Angebote wünschen und gerne hinter die Kulissen schauen und Einblicke in die Museumsarbeit bekommen wollen. Wir haben da sehr kreative Ideen entwickelt, die teilweise auch in Richtung Gaming gegangen sind, wie etwa Escape Rooms oder Schatzsuchen.

Das Badische Landesmuseum arbeitet schon seit einigen Jahren an einem zukunftsorientierten Museumskonzepts, mit dem zentralen Anliegen BesucherInnen zu NutzerInnen zu machen, und zwar  vor allem mit digitalen Mitteln. Gestartet haben wir in der Abteilung „Archäologie in Baden“, wo wir erste Ideen prototypisch umgesetzt haben. Da gibt es jetzt Virtual Reality Stationen und Augmented Reality in der Schausammlung. Die NutzerInnen können in der Expothek mit 3D Scannern arbeiten und werden ermuntert, individuelle und aktive Zugänge zu den Objekten zu finden. Es gibt wie in Bibliotheken einen Nutzerausweis, mit dem man Objekte bestellen und sich vorlegen lassen kann. So können die BesucherInnen wirklich mit unseren Sammlungen arbeiten und Objekte auch mal selbst in die Hand nehmen.

Aufbauend auf diesen Erfahrungen starteten wir das Projekt Creative Collection mit dem Ziel, neue und vielfältige digitale Wege ins Museum zu erschließen. In diesem Projekt ist auch meine Stelle angesiedelt.

Ein ganz wesentliches Element in diesem Prozess der Digitalisierung ist das museum x. Das ist ein realer Raum, eine Freifläche in Stadtnähe, die als Open Space fungiert und von Einzelpersonen und Gruppen genutzt werden kann.  Im museum x stellen wir in partizipativen Veranstaltungen und Workshops Fragen zur Zukunft des Museums. Hier können wir als Museum auch eine Vorreiterrolle einnehmen, indem wir uns zB mit dem Thema Künstliche Intelligenz und Citizen Science beschäftigen.

In Kürze startet die 2. Staffel unseres Museumspodcast „Kaffee mit KollegInnen“.
Den hat unsere Praktikantin Leilah Jätzold entwickelt, die in der Coronazeit eingestiegen ist und ein Medium gesucht hat, um das Haus kennen zu lernen. Unter dem Titel „Kaffee mit KollegInnen“  haben MitarbeiterInnen aus verschiedenen Abteilungen erzählt, was Corona für ihre Arbeit bedeutet. Nun startet schon die zweite Staffel, die in 10 Folgen wieder quer durchs Haus führt – die übrigens damit beginnt, wie es den Aufsichten geht, jetzt wo das Museum wieder geöffnet ist. Und dann erzählen zum Beispiel auch die Reinigungskräfte und der technische Dienst, wie sie mit der neuen Situation umgehen. Ich finde den Podcast sehr spannend, weil es ein interessantes Zeitzeugnis ist für den Einfluss von Corona auf die Museumsarbeit und gleichzeitig einen Bedarf der BürgerInnen abdeckt, nämlich mehr über die Arbeit hinter den Kulissen des Museums zu erfahren.

Womit beschäftigst du dich gerade? Wie wird das neue Museum ausschauen?

Künstliche Intelligenz ist gerade ein Trendthema, das wir aufgegriffen haben und zu dem wir weitere Vortragsreihen und Diskussion machen werden. Normalerweise sind ja Museen nicht stark an den aktuellen gesellschaftliche Diskursen beteiligt, in diesem Fall können wir Vorreiter sein und vor allem die ethischen und gesellschaftspolitischen Komponenten viel besser thematisieren als kommerzielle Organisationen wie Google etc.
Ich werde mich dafür einsetzen, dass Museen ihre vermeintliche Neutralität ablegen und sich stärker als Orte des gesellschaftlichen Diskurses verstehen. Die neue Museologie sagt, ein Museum hat eine soziale Rolle und soll sich mehr mit der Gegenwart auseinandersetzen und Stellung beziehen.
Museen werden ebenso wie Bibliotheken immer mehr auch die Aufgabe haben, ein „Hang Out“ Ort zu sein, ein offener Raum, an dem sich Menschen selbstbestimmt und interaktiv aufhalten können.
Für mich soll ein Museum ein kritischer Ort sein, der sich an den NutzerInnen orientiert und die Welt ein Stück besser macht.

