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Kategorie: DIE GRENZGÄNGERIN: Absolventin Agnes Parfy

DIE GRENZGÄNGERIN: Absolventin Agnes Parfy

Oder: die Quereinsteigerin – zumindest, was den Kulturbereich betrifft.

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Agnes Parfy

„DIE GRENZGÄNGERIN“ ist auch der Name meines Kulturvereines, den ich vor 3 Jahren gegründet habe, unmittelbar nach Abschluss des Zertifikatskurses „Kulturmanagement“ am Institut für Kulturkonzepte.

Derzeit übe ich meinen „Grenzgang“ zwischen drei Bereichen. Um es verständlicher zu machen, muss ich kurz ausholen und meinen Werdegang näher beschreiben.

In meiner ursprünglichen Ausbildung habe ich im HTL-Kolleg das Tischlerhandwerk gelernt und das 1 x 1 des Innenausbaus. Es folgten Praxisjahre in zwei renommierten Innenarchitekturbüros in Wien. Damals interessierte mich zusätzlich das Thema Werbung und ich absolvierte im Abendstudium den Hochschullehrgang an der WU Wien „Werbung und Verkauf“. Das führte mich zu meiner weiteren Tätigkeit in der Büromöbelbranche. Dort sammelte ich in 20 Jahren viel Erfahrung: ich leitete Projekte, Schauräume und den Gebietsverkauf, beriet ArchitektInnen und arbeitete im klassischen Vertrieb mit.

Aufgrund der damals kritischen wirtschaftlichen Situation in der Branche habe ich mir Alternativszenarien überlegt und bin auf das Thema Kulturmanagement gestoßen. Im Rahmen einer Bildungsteilzeit habe ich mich dann intensiver diesem Bereich gewidmet.

Dem Thema „Möbel, Design und Architektur“ bin ich insofern treu geblieben, indem ich mit zwei ehemaligen Kollegen eine Möbelagentur (design4architects) betreibe.

Im Juni 2014 konnte ich den Zertifikatskurs „Kulturmanagement“ mit meinem neu entwickelten Veranstaltungsformat „ARCHITEKTUR HÖREN“ abschließen:

„ARCHITEKTUR HÖREN“ steht für ein einzigartiges Erleben von Musik und Architektur.

Ausgewählte Musikgruppen an ungewöhnlichen einzigartigen Orten.

Um diese Veranstaltungen durchzuführen habe ich mit einer befreundeten Architektin den Verein „Die Grenzgängerin“ gegründet.

Zuletzt bespielten wir die Kuffner Sternwarte bei sternenklarem Himmel.

Ein kurzer Vortrags- oder Dialogteil zum jeweiligen Ort, dann die darauf abgestimmten Musikstücke und zum Ausklang Brot und Wein; diese drei Teile strukturieren das Format.

Auf unserer Website bzw. unserer Facebook-Seite ist über alle Veranstaltungen nachzulesen.

Dieses Projekt ist sozusagen mein Herzensprojekt. Ich befolge keine strengen Abfolgen, mein Qualitätsanspruch ist hoch. Lieber eine längere Pause als eine „lauwarme“ Inszenierung. Die Recherche nach geeigneten spannenden Orten ist an sich schon ein Erlebnis, die Umsetzung dann erst recht! Einen architektonisch spannenden Ort zu finden und dann mit der Musik zu koordinieren ist auch terminlich eine besondere Herausforderung.

„start anywhere, continue anywhere.“

Immer wieder erinnere ich mich an diese Aussage von Leonie Hodkevich, die beim Seminar Kultursponsoring im Rahmen des Zertifkatslehrgangs unterrichtet hat. Damals habe ich zum ersten Mal meine Idee von „Architektur hören“ vorgestellt und hatte noch große Zweifel bezüglich Veranstaltungsgesetzen und behördlichen Barrieren. Dieses kurze Statement hat mich völlig eingenommen – im positiven Sinn – und begleitet mich seit damals. Es ist sozusagen meine Maxime geworden.

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Foto: Esterhazy, Roland Wimmer

Zu Jahresbeginn 2017 ist dann noch ein Halbtagsengagement bei den Esterhazy Kulturbetrieben in Eisenstadt dazugekommen: der Aufbau und die Betreuung eines Freundeskreises. Dort hat man mir die Geschäftsführung anvertraut.

