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Kategorie: Volle Führungskraft voraus! – Das Kulturmanagement Forum 2019

Volle Führungskraft voraus! – Das Kulturmanagement Forum 2019

Ein beitrag von Ulli Koch

Kulturbetriebe sind Unternehmungen, die in die Zukunft blicken, am Puls der Zeit sind sozusagen und deren genuine Aufgabe darin besteht, für möglichst viele Menschen offen zu sein. Funktionieren kann dies jedoch nur, wenn auch die Strukturen in den Kulturbetrieben selbst dynamisch agieren können – eine Herausforderung, deren Schwierigkeiten nicht klein geredet werden dürfen. Schnittpunkt dieser Dynamiken und der damit verbundenen Schwierigkeiten sind zumeist Führungskräfte, die – mit oder ohne Team – neue Impulse setzen, eine Richtung vorgeben und als direkte Ansprechpersonen die Haltung einer Unternehmung nach innen und außen transportieren. Eine komplexe Aufgabe, die sich zumeist in einer Person vereint und die es wert ist im Rahmen des Kulturmanagement Forums 2019 zu diskutiert zu werden.

Von der Verwaltung zum Outreach-Projekt

Karin Wolf, Direktorin des Instituts für Kulturkonzepte und damit selbst Führungskraft, nutzt das 25-jährige Jubiläum des Instituts, um ausnahmsweise selbst die Veranstaltung mit einer Keynote zu eröffnen. Als eine der Gründer_innen des Instituts kann sie auf über 25 Jahre Erfahrung zurückgreifen und auch einen kursorischen Einblick in die Entwicklung des Führungskräftebilds von Kulturbetrieben liefern: Waren die 1980er Jahre noch von der Prämisse der Verwaltung geprägt, ist in den 1990er Jahren zunehmend das Bedürfnis nach unternehmerischen Tools gestiegen; eine Veränderung, die nur mit der zunehmenden Ausgliederung und der Gründung von Kultur-Holdings verstanden werden kann. Dieses unternehmerische Bild von Kulturmanagement zieht sich in die Nullerjahre fort, bevor in den 2010er Jahren ein erneuter Wandel, hin zu einer strategischen Ausrichtung, zu beobachten ist. Publikumserreichung und -bindung, Kooperation, Kollaboration und Outreach sind die neuen Schlagworte, die in strategischen Prozessen analysiert und geplant werden möchten.

Karin Wolf KM Forum
Foto: Verena Schmid

Das Arbeitsfeld der Kulturorganisation und die damit verbundene Führungsposition bergen viel Ambivalenz in sich. Ein Beispiel: Kulturbetriebe zeichnen sich durch eine flache Hierarchie aus. Aber hat eine Hierarchie nicht immer Unterordnung, Führung, Weisung, etc. implizit in sich? Wie kann eine klar vorgegebene, um nicht zu sagen starre, Struktur mit unterschiedlichen Befugnissen flach sein? Ein anderes Beispiel: Führungskräfte im Kulturbetrieb müssen sich gegenüber unterschiedlichen Stakeholdern verantworten, ihren Mitarbeiter_innen, ihrem Publikum, der Kulturpolitik, Geldgebern, gegenüber Kolleg_innen in anderen Kulturbetrieben. Dadurch eröffnet sich ein Spannungsfeld, das ein agiles, dynamisches und schnelles Reagieren auf neue Themen und Herausforderungen verlangt. „Gute Führungskräfte sind Generalist_innen“, sagt Karin Wolf dazu auch treffend und streicht gleichzeitig heraus, dass das Spartenwissen – Museum, Theater, Musik, etc. – nicht zu vernachlässigen sei. Dazu kommt die rasend schnelle Entwicklung im digitalen Bereich, die von Kulturbetrieben nicht abgekoppelt ist, sondern von dieser fruchtbar genutzt werden soll., Ist dafür ein holokratischer Ansatz, der Verantwortung im Team aufteilt und das gesamte Haus in Lösungsprozesse einbindet, vielleicht eine Möglichkeit? Karin Wolf verneint es nicht, kennt aber bis jetzt auch noch keine Kulturorganisation, die diesen ressourcenintensiven Changeprozess, der für tiefgreifende Veränderungen im Unternehmen sorgt, tatsächlich umgesetzt hat.