Am 19. August von 9.00-10.30 Uhr findet der Online-Infoworkshop „Bringen Sie Ihre Karriere in Schwung“ statt. Wir stellen unsere Seminare und den Lehrgang Kulturmanagement vor und führen mit Christiane Lindner ein Gespräch über das vielfältige Berufsbild Kulturmanagement.
Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos, bitte melden Sie sich hier an, der Link zur Online-Veranstaltung wird Ihnen dann zugeschickt.

Foto: Christiane Lindner | © Johannes Bernhardt
Foto: Christiane Lindner | © Johannes Bernhardt
Kategorie: Warum ein Blog so hilfreich ist

Warum ein Blog so hilfreich ist

Ein Beitrag von Christian Henner-Fehr

Vor einigen Tagen habe ich das Blog von Jeanette Kakareka entdeckt. Zu verdanken habe ich das dem Blog der Staatsoper München, auf dem sie in einem Blogbeitrag darüber berichtet, wie sie als Ballettänzerin mit den Folgen der Corona-Pandemie zurechtkommt. Nachdem sie schon fünf Jahre bloggt, hat sie in der Coronazeit zusätzlich noch einen eigenen Youtube-Kanal gestartet.

Ich finde das großartig und lese vor allem Blogbeiträge von Künstler*innen sehr gerne. Oft nimmt man die Menschen, die auf der Bühne stehen, eben nur dort oben wahr. Sie spielen eine Rolle, aber vom Menschen dahinter erfährt man praktisch gar nichts. Wenn jemand ein Blog betreibt, ist das anders. Vor allem, wenn es wie in diesem Fall nicht nur um Ballettthemen geht, sondern sich dort zum Beispiel auch Rezepte finden lassen.

Kultureinrichtungen nutzen Blogs unterschiedlich

Ein anderes Beispiel ist das Blog des Deutschen Uhrenmuseums in Furtwangen. Würde dieses Museum nicht bloggen, wüsste ich vermutlich gar nicht, dass es dort ein Uhrenmuseum gibt. Aber auch hier gilt: All die Geschichten aus der Uhrenwelt üben eine Faszination aus, die in meinem Fall nur über die Blogbeiträge entsteht. Auf diese Weise kann ich verfolgen, was in diesem Museum so alles passiert. Und das schon seit etlichen Jahren.

Noch etwas länger gibt es das Blog der Residenz München. Wer von Anfang an, also seit 2011 die Beiträge gelesen und sich all die vielen Geschichten und Informationen gemerkt hat, kann vermutlich mittlerweile dort als Fremdenführer*in arbeiten. Jeder Beitrag war und ist so eine Art wissenschaftliche Abhandlung. Mittlerweile ist das Blog der Residenz München umgezogen und ein wichtiger Baustein des Schlösserblogs, das von der Bayerischen Schlösserverwaltung betrieben wird.

Im Blog berichten Sie vom Alltag, die Website ist mehr Schaufenster

Ich habe lange Zeit die Ansicht vertreten, der Begriff Blog würde irgendwann einmal verschwinden, weil sich Website und Blog immer ähnlicher werden und die Unterscheidung nicht mehr notwendig ist. Aber das stimmt gar nicht. Die Website ist mehr so eine Art Schaufenster, im Blog erzählt man Geschichten. Mich erinnert das an den Unterschied zwischen dem Feed und den Stories auf Instagram. In den Stories erfährt man etwas über den Alltag, die Beiträge im Homefeed haben oft mehr offiziellen Charakter.