Der Verein nennt sich „Freunde Schlossquartier Eisenstadt“ und fördert Kunst-Kultur-Kulinarik. Ein sehr breiter Mix, der viele ansprechen soll, sowohl regional rund um Eisenstadt als auch bis in den Wiener Raum. Wir konzipieren bereits das Programm für 2018 und auch hier macht mir das Gestalten und Neu-Entwickeln großen Spaß.

Durch dieses Engagement sind im Moment meine „Architektur Hören“-Aktivitäten etwas zurückgeschraubt, aber aufgeben werde ich das Herzensprojekt auf gar keinen Fall.

Alle Links auf einen Blick:

www.design4architects.com

www.architektur-hoeren.at

www.schlossquartiereisenstadt.at

Falls mich jemand direkt kontaktieren möchte:

grenzgaengerin.ap@gmail.com oder a.parfy@esterhazy.at

 

„start anywhere – continue anywhere“!

DAS wünsche ich auch Euch allen bei Euren Projekten.

Herzliche Grüße,

Agnes Parfy

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Kategorie: Lea Sonderegger & Patrick Rieser – Fotokunstprojekt 2017/18 – Teil III „NAKED LUNCH“

Lea Sonderegger & Patrick Rieser – Fotokunstprojekt 2017/18 – Teil III „NAKED LUNCH“

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Heuer haben wir bereits zum zweiten Mal ein Fotokunstprojekt in Kooperation mit der Graphischen Wien gefunden. Letztes Jahr haben wir auf unserem Seminarprogramm das Projekt „BEFORE FINE ART | VOR BILDENDE KUNST“ präsentiert. Die Interviewreihe mit den drei Fotografen zu diesem Projekt findet ihr auch hier auf unserem Blog.

Wir freuen uns jedes Jahr, so professionelle Projekte und sympathische Studierende im Rahmen des Fotowettbewerbs auf der Graphischen kennenlernen zu dürfen. Aktuell erreichen die Fotos des SiegerInnen-Teams auf 6.000 Exemplaren unseres Seminarprogramms den gesamten deutschsprachigen Raum. Zu gewinnen gab es übrigens auch Freiplätze in unseren Seminaren – in der Sommerakademie für Kulturmanagement holt sich das vierköpfige Projektteam heuer Skills und Know-how für den Jobeinstieg im Kulturbereich.

Hier stellen wir euch eine dritte Fotoserie aus dem Fotobuch „UNTERTITEL“ vor:

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

SERIE #3 „MARIO ROM & NAKED LUNCH“

Was war euch bei der fotografischen Umsetzung der Geschichten eurer ProtagonistInnen wichtig?

Generell haben wir bei der Umsetzung zwischen der Portraitfotografie und den inszenierten Filmplakaten unterschieden. Im Fall der inszenierten Fotos haben wir uns darum bemüht, uns in der Bildsprache an dem jeweiligen Film zu orientieren. Ein wichtiger Punkt war, die originalen Filmplakate nicht etwa nachzustellen, sondern ein individuelles Filmplakat zu schaffen.

Inspirationsquellen waren die Filme selbst, aber auch die Gespräche mit unseren ProtagonistInnen. An uns war es, herauszufinden, welche Filmszene jeweils für unsere ProtagonistInnen von besonderer Bedeutung ist und mit welcher Filmfigur sie sich vor allem identifizieren können.

Um aber auch einen Einblick in das „wahre“ Leben der ProtagonistInnen zu geben, war es uns wichtig, neben den inszenierten Filmplakaten auch natürliche Portraits von ihnen zu produzieren.

Dafür haben wir sie an für sie bedeutenden Orten in Wien fotografiert, mit dem Ziel, den BetrachterInnen die jeweilige Persönlichkeit etwas näher zu bringen.

 

Fragen zu Serie „Mario & Naked Lunch“

David Cronenbergs Verfilmung ist – genauso wie die gleichnamige Romanvorlage von William S. Burroughs – voller skurriler Figuren und Ereignisse. Was fasziniert euren Protagonisten Mario besonders daran?

Am besten gefallen Mario die Musik und die gesamte Stimmung des Films. Besonders beeindruckend findet er die Verschmelzung von Realität und Halluzination. An der Musik fasziniert ihn, wie die dunklen Orchesterakkorde in Kombination mit dem schrägen Saxophon diese düstere Stimmung erzeugt.

Der Film ist auch bekannt für seine stimmungserzeugende Jazzmusik. Was denkt Mario darüber, der selbst in einem Jazztrio als Trompeter spielt?