Neue Modelle für gesellschaftlichen Wandel

Karin Wolf nennt in ihrer Keynote drei wesentliche Faktoren, mit der sich Führungskräfte in Kulturbetrieben auseinandersetzen müssen: Zunächst ist da der kulturpolitische Auftrag, den eine Kulturorganisation sowohl von außen bekommt als auch von innen heraus für sich selbst definiert. Zweitens die Mittel und Ressourcen, die zur Verfügung stehen und drittens – und dies ist ein zentraler Punkt – die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die verändernd in Kulturbetriebe hineinspielen. Gerade Letzteres wirft die Frage auf, ob nicht auch Kulturbetriebe auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen verändernd wirken sollten oder könnten. Eine Utopie, die Karin Wolf zur Diskussion stellt, ist die des Vorbilds Kulturbetrieb, das ein anderes Menschenbild, einen anderen Umgang miteinander, in die Gesellschaft einbringt.

„Eine Kulturorganisation ist mehr als eine Kulturorganisation“, lautet dann auch die zentrale These von Karin Wolf. Ein Theater, um nur ein Beispiel zu nennen, lebt nicht nur allein vom jährlichen Spielplan, sondern von dem gesellschaftlichen Auftrag, das es hat. Dies impliziert für Führungskräfte sowohl Kommunikationsformen und -wege neue zu denken, als auch die Scheu vor Kooperationen abzulegen, aus denen neue gesellschaftspolitische Denk- und Handlungsmomente entstehen können.

Was Outreach-Projekte leisten können

Um beim Thema des gesellschaftlichen Wandels zu bleiben: Outreach-Projekte, wie partizipative Kulturvermittlungsprojekte nun gerne genannt werden, sind eine Möglichkeit, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die aus strukturellen Gründen nicht oder nur einen eingeschränkten Zugang zu Kulturorganisationen haben. Das „Out“ in Outreach ist dabei in manchen Fällen wörtlich zu verstehen, geht es  auch darum die eigene Kulturorganisation räumlich zu verlassen und zum Beispiel Orte in der Peripherie aufzusuchen. Dies fand und findet derzeit in Form von Stadtlaboren statt, wie Andrea Zsutty, Direktorin des ZOOM Kindermuseums, berichtet. Dazu braucht es sowohl mobile Angebote, die nicht an einen fixen Standort gebunden sind, als auch Kulturvermittler_innen, die  über das notwendige sozialarbeiterische und sozialpädagogische Wissen verfügen, um mit dem Publikum in Kontakt kommen zu können. Dadurch, dass eine Institution, so Andrea Zsutty, sich nach außen öffnet und elitäre Standorte verlässt, gewinnt der Kulturbetrieb neue Sichtweisen und im Idealfall auch neue Kooperationspartner_innen,

Andrea Zsutty & Renate Aichinger
Foto: Greta Röggl

Renate Aichinger, ehemalige Leiterin der offenen Burg am Burgtheater Wien, schließt hier direkt an und berichtet von ihren Bemühungen nicht nur Schulklassen mit dem Angebot der offenen Burg zu bedienen, sondern intergenerationelle Konzepte umzusetzen und ein Haus für eine breite Zielgruppe zu öffnen. Ein Ansatz, der auch auf Widerstand gestoßen ist, da die Bewertung von Vermittlungsprojekten nach quantitativen Maßstäben nur schwer möglich ist. Das gestattet einem aber, so Renate Aichinger, den eigenen Elfenbeinturm zu verlassen und offen und empathisch auf Menschen zu zugehen. Und auch mal dort hinzuschauen, wo es weh tut, unbequem sein und Veränderungen einfordern.

Transferleistungen für Kulturbetriebe

Kooperationen setzen zumeist ein interdisziplinäres Denken voraus, wie Elisabeth Noever-Ginthör, Leitung departure der Wirtschaftsagentur Wien, treffend feststellt. Die größte Schwierigkeit dabei: Jede Disziplin hat ihre eigene Sprache, was die Verständigung untereinander erschwert und vor allem zu Beginn viel Transferleistung bedarf. Doch auch gerade deswegen sind interdisziplinäre Projekte so fruchtbar, können sie doch eine Problemlage aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und so zu neuen kreativen Lösungen führen. Ein griffiges Beispiel dafür ist der Technologietransfer. Viele Branchen sind traditionell aufgestellt und kämpfen mit einer gewissen Schwellenangst davor neue Technologien zu implementieren. Die Kreativwirtschaft kann hier ein Motor für neue Entwicklungen sein, die sich auch mit der Frage beschäftigen, wie Technologien in Kulturbetrieben umgesetzt werden können. So kann ein Museum mit einem interaktiven, immersiven Ausstellungsangebot andere Zielgruppen auf innovative Weise ansprechen und so Kunstwerke und deren Bedeutung auf eine neue Art und Weise vermitteln.