Über ihre Geschichten habe ich die Künstlerin und die beiden Kultureinrichtungen kennen- und schätzen gelernt. Sie sind mir viel näher als all die anderen Künstler*innen und Kulturbetriebe. Genau das ist aber das Ziel, das wir in der Regel mit unseren Marketingaktivitäten verfolgen. In der ersten Phase der Customer Journey geht es darum, auf sich aufmerksam zu machen.

Wie haben sie das geschafft? Sie tauchten mit ihren Beiträgen an anderer Stelle auf, sie wurden von anderen Blogs erwähnt beziehungsweise verlinkt. Der Grund: Dort findet man Geschichten. Geschichten, die man gerne liest, die unterhalten, die aber auch Wissen vermitteln. Vermutlich deshalb sind sie auf anderen Blogs aufgetaucht und wurden empfohlen.

Verlinken ist immer noch sinnvoll

Zwar hat die Verlinkung in der Blogosphäre abgenommen, seitdem Inhalte über die sozialen Netzwerke geteilt werden. Aber das Prinzip funktioniert immer noch, wie das Beispiel Jeanette Kakareka zeigt. Ohne die Erwähnung im Staatsopernblog hätte ich davon nie erfahren. Verlinkung ist eine der Stärken von Blogs und da dort in der Regel immer wieder neue Geschichten auftauchen, gibt es immer wieder neue Gründe, darauf zu vernetzen, was anderen wiederum die Chance eröffnet, diese Blogs zu entdecken.

Früher hatten die meisten Blogs eine Blogroll, in der eine Blogbetreiber*in auf andere – in ihren Augen interessante – Blogs machte. Diese Art der Verlinkung funktioniert unabhängig von den Suchmaschinen, es ist eine Art Empfehlungsmarketing. Die User*innen können Dinge entdecken, die sie nicht gesucht haben, aber dann trotzdem interessant oder lesenswert finden. Jeff Jarvis hat das mal so schön als „unerwartete Relevanz“ bezeichnet.

Finden, ohne zu suchen

Dieser Aspekt der unerwarteten Relevanz spielt, so denke ich, im Kunst- und Kulturbereich eine bis jetzt unterschätzte Rolle. Millionen von User*innen warten nicht verzweifelt auf hochwertigen Content aus diesem Bereich, sondern haben lediglich Interesse daran, das es zu wecken gilt. Und weil die Relevanz für die meisten gering ist, suchen sie nicht aktiv danach. In meinem Fall hat das bei den drei genannten Blogbeispielen wunderbar funktioniert. Gesucht habe ich nicht danach, aber ich habe drei Blogs gefunden.

Auf diese Weise können Kunst und Kultur für Menschen relevant werden und sie dazu bringen, sich mit den jeweiligen Themen zu beschäftigen. Tauchen nun Fragen auf, werden die Suchmaschinen bemüht. Und auch hier sind Blogs hilfreich, weil dank der Blogbeiträge ständig neue Inhalte produziert werden. Diese werden von den Suchmaschinen indexiert und sind im Idealfall so positioniert, dass man sie auch gut findet.

Blogs schaffen Relevanz und sorgen für Sichtbarkeit

Blogs dienen also einerseits dazu, Relevanz zu schaffen und sorgen andererseits mit ihren Inhalten dafür, dass die jeweilige Kultureinrichtung oder Künstler*in dann in den Suchmaschinen zu finden sind. Um in den Suchmaschinen sichtbar zu sein, muss man sich mit dem Thema Suchmaschinenoptimierung beschäftigen.

Damit die Optimierung Früchte trägt, muss man die User*innen aber erst einmal für sich interessieren. Dafür sind qualitativ hochwertige Inhalte, aber auch eine gute Vernetzung unabdingbar. Wer sich lediglich darum kümmert, seine Inhalte für die Suchmaschinen zu optimieren, läuft Gefahr, trotzdem nicht entdeckt zu werden. Eben weil gar niemand nach ihm sucht. Wenn Sie noch kein Blog haben, versuchen Sie es doch einmal.