Mario hat eine Zeit lang fast ausschließlich Musik vom Saxophonisten Ornette Coleman gehört, der gemeinsam mit Howard Shore die Musik zum Film geschrieben hat. Dadurch ist er überhaupt auf den Film gestoßen. Das war zufällig zur selben Zeit, als er zusammen mit Lukas Kranzlbinder und Herbert Pirker eine eigene Band gründete. Der Film wurde für die drei Musiker zur „größten Inspirationsquelle“. Ihre eigene Musik ist voll von Einflüssen und Elementen des Films. Bestimmte Songs haben die Musiker nach Figuren aus „Naked Lunch“ benannt und sie auf ihre Art und Weise musikalisch interpretiert. Auch ihr Bandname „Mario Roms Interzone“ bezieht sich auf die „Interzone“ aus dem Film.

 

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Auf dem Plakat, das ihr reinszeniert habt, steht „Nothing is true – everything is permitted“ – Was steckt hinter dem Zitat?

Für die Band ist dieser Ausspruch eine Art Motto geworden, denn er gibt sehr gut ihr Musikverständnis wieder. Für Mario und seine Bandkollegen gibt es nicht die eine wahre Musikrichtung, sondern für sie ist sozusagen alles erlaubt. Ein Musikstück von ihnen heißt „Nothing is True“, ein anderes „Everything is Permitted“ – so haben sie auch ihre ersten beiden Alben benannt.

 

Bei dieser Fotoserie sind die Gestaltung und der Einsatz von Licht sehr auffallend. Was habt ihr euch da überlegt und wo habt ihr das Shooting gemacht?

Das Shooting fand im Porgy & Bess statt. Ein Jazzclub, in dem Mario mit seiner Band „Mario Roms Interzone“ schon einige Auftritte hatte. Die Räumlichkeiten und die vorherrschende Lichtstimmung passen in unseren Augen perfekt zum Ambiente des Cronenberg-Films.

Auch das Team vom Porgy & Bess war sehr hilfsbereit und hat uns ein paar Stunden vor einem Konzert zum Fotografieren hereingelassen.

Das ganze Interview mit Mario Rom könnt ihr euch hier anhören.

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser, Plakat: Viktoria Satovich

Das Projekt war eure Diplomarbeit auf der Graphischen, die ihr alle im Herbst abgeschlossen habt. Wie geht es nun bei euch weiter?

Lea studiert momentan an der „Friedl Kubelka Schule für künstlerische Fotografie“ und ab Herbst 2017 wird sie auf der Universität für angewandte Kunst die Klasse für angewandte Fotografie und zeitbasierende Medien besuchen.

Noch während des Diploms an der Graphischen hat Viktoria als Praktikantin bei der Werbeagentur DDB Wien gearbeitet. Zurzeit macht sie ein weiteres Praktikum bei der Wiener Grafikagentur EN GARDE. Ab Herbst könnte es Viktoria für die Meisterklasse wieder zurück an die Graphische ziehen.

Sophia studiert Kunstgeschichte an der Universität Wien und verwirklicht ihre eigenen künstlerischen Projekte.

Patrick arbeitet seit seinem Abschluss an der Graphischen im Fotografie- und Filmbereich.

 

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser, Plakat: Viktoria Satovich
Kategorie: Be a social butterfly! Absolventin Ana Berlin

Be a social butterfly! Absolventin Ana Berlin

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Foto: Doris Erben

Als Ergebnis eines Prozesses mit vielen, wichtigen beruflichen Stationen, gründete ich vor rund sechs Jahren meine Agentur A B C. Gemeinsam mit meinem Team erledige ich seitdem die PR und Kommunikation für Architekten, Designer, Kunst- und Kulturinstitutionen.

Zwei Aspekte kommen mir dabei besonders entgegen: PR ist immer eine sensible Angelegenheit, Operieren am offenen Herzen, Chefinnensache – was an die Presse kommuniziert wird und „in der Zeitung“ steht, hat Bedeutung. Das Zweite, das mich nach wie vor begeistert, ist das Unternehmerische. Mein Team zu motivieren, unser Tun immer wieder neu auszurichten. Viele unserer Kunden begleiten wir über Jahre, neue kommen hinzu. Kommunikation ist heutzutage schnelllebig, im Wandel und für alle Vorhaben eine unumgängliche Notwendigkeit. Wir finden das wunderbar.