Elisabeth Noever-Ginthör
Foto: Greta Röggl

„Man muss nicht alles alleine machen!“ ist dann auch die zentrale Aufforderung von Elisabeth Noever-Ginthör und nennt als Beispiel Vertriebskanäle, die nicht von einem Kulturbetrieb alleine genutzt werden müssen, sondern die in Form von Kooperationen auch anderen zur Verfügung gestellt werden können. Inklusive Mehrwert für die jeweiligen Häuser und deren Publikum. Schlussendlich geht es darum mit Neugier, Offenheit und Interesse an interdisziplinäre Projekte heran zu gehen und anfängliche Scheu hinter sich zu lassen.

Mit Gemeinwohlökonomie zur gesellschaftlichen Transformation

Über die gesellschaftliche Bedeutung von Kultur spricht Sven Hartberger, Intendant des Klangforum Wien. Das Klangforum Wien hat sich dazu entschieden sich selbst politisch eindeutig zu positionieren und diese Positionierung auch klar nach außen zu kommunizieren. „Denn womit sollen sich Kunst und Kultur sonst beschäftigen, wenn nicht mit gesellschaftlichen Themen?“ wirft Sven Hartberger als offene Frage in den Raum. Das soziale Leben einer Gesellschaft hat immer auch mit dem jeweiligen Wirtschaftssystem zu tun, innerhalb dessen es sich bewegt. Daher hat sich das Klangforum Wien auch dazu entschlossen sich selbst einem Gemeinwohl-Audit – siehe auch den Nachbericht zum Round Table #2 – zu unterziehen und die eigene Wirtschaftlichkeit mit anderen Maßstäben zu messen.

Sven hartberger
Foto: Verena Schmid

Kunst und dessen Erfahrung können, so Sven Hartberger, zu einer Transformation der Gesellschaft beitragen, indem sie persönlichkeitsentwickelnd auf Menschen wirken und neue Horizonte eröffnen. Mit der Gemeinwohlökonomie und der damit verbundenen Haltung geht eine andere Denkweise einher, die den Menschen ins Zentrum rückt. Der Vorteil für Kulturbetriebe liegt auf der Hand, können sie doch durch diese Denkweise ihren gesellschaftlichen Mehrwert nach außen transportieren sowie nach innen wirken.

Austausch, Vernetzung und Diskussionsstoff

KM Forum 2019 Gruppe
Foto: Greta Röggl

Im Anschluss an die Impulsvorträge trafen sich die TeilnehmerInnen des Kulturmanagement Forums des Instituts für Kulturkonzepte zum kollegialen Austausch in Kleingruppen. Gemeinsam mit den Impulsvortragenden wurden deren Thesen und Konzepte diskutiert, auf ihre Machbarkeit überprüft und neue Kontakte für zukünftige Kooperationen und interdisziplinäre Projekte geknüpft. Das erfreulichste Ergebnis dieses Tages ist aber sicherlich die Gründung eines Stammtisches. Die Idee dazu stammt von Herbert Justnik, dem Direktor des Volkskundemuseums Wien. Aus diesen Treffen sollen zukünftige Projekte hervorgehen und die Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen gestärkt werden.

 

Neben der Plattform Kulturmanagement Forum bietet das Institut für Kulturkonzepte auch Weiterbildungen speziell für MitarbeiterInnen und Führungskräfte von Kulturbetrieben an. Auch maßgeschneiderte Inhouse Trainings stellen wir gerne für Sie zusammen.

Kulturmanagement Forum 2019
Foto: Greta Röggl
Kategorie: „Wir können auch anders!“ – Kulturbetriebe denken um. Das Kulturmanagement Forum 2018 

„Wir können auch anders!“ – Kulturbetriebe denken um. Das Kulturmanagement Forum 2018 

Ein Beitrag von Ulli Koch

Wo treffen Menschen aus den Bereichen Theater, bildende Kunst, Journalismus, Musik und Museum aufeinander? Beim jährlichen Kulturmanagement Forum des Instituts für Kulturkonzepte, das am 21. November 2018 zum sechsten Mal stattgefunden hat. „Wir schätzen den direkten Kontakt mit Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturbetrieben“, sagt dazu Karin Wolf, Direktorin des Instituts, gleich zu Beginn der Veranstaltung und eröffnet damit einen spannenden Tag.