 

Christian Henner-Fehr lebt und arbeitet als Kulturberater in Wien. Er betreibt das Kulturmanagement Blog und beschäftigt sich aktuell mit den Themen Content Marketing, Social Media und der digitalen Transformation von Organisationen in den Bereichen Kultur und Tourismus. Außerdem entwickelt er Digitalisierungskonzepte für Städte und Regionen.

Am Institut für Kulturkonzepte unterrichtet er unter anderem das Seminar Projektplanung. Der nächste Termin dieses Seminars ist von 5.-7. November 2020 und findet online statt. Hier können Sie sich dafür anmelden!

Foto: Werner Moser | pixabay
Foto: Werner Moser | pixabay
Kategorie: Kulturvermittlung – Vorwärts in die Vergangenheit?

Kulturvermittlung – Vorwärts in die Vergangenheit?

Ein Beitrag von Wencke Maderbacher

Nun können viele Kulturinstitutionen wieder aufsperren und langsam wieder zur ”Normalität” zurückkehren. Aber was bedeutet diese Normalität für die Kulturvermittlung?

Als die Kulturinstitutionen von einen Tag auf den anderen wegen der Covid 19 Pandemie schließen mussten, kam der Kulturvermittlung plötzlich viel Aufmerksamkeit zu. Denn sie besitzt nicht nur die Kompetenzen zu informieren, sondern die Inhalte auch zielgruppengerecht zu vermitteln – nun eben digital. Innerhalb weniger Tage wurde zahlreiche Programme online umgesetzt und mittels Hashtags verbreitet, z.B. #closedbutactive oder #museumandchill. Manche Programme wurden in altbekannten Formaten abgehalten, z.B. klassische Führungen durch Ausstellungen oder KuratorInnen-Gespräche; andere haben ihrem Publikum einen offenen Gestaltungsspielraum zur Verfügung gestellt. Eines der bekanntesten Beispiele wurde hier die niederländische Aktion #tussenkunstenquarantaine, bei der Menschen aus der ganzen Welt ihre Lieblingsbilder als Tableau-Vivant zuhause nachstellen.

Aber nicht nur die Kompetenz der Kulturvermittlung bekam Aufmerksamkeit, sondern auch die unsicheren Verträge in der Branche. Hingen doch viele VermittlerInnen zu Beginn der Schließungen komplett in der Luft. Viele KulturvermittlerInnen arbeiten immer noch mit Verträgen, bei denen die Bezahlung von jeder einzelnen Buchung abhängig ist. Als alle Führungen, Workshops und Programme storniert wurden, standen viele von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts. Und das gerade zu Saisonbeginn im Frühjahr, wenn es normalerweise erst richtig los geht mit Touristen und Buchungen. Es hat einige Wochen gedauert, bis eine Übergangslösung für KulturvermittlerInnen gefunden wurde und es zumindest kleine Abschlagszahlungen für die Branche gab.

Wollen wir wirklich zu dieser Normalität zurückkehren? Sollte man dieses notgedrungene Innehalten nicht eher dafür nützen, um umzudenken? Innerhalb der Kultureinrichtungen, indem man darüber nachdenkt, wie Verträge, Anstellungsverhältnisse und Organisation anders gedacht werden können und die gute Kollaboration zwischen den verschiedenen Funktionen innerhalb der Kultureinrichtungen auch nach der Öffnung weiter beibehalten werden kann.

Sowie extern mit unserem Publikum, dem viele Kulturinstitutionen ganz neue Möglichkeiten der Interaktion und Teilhabe öffneten. Ein Plus ist hier bestimmt die neue Reichweite – man kann den Programmen, Vorträgen und Führungen beiwohnen, ohne in der jeweiligen Stadt sein zu müssen. Hier entstanden in nur drei Monaten fantastische, kreative Ideen und Projekte. Es wäre spannend diesen Weg weiterzuverfolgen und zu sehen, was sich hier über einen längeren Zeitraum entwickeln kann, was bestehen bleibt und wieder verschwindet, nun da sich alle Türen wieder öffnen.