Ich studierte à la base Theater-, Film und Medienwissenschaften, sowie Politikwissenschaften in Wien und Paris. Kürzere berufliche Etappen wie eine Dramaturgie-Assistenz am Burgtheater, damals mit Ober-Dramaturg Hermann Beil oder im MAK Museum Angewandter Kunst mit und unter Peter Noever, waren ebenso prägend, wie frühe Förderer. Amer Abbas und sein Kunstbuero zähle ich hier ebenso dazu, wie den Galeristen Hubert Winter, der mir seine Galerieräume im ersten Bezirk für kuratorische Experimente für zwei Jahre zur Verfügung stellte.

Ein zweites Mal führte mich mein Weg nach Frankreich, als ich im Auftrag des ÖAD als Lektorin an der Universite Paris IV – Sorbonne unterrichtete. Sporadisch schrieb ich für das Online-Magazin artmagazine.cc, manchmal auch für Der Standard u.a.

Der Zertifikatskurs Kunst- und Kulturvermittlung von Andrea Zsutty am Institut für Kulturkonzepte war dann mein sanfter „Wiedereinstieg“ nach 6 Jahren Ausland. Der Kurs gab mir in vielerlei Hinsicht Ansporn und Motivation. Neben dem eigentlichen Lehrinhalt hatten dabei insbesondere die Möglichkeit zur Selbst-Reflexion, die Gruppendynamik und das „sich-Ausprobieren-können“ eine Qualität. Der Kurs gab mir Zeit, mich zu sammeln, zu überlegen, um dann „zum Sprung“ anzusetzen.

Fachgebiete zu vertiefen, Neues zu probieren, sich Weiterzubilden und neue Wege zu gehen, scheint mir die erfrischende Konstante in unser aller Tun. Die Angebote von Kulturkonzepte sind immer wieder eine sinnvolle Ergänzung und Entwicklung des eigenen Potentials. Für uns als Agentur wünsche ich mir in den nächsten Jahren noch mehr Internationalität und mutige Klientinnen!

Mehr zu unserer Arbeit erfährt man hier: anaberlin.com und for a daily dose @abc_vienna

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Foto: Doris Erben
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Foto: Doris Erben
Kategorie: Lea Sonderegger & Patrick Rieser – Fotokunstprojekt 2017/18 – Teil II „A CLOCKWORK ORANGE“

Lea Sonderegger & Patrick Rieser – Fotokunstprojekt 2017/18 – Teil II „A CLOCKWORK ORANGE“

A Clockwork Orange - UNTERTITEL
Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Im ersten Teil der Interviewreihe zu unserem aktuellen Fotokunstprojekt konntet ihr lesen, welche Intention hinter dem Fotobuch „UNTERTITEL“ steckt. Wir haben euch die Fotoserie „ERWIN UHRMANN & ROCKY“ vorgestellt und erfahren, warum sich dieser Film wie ein Leitmotiv durch das Leben des Protagonisten zieht.

In zweiten Teil stellen wir euch jemanden vor, auf den Stanley Kubricks „A Clockwork Orange“ einen starken Eindruck gemacht hat. Einleitend dazu noch zwei allgemeine Fragen über das Projekt ans Team:

Wie habt ihr die Personen für das Projekt gefunden und ausgewählt? Was waren Herausforderungen?

Wir haben Flyer verteilt, Emails verschickt und Aussendungen über soziale Netzwerke getätigt. Außerdem haben wir versucht, durch Mundpropaganda im Freundes- und Bekanntenkreis fündig zu werden. Es war uns ein Anliegen, dass unser Buch tiefgehende Geschichten von Personen beinhaltet, die unterschiedlich alt sind und verschiedenen sozialen Schichten angehören. Eine besondere Schwierigkeit lag tatsächlich darin, Frauen dafür ausfindig zu machen, die bei dem Projekt mitmachen wollen.

Für dieses Projekt habt ihr mit dem Filmmuseum Wien kooperiert – wie hat diese Zusammenarbeit ausgesehen?

Es ist generell so, dass man für ein Diplomprojekt an der Graphischen einen externen Partner hinzuziehen muss. Wir haben uns damals an das Filmmuseum Wien gewandt. Stefan Huber (Vermittlung und Forschung im Filmmuseum) war dabei unsere Kontaktperson. Mit ihm hatten wir das große Glück, dass wir sehr frei arbeiten und das Buch nach unseren Vorstellungen gestalten konnten. Er war mit großem Engagement dabei und stand uns unterstützend zur Seite.

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

SERIE #2 „VICTORIA NIKOLAEVSKAJA & A CLOCKWORK ORANGE“

 Der Film „A Clockwork Orange“ ist nicht leicht zu verdauen – wann hat eure Protagonistin ihn zum ersten Mal gesehen und was waren ihre Eindrücke?

