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Kategorie: Projekte planen: weniger ist manchmal mehr

Projekte planen: weniger ist manchmal mehr

Ein Beitrag von Christian Henner-Fehr

Sind Sie auch schon mal über einem Projekt gesessen, das Sie gerne realisieren möchten und haben geplant und geplant? Sie kennen das Prozedere. Basierend auf Ihrer Projektidee erstellen Sie den Projektstrukturplan und bilden Ihr Vorhaben mit Hilfe von Arbeitspaketen ab. Auf diese Weise entsteht der Projektplan, auf dessen Grundlage Sie Ihr Vorhaben dann umsetzen.

Schon immer bestand bei Projekten die Gefahr, dass sich die Realität nicht an den Plan halten will. Während man früher im Rahmen des „klassischen Projektmanagement“ die Pläne entsprechend nachzog, um den geänderten Rahmenbedingungen gerecht zu werden, gelingt das heute nicht mehr so einfach. Der Grund: Die Welt ist komplexer geworden, Veränderungen passieren viel häufiger als früher.

VUCA steht für eine Welt, die sich rasch und auf vielen Ebenen verändert

Vielleicht haben Sie schon mal jemanden von der VUCA-Welt sprechen hören. Hinter dem Akronym verbergen sich die folgenden vier Begriffe:

  • Unbeständigkeit (volatility)
  • Unsicherheit (uncertainty)
  • Komplexität (complexity) und
  • Mehrdeutigkeit (ambiguity)

Zum Ausdruck gebracht wird damit, dass vieles in unserer Welt nicht mehr eindeutig vorhersehbar ist. VUCA steht, so schreibt Waldtraut Gläser auf der Website vuca-welt.de von einer Welt,

„in der Informationen keinerlei prognostische Aussagekraft mehr besitzen, weil Rahmenbedingungen sehr schnell wechseln, Interessenkoalitionen immer vielschichtiger werden sowie Motivlagen sich ständig verändern“.

Je länger die Planungsphase, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Realität und Plan nicht mehr zusammenpassen. Nun heißt das nicht, dass wir auf Pläne verzichten können. Sinnvoll ist es aber, flexibler zu werden, um rasch auf die Veränderungen reagieren zu können.

Die Planung erfolgt iterativ

Oft stellt man die Zukunft deshalb nicht als eine gerade Linie dar, sondern iterativ. Für ein Projekt bedeutet das: Am Anfang steht die Grobplanung, Feinplanung und Umsetzung folgen dann in Zyklen. Nach jedem Zyklus kommt es zu einer Bestandsaufnahme, notwendige Änderungen werden in den anschließenden Zyklen berücksichtigt.

Allan Kelly bringt hinsichtlich der Planung noch einen anderen wichtigen Aspekt ins Spiel. In seinem Beitrag „Plan less, do more“ behauptet er, je länger man plane, desto mehr verliere die Planung an Wert.

Die Kurve zeigt, wie wichtig Planung ist. Allerdings nur für eine begrenzte Zeit. Denn während man anfangs von der Planung enorm profitiere, lässt deren Wert mit fortschreitender Zeit immer mehr nach. Ab einem bestimmten Moment stelle sich, so Kelly, überhaupt kein Lerneffekt mehr ein, der Mehrwert liege bei null. Plant man über diesen Punkt hinaus weiter, schade es dem Vorhaben sogar.

Deshalb lautet sein Rat:

„plan less, do more, learn more, redesign governance to kill early and often.“

Dahinter verstecken sich zwei Aspekte, die auch für den Kunst- und Kulturbereich wichtig sind. Neue Technologien haben in viele Bereiche eine ungeheure Dynamik hineingebracht. Betroffen ist beispielsweise der gesamte Kommunikationsbereich, das Marketing, aber auch die Kulturvermittlung. Dynamik bedeutet aber nicht nur, dass in immer kürzer werdenden Abständen neue Tools oder Plattformen auftauchen. Auch unsere (tägliche) Arbeit wird beschleunigt. Deshalb fordert Kelly, dass wir viel mehr auf „learning by doing“ setzen, Dinge gleich ausprobieren, statt lange zu planen.