Wencke Maderbacher leitet die Abteilung Vermittlung im Moesgaard Museum, Højbjerg, Dänemark, außerdem ist sie ICOM CECA Europe Coordinator und Coordinator of CECA Special Interest Group for Professional Development of Museum Educators.

Am Institut für Kulturkonzepte unterrichtet sie das Seminar Kulturvermittlung-vor Ort und Online. Der nächste Termin dieses Seminars ist am 27.-28. Juni 2020 und findet online via zoom statt. Melden Sie sich an, es gibt noch wenige freie Plätze!

Foto: Wencke Maderbacher by Verena Wieser
Foto: Wencke Maderbacher by Verena Wieser
Kategorie: Schnell und kreativ – erfolgreiche Reaktionen auf den Shutdown

Schnell und kreativ – erfolgreiche Reaktionen auf den Shutdown

Der Kulturbereich ist von der Corona-Krise auf eine sehr ambivalente Weise getroffen. Einerseits herrscht Stillstand, denn die Kulturveranstaltungen sind bis zum Sommer abgesagt. Andererseits ist ein breites Kulturangebot in den sozialen Medien entstanden. Dazu haben wir zwei Kulturschaffende interviewt, die am 22. April zu Gast bei unserem Online-Workshop „Dein Weg zum Kulturjob“ sein werden.

Unsere Absolventin Lisa Reimitz-Wachberger von der Agentur Raumpioniere ist Urbanistin und Kulturmanagerin und hat innerhalb kürzester Zeit das Homestage Festival ins Leben gerufen, mit Konzerten, Kabaretts und mehr per Livestream.  Der Kunstvermittler Markus Hübl führt täglich virtuell durch das Belvedere, Wien und hat damit bereits mehr als 100.000 Menschen erreicht. Wir haben sie gefragt, wie sie ihre außergewöhnlich erfolgreichen Projekte entwickelt haben und welche Erkenntnisse sie daraus für ihre Arbeit nach Corona ziehen können.

Fotos: links privat, rechts (c) Thomas Topf
Fotos: links privat, rechts (c) Thomas Topf

Lisa entschied sich gemeinsam mit ihrem Partner sofort, die Event-Agentur ins Homeoffice zu verlegen und stellte sich am ersten Tag die Frage: „Was kann ich tun, um mir, der Agentur und anderen zu helfen?“  Schon am ersten Tag wird die Idee des Homestage-Festivals geboren. Nach einem kurzen Gegencheck mit den potentiellen PartnerInnen, begann sie sofort mit der Umsetzung. „Die ersten beiden Wochen des Lockdown waren superproduktiv, von Stillstand oder Grübeln war keine Rede“, sagt Lisa.  Markus erlebte den Corona-Ausbruch auf der Rückreise von Italienaufenthalts im Zug Richtung Mailand und kam mit „dystopischen Eindrücken“ nach Wien zurück und dort ging es dann Schlag auf Schlag. Sein Arbeitsplatz, das Belvedere in Wien wurde geschlossen und in der ersten Krisensitzung fragten sich die AbteilungsleiterInnen: Wie gehen wir damit um, dass die Besucherinnen nicht zu uns ins Haus kommen können? Markus sagte sofort zu, das Belvedere in Form von Online-Führungen zu den BesucherInnen zu bringen und meint rückblickend: „Das war für mich als Kunstvermittler eine einzigartige Chance. Ich bin immer dafür, ins kalte Wasser zu springen. Man geht im Normalfall nicht unter! Wir haben ja alle schwimmen gelernt.“

„Was hat sich in der Organisation verändert?“

Lisa: „Wir sind in der Agentur zu zweit und arbeiten prinzipiell eng zusammen. Seit dem Lockdown teilen wir uns die Projekte aber auf und wenden unsere unterschiedliche Herangehensweisen an. Daraus ergibt sich neben der Arbeitsteilung auch ein Möglichkeitsraum, in dem wir individuell Neues ausprobieren können. Die räumliche Trennung bewirkt neue Arbeitsstrukturen. Mein Tagesablauf ist jetzt regelmäßiger, ich stehe früher auf und ich koche täglich zu Mittag. Man könnte sagen, nicht mehr der Arbeitsrhythmus mit Termindruck und Anforderungen von außen kontrolliert den Tag, sondern der Tagesrhythmus kontrolliert den Arbeitsablauf.“