Das erste Mal hat Victoria den Film mit fünfzehn Jahren gesehen, ihn aber nicht wirklich verstanden. Deswegen hat sie ihn gleich am nächsten Tag noch einmal angeschaut, und das war für sie dann eine richtige Offenbarung – hinsichtlich dessen, wie sie Filme seitdem wahrnimmt, versteht und interpretiert.

Was denkt sie über die Hauptfigur Alexander DeLarge und welchen Einfluss hatte seine Darstellung auf sie? Verbindet sie etwas miteinander?

Mit „A Clockwork Orange“ hat sich Victorias Sicht auf die Schauspielkunst stark geändert, was ihr bei ihrer eigenen Schauspielentwicklung sehr geholfen hat. Besonders bewundert sie die Leistung des Schauspielers Malcolm McDowell, der Alex spielt.

Mit der Gewalttätigkeit und den vielen Exzessen von Alex DeLarge konnte sich Victoria überhaupt nicht identifizieren. Im Film wird die Hauptfigur zu einem Umdenken gezwungen und gegen ihren Willen therapiert. Victoria fühlte sich mit Alex in genau jener Situation eng verbunden, in der er diesen Bruch durchmacht. Eine vergleichbare Phase hat auch sie schon in ihrem Leben durchgemacht.

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Auch in dieser Fotoserie habt ihr einen prominenten Ort in Wien gewählt – welchen Bezug hat Victoria zur Hauptbücherei?

Einer von Victorias Lieblingsorten in Wien ist die Stiege von der Hauptbücherei. Ein Ort, an dem sie schon sehr viel Zeit verbracht hat und kreativ arbeiten konnte.

Mit 15 Jahren litt sie an starken Schlafstörungen und hat jede Nacht, bis es hell wurde, Filme angeschaut. Morgens ist sie dann immer spazieren gegangen, hat sich auf die Stiegen gesetzt und Texte geschrieben, gedichtet oder gezeichnet.

 

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Der Schnee und die Farbe Weiß sind in dieser Serie sehr prominent – gibt es dafür einen bestimmten Grund?

Schön war, dass wir bei unserem Projekt zu jeder Jahreszeit fotografieren konnten. Im Winter fand das Shooting von Victoria statt. Der Schnee passte gut zu der sehr präsenten Farbe Weiß im Film, die immer wieder auftaucht, wie zum Beispiel in der Milchbar oder auch in den Outfits der Drooges.

Das ganze Interview mit Victoria Nikolaevskaja könnt ihr euch hier anhören.

Die Präsentation der Fotoserie UNTERTITEL ist Ergebnis einer Kooperation des Instituts für Kulturkonzepte mit der Graphischen Wien. Im Rahmen des Fotowettbewerbs hat das SiegerInnenteam Freiplätze bei der Sommerakademie für Kulturmanagement gewonnen.

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser, Plakat: Viktoria Satovich
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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser, Plakat: Viktoria Satovich
Kategorie: Linear war gestern. KulturmanagerInnen und ihr persönlicher Werdegang.

Linear war gestern. KulturmanagerInnen und ihr persönlicher Werdegang.

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Ein Beitrag von Ulli Koch

Einer der hartnäckigsten Mythen der westlichen Gesellschaft ist jene vom linearen Lebenslauf, der Menschen von ihrer Volksschulzeit bis hin zur Pensionierung begleitet. Und auch wenn zaghafte Versuche der Dekonstruktion inzwischen die Runde machen oder sich die Beispiele von erfolgreichen UniabbrecherInnen häufen, so ganz zum Verschwinden wurde dieser Mythos ja noch nicht gebracht. Deswegen bitte weiter dekonstruieren, unter anderem durch das Gespräch mit Menschen, die mit gar-nicht-linearen Lebensläufen Karriere machen.

Ein sehr qualifizierter Gesprächspartner dieser Art ist Eugene Quinn. Üblicherweise würde nun hier die Berufsbezeichnung folgen, jedoch stellt es sich als relativ schwer heraus eine geeignete Berufsbezeichnung zu finden. Ich nenne ihn mal umsetzender Querdenker. Sein Job? Aus einer Idee ein erfolgreiches Konzept zu entwickeln und die noch erfolgreichere Umsetzung dieses Konzepts voranzutreiben. Zum Beispiel Vienna Coffeehouse Conversations, bei der lokal wohnende Menschen auf TouristInnen und andere Wien-BesucherInnen treffen, um sich zu unterhalten. Oder Vienna Ugly – eine geführte Tour durch Wien bei der die hässlichsten Orte dieser vielschichtigen Stadt bestaunt werden können. Beides und noch einige Sachen mehr sind auf der Website von space and place – dem Verein hinter all den Angeboten – zu finden.