Wenn man schnell merkt, dass etwas nicht funktioniert, kann man es auch schnell beenden

Gleichzeitig fordert Kelly aber auch, dass wir bereit sind, schnell aus den gemachten Erfahrungen Konsequenzen zu ziehen und eine Idee rasch wieder verwerfen. TikTok ist so eine Plattform, auf der Sie diesen Ansatz ausprobieren können. Der Hype um das erste international erfolgreiche Netzwerk aus China ist enorm, Kultureinrichtungen sind dort noch kaum vertreten. Wer jetzt ausprobiert, ob TikTok interessant für ihn ist, hat den Vorteil, entweder als einer der ersten dort erfolgreich zu sein oder schnell herauszufinden, dass TikTok nicht die richtige Plattform ist.

Wenn man sowohl in der Planung als auch im Tun lernt, stellt sich die Frage, wo das Lernen besser oder schneller funktioniert. Zu Beginn eines Vorhabens in der Planung, später im Tun, beantwortet Kelly die Frage.

Wer zu lange plant, verliert Zeit und erhöht dadurch die Kosten oder verliert gegen die Konkurrenz. Auch Kultureinrichtungen müssen schnell vorgehen. Wer beispielsweise zuerst in einem Netzwerk präsent ist, erzeugt entsprechend Aufmerksamkeit.

Auch der Website-Relaunch eignet sich für ein iteratives Vorgehen

Auch bei der Erstellung oder dem Relaunch der eigenen Website ist es sinnvoll, so vorzugehen: „plan less, do more“. Für viele Kultureinrichtungen ist das ein gigantisches Projekt, das sich über viele Monate zieht und sie oft sehr teuer kommt. Die ganze Arbeit beruht auf Annahmen, die sich erst überprüfen lassen, wenn es zu spät ist und die fertige Seite online geht.

Wenn Sie sich stattdessen am Anfang genau überlegen, was die wichtigste Aufgabe Ihrer Seite ist und dann mit einer ersten Website online gehen, die genau das und nur das kann, haben Sie die Möglichkeit, sehr rasch durch Ihr Tun herauszufinden, ob die Seite so funktioniert, wie Sie sich das vorstellen.

Entsprechen die Ergebnisse nicht Ihren Erwartungen, versuchen Sie es noch einmal. Viel ist bis jetzt ja nicht passiert, auch die Kosten sollten sich noch in Grenzen halten. Im nächsten Versuch klappt es dann ganz sicher. Nach und nach entwickeln Sie die Seite immer weiter, bis… nein, leider gibt es kein Happy-End. Eigentlich ist so eine Website nie fertig. Deshalb werden Sie immer wieder Verbesserungen vornehmen und Ihre Seite so immer up to date halten. Der große Vorteil: Sie müssen keinen Relaunch mehr durchführen.

 

Christian Henner-Fehr lebt und arbeitet als Kulturberater in Wien. Er betreibt das Kulturmanagement Blog und beschäftigt sich aktuell mit den Themen Content Marketing, Social Media und der digitalen Transformation von Organisationen in den Bereichen Kultur und Tourismus. Außerdem entwickelt er Digitalisierungskonzepte für Städte und Regionen.

Am Institut für Kulturkonzepte unterrichtet er unter anderem das Seminar Projektplanung. Der nächste Termin dieses Seminars ist von 22.-24. Juli 2021 und findet online statt. Hier können Sie sich dafür anmelden!

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Foto: Josh Wilburne | Unsplash
Kategorie: „Einfach mal machen“ – Die Sommerakademie für Kulturmanagement 2018

„Einfach mal machen“ – Die Sommerakademie für Kulturmanagement 2018

Ein Beitrag von Sandra Rindler

Die eigene Karriere planen und Projektideen realisieren – das stand im Juli am Institut für Kulturkonzepte für viele junge BerufseinsteigerInnen auf dem Plan. Ihre Gemeinsamkeit: das Ziel einer beruflichen Zukunft im Kunst- und Kulturbereich. In zwei Wochen der Sommerakademie für Kulturmanagement planten die TeilnehmerInnen ihre nächsten Karriereschritte und eigneten sich das Know-how für die Umsetzung eigener Projekte an. Sandra Rindler, Assistentin im Institut für Kulturkonzepte und Modulbegleiterin der Sommerakademie fasst in diesem Artikel ihre Eindrücke und die wichtigsten Learnings der zwei Wochen zusammen:

In der ersten Woche drehte sich alles um Jobs und Bewerbungen

Ein Überblick über die Breite an Berufsfeldern im Kunst- und Kulturbereich sowie die unterschiedlichen Arbeitsverträge waren der Start in das erste Sommerakademie-Modul. Dozentin Daniela Unterholzner, Geschäftsführerin von neunerhaus, zeigte, dass ein linearer Lebenslauf nicht immer wichtig ist und es auch kein Universalrezept für den perfekten Lebenslauf gibt. Idealerweise unterstützt der eigene Lebenslauf das Motivationsschreiben mit Fakten und ist auf die jeweilige ausgeschriebene Stelle oder die Institution abgestimmt. Beim Analysieren von Stellenausschreibungen gab Daniela Unterholzner den Hinweis, sich von den Anforderungsprofilen nicht einschüchtern zu lassen – man muss selten alle Kriterien erfüllen und sollte sie eher als Wunschliste der Personalsuchenden lesen.

Für die Karriereplanung steht die eigne Motivation im Vordergrund. Getreu nach dem Motto „Wir ernten, was wir sähen“ empfiehlt Dozent Leo Hemetsberger, Philosoph, Lebensberater und Coach, sich kurz-, mittel- und langfristige Ziele zu setzen – und das „SMART“: spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminisiert. So kann die eigene Motivation aufrecht erhalten bleiben. Die Simulation von Bewerbungsgesprächen, ein individueller CV-Check und Übungen zur Selbstpräsentation rundeten die Workshop-Tage ab.

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Foto: Sandra Rindler

Stichwort „Networking“ und „Digitalisierung“ – Die Exkursion im ersten Modul

Die TeilnehmerInnen der Sommerakademie besuchen in jedem Modul jeweils zwei Institutionen aus dem Kunst- und Kulturbereich. Bei der SpringerIn – Hefte für Gegenwartskunst, sprach Herausgeberin Hedwig Saxenhuber über das Arbeitsfeld Kulturjournalismus und dessen Herausforderungen im kulturpolitischen Kontext. „Kunst und Kultur nicht als Ware, sondern als Denkräume sehen“ sei dabei die Quintessenz. Im Kulturjournalismus ist hohe Selbstständigkeit gefragt. Selbstständige Projekte zu starten hilft dabei, das eigene Netzwerk zu erweitern und auf sich aufmerksam zu machen. Das Stichwort „Networking“ ist auch im Belvedere bei Personalmanagerin Anna Waid gefallen. Dabei kann auch ein Praktikum im Ausland helfen. Internationale BewerberInnen sowie QuereinsteigerInnen sind immer mehr gefragt. Das Thema Digitalisierung macht auch in Kulturbetrieben nicht halt. Über Trends und Modelle Bescheid zu wissen, ist mittlerweile essentiell – darüber sind sich die beiden ExpertInnen einig.

5 Learnings von Modul 1 „Jobs & Bewerbung“:

  • je klassischer die Institution, desto klassischer sollte der Lebenslauf sein
  • Anforderungsprofile bei Stellenausschreibungen als Wunschzettel lesen
  • sich selbst SMARTe Ziele zu setzen hilft bei der Karriereplanung
  • selbstständig Projekte aufziehen und Netzwerken
  • die Digitalisierung im Kunst- und Kulturbereich im Auge behalten
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Foto: Sandra Rindler

Projektplanung und Finanzierung im zweiten Modul

Am Beginn der zweiten Sommerakademiewoche stellte Dozentin Susanne Kappeler-Niederwieser, Leiterin des Lehrgangs Kulturmanagement am Institut, den Kultursektor in Österreich vor. Dieser besteht aus Kulturinitiativen, Vereinen, Stiftungen, Interessengemeinschaften und vielem mehr. All diese Anlaufstellen können für die eigene Projektplanung und -finanzierung hilfreich sein.