Markus: „Für eine große und bedeutende Bundeseinrichtung ist das prozesshafte Arbeiten neu. Vor Corona hätten wir nicht innerhalb eines Tages den Beschluss für Live-Führungen gefasst. Da hätte es Konzepte, Besprechungen und Zeitpläne gegeben. Derzeit lernen wir im Tun und wir werden mit jeder Live-Führung souveräner. Ich persönlich durfte Verantwortung und Entscheidungen übernehmen, wie zum Beispiel, welche Kunstwerke wir zeigen. MitarbeiterInnen aus allen Abteilungen geben uns positive Feedback auf die Führungen und fühlen sich ebenso wie die BesucherInnen durch dieses Angebot noch mehr dem Haus verbunden.“

„Was wird vom Projekt nach Corona bestehen bleiben?“

Markus: „Es bestätigt sich die hohe Relevanz unserer Social Media Aktivitäten im Hinblick auf das Vermitteln und Verstärken positiver Emotionen und qualitätvoller Kommunikation. Ich kann mir vorstellen, dass das Bewusstsein dafür ab jetzt in allen Abteilungen noch stärker vorhanden sein wird. Und ich wünsche mir, dass wir den Mut des Ausprobierens und die Schnelligkeit der Umsetzung beibehalten werden.“

Lisa: „Vielleicht wird das Homestage-Festival in Zukunft ein Festival im realen Raum! Ich würde gerne die Erfahrung in der Organisation und Konzeption weiter nutzen und das Crowdfunding noch stärker im Kulturbereich verankern. Ich glaube, dass die Verbindung zwischen der digitalen und der analogen Welt dann in Form von Streaming selbstverständlich zu einen Festival gehören wird .“

Am 22. April findet der Online-Infoabend „Dein Weg zum Kulturjob: das Basiszertifikat Kulturmanagement“ statt.
Von 16.00-17.30 Uhr stellen wir das Basiszertifikat Kulturmanagement vor und werden mit Lisa Reimitz-Wachberger und Markus Hübl Gespräche führen.

Die Teilnahme ist kostenlos, bitte melden Sie sich hier an, der Link zur Online-Veranstaltung wird Ihnen dann nächste Woche zugeschickt.

Fotos: links privat, rechts (c) Thomas Topf
Fotos: links privat, rechts (c) Thomas Topf
Kategorie: Partizipation heißt auch mitentscheiden – Isabell Fiedler, Kunstmeile Krems

Partizipation heißt auch mitentscheiden – Isabell Fiedler, Kunstmeile Krems

Isabell Fiedler hat 2018 die Leitung der Kunstvermittlung auf der Kunstmeile Krems übernommen. In dieser Funktion betreut sie die Landesgalerie Niederösterreich, die Kunsthalle Krems, das Karikaturmuseum Krems, das Forum Frohner, die Artothek Niederösterreich und AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich. Am Institut für Kulturkonzepte absolvierte sie 2005 die Sommerakademie und zwei Jahre später den Universitätslehrgang Kultur & Organisation.

Nun beantwortet sie uns 5 Fragen zu ihrem Job und verrät, wie sich die Arbeit von VermittlerInnen durch neue Medien und den immer stärker werdenden Fokus auf Partizipation verändert.

Dein Job in einfachen Worten: Wie hasdu deinen Eltern erklärt, worin deine Arbeit besteht?

Ich unterstütze Menschen jeden Alters, einen persönlichen Zugang zu Kunst und Kultur zu finden. Dafür entwickle ich für die Museen der Kunstmeile Krems mit meinem wunderbaren Team vielfältige Vermittlungsformate wie Führungen, Workshops, Veranstaltungen, Projekte, Drucksorten, Videos und Audioguides.

Welche Aufgaben und Tätigkeiten liebst du dabei besonders?