Karin Wolf
Karin Wolf | Foto: Itta Francesca

Generation C

Zur Keynote geladen wurde Ivana Scharf, Geschäftsleiterin bei MUTIK, ein Netzwerkprojekt, das die kulturelle Bildung in Schulen in Deutschland fördert. Sie ist zudem Mitautorin des, wahrscheinlich bald zum Standardwerk etablierten, Buches „Museen und Outreach“, das im Waxmann-Verlag erschienen ist.

Bevor näher auf das neue Schlagwort Outreach eingegangen wird, ein paar Vorbemerkungen zur Zielgruppe. In der Auseinandersetzung mit dem Publikum und seinen Bedürfnissen hat sich der Begriff der Generation C etabliert. Nach einer gängigen Definition handelt es sich dabei um die sogenannten digital natives, die nach 1980 geboren sind. Diese Generation bewegt sich in einer, so Ivana Scharf, „digitalen Weltgemeinschaft“, die mit der permanenten Vernetzung durch das Internet sozialisiert wurde. Das C steht dabei für computerized, clicking, collaboration und noch weiteren Begriffen mit dem Anfangsbuchstaben C, die unseren digitalen Umgang umschreiben.

Doch warum ist die Generation C für Kulturbetriebe relevant? Zum einen besteht sie aus potentiellen MitarbeiterInnen, die aufgrund ihrer Vernetzung und ihrer digitalen Gepflogenheiten andere Ansprüche auf ihr Berufsleben haben als die Generation vor ihnen. Zum anderen bildet sie die Publikumsschicht von morgen ab, die auch andere Ansprüche an ihren Kulturkonsum stellt. An diesem Punkt setzt Ivana Scharf an und erklärt den Begriff Outreach.

Ivana Scharf
Ivana Scharf | Foto: Itta Francesca

Outreach statt Partizipation

Partizipation, das Schlagwort, das den Kulturbetrieb in den letzten zehn Jahren beschäftigt hat, ist für die oben beschriebene Generation C nicht mehr ausreichend. Sie fordert vielmehr ein gemeinsames Gestalten und Kreativ-Sein ein. Für Kulturbetriebe bedeutet dies, dass bereits in der Konzeption von Kunst- und Kulturerfahrungen diese neue Generation mit einbezogen werden sollte. Ein konkretes Beispiel dafür ist die digitale Strategie der Rijksstudios des Rijksmuseum in den Niederlanden. Hier haben Interessierte die Möglichkeit sich zu registrieren und mit Kunstwerken zu agieren. Dazu können sie aus der umfangreichen Sammlung des Rijksmuseums auswählen, welches Kunstwerk ihnen besonders gefällt und dieses dann umgestalten sowie auf Pölster, Poster und Tassen drucken lassen.

Outreach bedeutet zudem auch, Kulturbetriebe zu demokratisieren und zu öffnen, zur eigenen Diversität zu stehen und anderen, neuen Netzwerken gegenüber offen zu werden. „Kulturbetriebe schaffen in Zukunft Relevanz durch Begegnung“, meint Ivana Scharf dazu und spricht damit das Auflösen von vermeintlich homogenen Gruppen an, die in verschiedenen Begegnungsformaten aufeinandertreffen. Outreach stellt einen offenen Innovationsprozess dar, bei dem auf das Publikum zugegangen und ein Kennenlernen initiiert wird. Damit definiert dieser Prozess die gesellschaftliche Rolle von Kulturbetrieben neu.

Bernhard Rinner
Bernhard Rinner | Foto: Itta Francesca

Neue Publikumsschichten generieren

Bernhard Rinner, Geschäftsführer der Bühnen Graz, setzt auf Weiterempfehlung und punktgenaue Kommunikation mit seinen BesucherInnen. So wird das Publikum einer bereits abgespielten Veranstaltung frühzeitig darüber informiert, wann die Gruppe oder das Stück wieder in einem der Häuser der Bühnen Graz zu sehen ist. Zudem erhalten die BesucherInnen nach ihrem Vorstellungsbesuch ein Feedback-Mail zugesandt, in dem abgefragt wird, ob sie das Stück weiterempfehlen würden. Bernhard Rinner dazu: „Wir können dem Publikum nicht sagen, was es sich anschauen soll, aber wir können ihnen Empfehlungen aussprechen, die ihren Interessen entsprechen.“ Daran anschließend sei noch ein weiteres Projekt der Bühnen Graz genannt. Auf dem Bühnen Blog finden BesucherInnen nicht nur alle Stücke aufgelistet, vielmehr sind diese in Kategorien, wie „Für kritische Geister“ oder „Für Erfahrene“ unterteilt. Diese erleichtern die Orientierung, machen Lust, verschiedene Kategorien auszuprobieren und ermöglichen eine zielgruppenspezifische Ansprache. Dahinter steckt jedoch kein Algorithmus, sondern ein Redaktionsteam, das sich jedes Stück ansieht.