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Eugene Quinn von space and place (hier in Magdas Hotel)

Die Suche nach nicht-linearen Lebensläufen mit Karriere kann aber auch bei Johannes Piller-Giroud enden, dem Geschäftsführer der Grellen Forelle in Wien. Seine Strategie? Kommunikation, Abstimmung, Neugierde und den Mut ungewöhnliche Ideen umzusetzen. Die ersten beiden Punkte betreffen das Team der Grellen Forelle an sich, schließlich ist es ja doch eine Herausforderung ein Team abzustimmen, das – verkürzt gesagt – zu zwei verschiedenen Tageszeiten arbeitet. Umso wichtiger ist es, dass Buchhaltung und Barpersonal wissen, was die_der jeweilige andere eigentlich so macht. Und dann wäre noch die Idee mal ein Insektenessen zu veranstalten. Oder ein Flohmarkt im Technoclub, um mal nur zwei Beispiele zu nennen. Möglichst viel anschauen und ausprobieren lautet demnach auch das Credo.

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Johannes Piller-Giroud in der Grellen Forelle

Wer es dann doch lieber eine Spur linearer möchte, der ist bei Vanessa Joan Müller von der Kunsthalle Wien sehr gut aufgehoben, die Dramaturgin des Hauses. Dramaturgie und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst? Was zunächst leicht verwirrend erscheint, macht in der Praxis mehr als Sinn. Als Dramaturgin nimmt Vanessa Joan Müller die zentrale Schnittstellenposition ein und kommuniziert mit den Marketing- und Presseverantwortlichen genauso wie mit den KuratorInnen, dem Vermittlungsteam und der Direktion. Sie spannt den roten Faden über die einzelnen Ausstellungen hinweg, fördert den Austausch der einzelnen Abteilungen miteinander, behält den Überblick und greift auch korrigierend ein, wenn es notwendig ist, zum Beispiel wenn die Präsenz von weißen, europäischen Künstlern überwiegt. Die Stelle der Dramaturgin gibt es übrigens noch nicht sehr lange, wurde quasi mit der neuen Direktion ganz neu geschaffen und ist damit einzigartig in der österreichischen Museums- und Ausstellungslandschaft.

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Vanessa Joan Müller (links) in der Kunsthalle Wien

Was alle drei Beispiele miteinander verbindet ist ihre Liebe zu Kunst und Kultur, die sie auf unterschiedliche Art und Weise ausleben, ihre Leidenschaft, eine Spur Ehrgeiz und ihre große Neugierde. Alle drei möchten Menschen bewegen, ihnen neue Erfahrungen schenken und an ihrer Leidenschaft teilhaben lassen.

Sie brennen ebenfalls für Kunst und Kultur, wollen einen bunten Lebenslauf und spannende Menschen aus der Szene kennenlernen? Sie studieren aktuell oder haben vor kurzem die Uni oder eine andere Ausbildung abgeschlossen? Dann sind Sie bei der Sommerakademie des Instituts für Kulturkonzepte richtig. Neben praxisnahen inhaltlichen Inputs in Seminaren haben Sie die Möglichkeit in Exkursionen zu drei Wiener Kulturbetrieben KulturmanagerInnen kennenzulernen, sie zu ihrem Werdegang und Berufsprofil zu befragen sowie im Austausch mit ihnen Ihr persönliches Berufsbild zu konkretisieren. Die nächste Gelegenheit haben Sie in der Woche vom 17. bis 21. Juli 2017, bei der Sie unter dem Titel „Jungle Fever“ mehr zu Projektorganisation und Finanzierung erfahren sowie Einblick in das MAK, das Vienna Shorts Festival als auch Waves Vienna erhalten.

Im September geht die Sommerakademie weiter mit den Wochen „Wag The Dog – Public Relations und Texten“ (11.-15.9.) und „Monkey Business – Kultur- und Onlinemarketing“ (25.-29.9.). Es sind noch wenige Plätze frei!

Hier sind ein paar Impressionen der ersten Sommerakademie-Woche „Modern Times„:

Fotos von Laura Hörzelberger & Ulli Koch

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Kategorie: Formschöne Säcke – Absolventin Verena Faißt

Formschöne Säcke – Absolventin Verena Faißt

Foto: Claudia Rohrauer
Verena Faißt (Foto: Claudia Rohrauer)

Foto: Claudia Rohrauer

Eine möglicherweise leider schon tote Katze im praktischen, formschönen Sack verkauft sich besser als ein unbändiger wilder Kater.