Mein Aufgabenfeld ist ein sehr breites und abwechslungsreiches: Die Kunstvermittlungsabteilung auf der Kunstmeile Krems betreut sechs Institutionen und umfasst auch das Besucherservice und die Artothek Niederösterreich. Dementsprechend vielfältig sind die Ausstellungen und Projekte, die wir vermitteln und umsetzen. Sehr interessant und bereichernd ist dabei auch die Zusammenarbeit mit Kolleg/innen, Künstler/innen und Projektpartner/innen.

Spannend ist ebenso, sich mit neuen Theorien und Methoden der Kunstvermittlung sowie gesellschaftlichen und medientechnologischen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Wie können wir diese in die eigene Arbeit integrieren?

Welche Veränderungen der letzten 25 Jahre wirken sich auf dich und deinen Arbeitsalltag aus, wie zum Beispiel die Digitalisierung?

Der Stellenwert, der Wirkungsbereich und das Anforderungsprofil der Kunstvermittlung haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Eigene Vermittlungsabteilungen nehmen innerhalb der Institutionen einen zentraleren Stellenwert ein und arbeiten eng mit anderen Abteilungen zusammen. Neben Führungen und Workshop treten partizipative und interdisziplinäre Formate und Projekte zunehmend in den Vordergrund. Die Hinwendung zu unseren Interaktionspartner/innen und die Berücksichtigung ihrer Meinungen und Bedürfnisse werden dabei immer wichtiger.

Ein schönes Bespiel dafür ist das Partizipationsprojekt #MyMuseum, das wir für die Eröffnung der Landesgalerie Niederösterreich im Mai 2019 realisiert haben. Wir haben alle Menschen in Niederösterreich gefragt, was sie von ihrem neuen Museum erwarten. Dafür sind wir mit dem Direktor und Kurator der Landesgalerie durch ganz Niederösterreich getourt. Das finale Highlight des Projektes war eine Ausstellung der Werke der Teilnehmenden im Museum sowie die Präsentation in einem Katalog und einer Online Galerie.

Die Digitalisierung prägt die Kunstvermittlung in Österreich aktuell sehr stark. Einerseits zieht die digitale Kunst in die Museen ein und verlangt nach einer entsprechenden Vermittlung. Andererseits setzt die Vermittlung zunehmend digitale Medien ein, um ihre Interaktionspartner/innen im Museumsraum (onsite & offsite) zu erreichen. Wichtig ist bei all den Entwicklungen, die Objekte der Ausstellung als zentrale Bezugspunkte zu definieren. Digitale Medien sollten nie um ihrer selbst eingesetzt werden.

Das Institut für Kulturkonzepte ist für mich … 

DAS Kompetenzzentrum für Kulturmanagement und Kunstvermittlung. Sehr gerne erinnere ich mich an meine Zeit am Institut zurück.

Was können Kunst und Kultur in deinen Augen in der heutigen Gesellschaft bewirken?

Kunst und Kultur öffnen uns neue Perspektiven auf die Welt und uns selbst. Sie regen zur Auseinandersetzung mit wichtigen Themen an, lösen Diskurse aus, zeigen Möglichkeiten und Vision auf. Zudem verbinden sie Menschen. Gute Kunstvermittlung kann diese Prozesse in Gang setzen und unterstützen.

Ein aktuelles Programm der Kunstmeile Krems ist ABENTEUER MUSEUM! Das Projekt macht das Museum als Ort für neue Begegnungen und Erfahrungen erlebbar. Zusätzlich zum FREIEN EINTRITT ermöglicht es Schulklassen, Kindergartengruppen und Horten aus Niederösterreich die Buchung eines KOSTENFREIEN VERMITTLUNGSFORMATS nach Wahl. Alle Programme stehen in Bezug zu den Lehrplänen sowie aktuellen sozio-kulturellen und medientechnologischen Entwicklungen.

Foto: Kunstvermittlung Kunstmeile Krems
Foto: Kunstvermittlung Kunstmeile Krems

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