Nach dem Überblick ging es weiter zum Thema Projektplanung. Diese umfasst 4 unterschiedliche Phasen: Konzeptphase, Definitionsphase, Realisierungsphase, Anschluss- und Kontrollphase. In Kleingruppen beschäftigten wir uns mit der Ideenfindung innerhalb der Konzeptphase. Dabei arbeiteten wir die W-Fragen zu eigenen Projektideen aus und präsentierten sie im Plenum.

Wie finanziert man nun diese Projektideen? Dozent Georg Steker, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der MUSIKTHEATERTAGE WIEN, erarbeitete mit uns die Projektkalkulation und -finanzierung. Sie dient als Realisierungstool für die eigene Projektidee. Wichtig ist dabei, niemals die Kosten zu unterschätzen. Nach der Projektkalkulation kann man sagen, ob die Projektidee am Markt eine echte Chance hat und wie viel Budget nun aufgestellt werden muss. Bei der Finanzierung von Kulturprojekten gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Angefangen bei Sponsoring und Fundraising über Eigenmittel bis hin zu öffentlichen Förderungen. Um finanzielle Unterstützung zu bekommen, benötigt man eine gut durchdachte, realistische Projektkalkulation und eine Projektmappe mit allen Infos zum Projekt. Der Clou dabei: überzeugend sein und seine Idee auf den Punkt bringen. Das trainierten wir am letzten Workshop-Tag mit dem Elevator Pitch.

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Foto: Sandra Rindler

Mut zum Tun – Fazit der zweiten Exkursion

Am begrünten Dach vom Kunst Haus Wien erzählte Ausstellungsmanagerin Sophie Haslinger über ihren Arbeitsalltag im 10-köpfigen-Team und die Stiftungszusammenarbeit. Dabei sind Hands-On-Mentalität und ein enger Austausch im Team gefragt. Sophie Haslinger hat selbst immer wieder nebenbei privat eigene Projektideen verwirklicht und empfiehlt: „einfach mal machen“. Im Wiener Konzerthaus gewährte uns Günter Tröbinger, Leiter Personal, Controlling und Finanzierung, Einblicke hinter die Kulissen des Hauses. Hier arbeiten über 100 Menschen für den reibungslosen Ablauf von Konzerten. Dabei sind Selbständigkeit und Teamfähigkeit wichtige Eigenschaften, die man mitbringen soll. Zum Abschluss der Führung nahm uns Günter Tröbinger noch mit auf das Dach und zeigte uns dort die Wiener Konzerthaus Bienenstöcke – der Honig ist übrigens sehr lecker.

5 Learnings von Modul 2 „Projektplanung & Finanzierung“:

  • Kulturinitiativen, Vereine, IGs und Co als Kooperationspartner oder Hilfestellen sehen
  • Zeit- und Kostenplanung niemals unterschätzen – Puffer einplanen
  • Projektkalkulation als Realisierungstool für das eigene Projekt anwenden
  • Überzeugungskraft und Selbstpräsentation mithilfe des Elevator Pitches trainieren
  • „Einfach mal machen“ – ist das große Zauberwort für die Projektdurchführung
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Foto: Sandra Rindler

Ich durfte zwei erlebnis- und lehrreiche Wochen der Sommerakademie begleiten und dabei gleichgesinnte und interessierte junge Menschen kennenlernen. Dass die TeilnehmerInnen aus den unterschiedlichsten Richtungen kommen, macht die Sommerakademie vielfältig und spannend. Ich weiß, dass ich in Zukunft jederzeit auf das Netzwerk zurückgreifen kann und mich über Themen austauschen oder ProjektpartnerInnen finden kann. Was mir am besten gefallen hat? In motivierender und entspannter Atmosphäre Ideen entwickeln und an vielen Aha-Momenten wachsen. Die Neugier und der Durst nach Wissen hielt vom ersten bis zum letzten Tag an.

Wir bedanken uns noch einmal herzlich bei unseren Exkursionspartnern SpringerIn, Belvedere, Kunst Haus Wien und Wiener Konzerthaus für die Gastfreundschaft und das große Engagement und freuen uns schon jetzt auf die nächste Sommerakademie 2019!

Fotos: Sandra Rindler

Sommerakademie Exkursion
Foto: Sandra Rindler

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