Wenn mich jemand fragt, was ich künstlerisch oder beruflich mache, fällt mir die Antwort aus ungefähr genau diesem Grund nicht leicht: Ich stecke so ungern freie Sachen in einen Sack (egal wie hübsch er ist).

Unter anderem deswegen nahm ich 2014/2015 am Lehrgang für Kulturmanagement des Instituts für Kulturkonzepte teil. Dabei habe ich zum Beispiel gelernt, dass ein Elevator Pitch nur ab und zu was mit elektronischer Musik zu tun hat und dass man sich vor adretten Säcken nur manchmal fürchten muss.

Also hier ein neuer Versuch:

Ich bin Filmemacherin, Photographin, Bühnenbaumeisterin für den unsichtbaren weißen Elefanten, Expertin für noch nicht erfundene Sprachen, Gestängekonstrukteurin für Sauerstoffzelte hinter dem Mond und Klangmeisterin für Unerhörtes. Ich arbeite innerhalb, außerhalb und an den Grenzen pädagogischer Kontexte.

Zum Beispiel als Workshopdesignerin und Workshopleiterin im Trickfilmstudio des ZOOM Kindermuseum. Dort produzieren wir Trickfilme mit Schulklassen und zufälligen Wochenend-Filmteams aus EinzelbesucherInnen.

Webplakat Mamihlapinatapai: Verena Faißt
Webplakat Mamihlapinatapai: Verena Faißt

Oder gemeinsam mit dem großartigen Musiker Oliver Stotz. Wir realisieren Sound- und Videoprojekte mit Schulklassen. Zuletzt präsentiert haben wir “MAMIHLAPINATAPAI” im Votivkino am 8.6.2017. Der experimentelle Kurzfilm entstand in Kollaboration mit 14 SchülerInnen des BRG19 in der Krottenbachstraße. Der Titel bedeutet so viel wie „das Austauschen eines Blickes zwischen zwei Personen, von denen jeder wünschte, der andere würde etwas initiieren, was beide begehren, aber keiner bereit ist, zu tun“.

Stories und Inhalte gebe ich allerdings niemals vor. Sie entstehen vielmehr im gemeinsamen Arbeiten mit den Jugendlichen und stellen Themen dar, die der gemeinsame kreative Prozess an die Oberfläche spült.

Meine künstlerische Praxis ist es also vor allem, derartige Prozesse zu ermöglichen und zu begleiten. Ich versuche, die Jugendlichen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Ideen und Bilder zu entwickeln, miteinander auszuhandeln und möglichst gut umzusetzen.

Künstlerischer Anspruch im Sinne von ergebnisoffenen Prozessen, inspirierten/inspirierenden Produkten und pädagogischer Anspruch im Sinne einer positiven Persönlichkeitsentwicklung aller Beteiligten (inklusive meiner selbst) widersprechen sich dabei selbstverständlich nicht.

Die vielfältigen Werke, die in wechselnden Kollektiven entstehen, spiegeln naturgemäß immer die Konstellation aus Menschen, Zeit und Räumen wieder.

Diesen spannenden Ergebnissen eine Bühne zu geben und sie diskutieren und wirken lassen zu können ist mir ein zentrales Anliegen. Dem versuche ich zum Beispiel im Rahmen öffentlicher Screenings im Kino, in Radiofeatures oder Ausstellungen gerecht zu werden. Teil dieser Bühne ist natürlich auch mein Webauftritt: verenafaisst.com

Falls Sie nicht allzu enttäuscht sind, dort keine Katzenvideos zu finden und sich dennoch ein wie auch immer geartetes Interesse ergibt, freue ich mich jederzeit über eine Kontaktaufnahme!

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Verena Faißt Foto: Claudia Rohrauer
Kategorie: Lea Sonderegger & Patrick Rieser – Fotokunstprojekt 2017/18 – Teil I „ROCKY“

Lea Sonderegger & Patrick Rieser – Fotokunstprojekt 2017/18 – Teil I „ROCKY“

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Dieses Mal haben wir für das alljährliche Fotokunst-Projekt auf unserem Seminarprogramm der Zertifikatslehrgänge Kulturmanagement & Kulturvermittlung ein Gewinnspiel ausgerufen. In Kooperation mit der Graphischen Wien haben wir Diplomprojekte ausgewählt, die von Studierenden aus den dortigen Kollegklassen produziert worden sind. Die eingereichten Projekte waren qualitativ sehr hochwertig und vielfältig – damit wir uns für ein Siegerprojekt entscheiden konnten, haben wir uns Unterstützung geholt: Die Jury hat sich zusammengesetzt aus Larissa Cerny (Grafikern), Živa Vavpotič (Freiberufliche Kuratorin und Kulturarbeiterin), Corinna Eigner (Kommunikation bei Kulturkonzepte) und Bettina Letz in unparteiischer und beratender Funktion (Lehrerin für Fotografie an der Graphischen).