Anne Wiederhold-Daryanavard
Anne Wiederhold-Daryanavard | Foto: Itta Francesca

Outreach durch Kooperationen Innenstadt/Außenbezirk

Ein Ort transdisziplinärer Kunst und Kultur ist die Brunnenpassage in Wien, die von der künstlerischen Leiterin Anne Wiederhold-Daryanavard vorgestellt wird. Die Brunnenpassage setzt in ihren Produktionen auf Kooperationen mit großen Kulturinstitutionen in der Innenstadt, wie derzeit aktuell mit dem Burgtheater Wien, dem Weltmuseum und dem Wiener Konzerthaus. So haben beispielsweise viele Menschen aus der Bevölkerung einen Teil einer Ausstellung im Weltmuseum gestaltet, während andere, die regelmäßig beim hauseigenen Chor singen, Auftritte im Konzerthaus hatten. All diese Projekte schlagen Brücken in der Wiener Kulturlandschaft und schließen an die Strategie der Brunnenpassage an, die sich als Impulsgeber für Stadtentwicklung versteht. Dazu, so Anne Wiederhold-Daryanavard, müssen Kulturbetriebe in andere, neue Richtungen denken und neue Formate entwickeln, die an bereits bestehende Programm- und Schwerpunkte anknüpfen.

Matthias Beitl
Matthias Beitl | Foto: Itta Francesca

Ansprüche ans Museum 

„nutze dein museum“ ist ein Claim, den Matthias Beitl, Direktor des Volkskunde Museum Wien, vorstellt. Er meint damit, dass eine sich verändernde Gesellschaft auch ein sich veränderndes Museum braucht. Dazu gilt es sich zunächst die Grundsatzfrage zu stellen, wem ein Museum überhaupt gehört. Den DirektorInnen? Oder der Gesellschaft? Matthias Beitl konzertiert sich in seiner Arbeit auf Letzteres und stellt nicht die Frage, was das Publikum interessieren könnte, sondern fragt, welche Themen und Aspekte gerade eine gesellschaftliche Relevanz aufweisen und welche Botschaft das Museum nach außen bringen möchte. Gezählt und gewertet wird dabei der qualitative Mehrwert einer Ausstellung, bei der auch das Scheitern erlaubt ist. Aber auch kleine Erfolge gehören gefeiert, wie beispielsweise eine simple aber hoch effektive Maßnahme: Das Volkskundemuseum schließt direkt an einen Park an, dessen Verbindungstüre lange Zeit verschlossen blieb. Seit diese Türe jedoch geöffnet ist, trauen sich vielmehr Menschen in das Museum und finden heraus, was es ihnen bieten kann.

Networking oder probier‘ doch einmal Pistazieneis

In den anschließenden Kleingruppendiskussionen hatten die TeilnehmerInnen des Kulturmanagement Forums 2018 die Möglichkeit, das zuvor gehörte in drei unterschiedlichen Themenrunden intensiv zu diskutieren und sich untereinander zu vernetzen. So wurde in einer dieser Diskussionsgruppen die Frage nach der zielgruppenspezifischen Ansprache heiß diskutiert. Gewählt wurde dazu die Metapher des Zitroneneises. Ich kann jeden Tag in einen anderen Eissalon gehen und mir Zitroneneis kaufen, das wahrscheinlich auch jedes Mal ein wenig anders schmecken wird. Aber ist es wirklich zielführend dem Publikum immer nur mitzuteilen, dass der Kulturbetrieb eine weitere Zitroneneissorte im Angebot hat? Mitnichten. Denn die Aufgabe des Kulturbetriebs besteht auch darin zu sagen „Hey du, hast du schon mal Pistazieneis probiert?“

Diskussionsrunde
Foto: Itta Francesca

Finden Sie heraus, was das Institut für Kulturkonzepte neben den regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen für MitarbeiterInnen und Führungskräfte in Kulturbetrieben anbietet:

Seminare für Kulturbetriebe

Inhouse-Trainings

Führungskräfte-Coaching

Kulturmanagement Forum 2018
Foto: Itta Francesca

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