Das Team des Projekts „UNTERTITEL – Reinszenierungen von Filmen“ hat die Jury letztlich überzeugt – in den Fotoserien spiegeln sich subtil die unterschiedlichen Sparten von Kunst und Kultur wider und zeigen die ProtagonistInnen an „magischen“ Orten Wiens. Die FotografInnen schaffen es außerdem, mit diesem Fotobuch die essentielle Bedeutung von Kunst und Kultur auf den einzelnen Menschen zu verdeutlichen. Die zentrale Frage „wozu braucht die Gesellschaft Kunst und Kultur“ beantworten sie in ihrer Arbeit sehr zugänglich. Wir freuen uns, als Aus- und Weiterbildungsinstitut für Kulturmanagement und Kulturvermittlung, diese Kernaussage weitervermitteln zu dürfen!

Hier präsentieren wir euch die Interviewreihe mit dem Projektteam, bestehend aus Lea Sonderegger, Patrick Rieser, Viktoria Satovich und Sophia Mara Egger-Karlegger, wo wir in drei Teilen jeweils eine Fotoserie des Projektes „UNTERTITEL“ unter die Lupe nehmen:

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Was steckt hinter dem Projekt „UNTERTITEL“?

Bei „UNTERTITEL“ handelt es sich um ein Fotobuch mit Interviews, in dem wir der Frage nachgehen, wie stark Filme auf einzelne Menschen wirken können.

Im Zuge des Projekts haben wir uns auf die Suche gemacht, diese Menschen zu finden und vorzustellen, um auf ein wenig beachtetes Phänomen aufmerksam zu machen. Sechs Personen, die von bestimmten Filmen besonders geprägt wurden, haben wir interviewt, porträtiert und in einem fiktiven Filmplakat fotografisch inszeniert. Alle sechs Geschichten zeigen, wie unterschiedlich ein Film das Leben von Menschen beeinflussen kann.

Im Buch finden sich zu den einzelnen Personen kurze einleitende Texte und auch immer wieder kurze Passagen aus den Original-Interviews. Auf der Webseite zum Projekt findet ihr die Audioversion der vollständigen Interviews.

Wie setzt sich euer Projektteam zusammen? Was waren eure jeweiligen Aufgaben?

Die Idee für das Projekt kam von Lea Sonderegger und Patrick Rieser. Sie beide waren auch für den fotografischen Part des Projektes zuständig und haben Kontakt zu den ProtagonistInnen der Fotoserien aufgenommen. Weitere Aufgaben waren die Recherche der jeweils favorisierten Filme, Ideen-Entwicklung, Suche und Besichtigung entsprechender Locations und Organisation von Requisiten, Licht etc..

In den Arbeitsbereich von Sophia Egger-Karlegger sind drei verschiedene Aufgaben gefallen. Sie hat für jeden Film eine analoge Collage erstellt, die als Einführung des jeweiligen Protagonisten im Buch zu sehen ist. Sie hat die Interviews aufgenommen, geschnitten und transkribiert und sie für unsere Website eingerichtet.

Für das Gestalten, das Konzipieren und Layoutieren des Fotobuches, war Viktoria Satovich zuständig. Sie hat außerdem die fiktiven Filmplakate entworfen.

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Herausgekommen sind ein sehr gelungenes Fotobuch und eine Website zu den Interviews. Was plant ihr noch?

Wir können uns sehr gut vorstellen, dieses Projekt einmal weiter zu führen, das fänden wir sehr schön. Dazu bräuchte es allerdings einen Sponsor, denn so ein Buchprojekt ist mit Kosten verbunden, und bislang besitzt nicht einmal jeder von uns ein eigenes Exemplar. Also der nächste große Schritt ist auf jeden Fall die Sponsorensuche.

SERIE #1 „ERWIN UHRMANN & ROCKY“

Was verbindet euren Protagonisten Erwin mit dem „Underdog“ Rocky? Was bedeutet ihm das Filmzitat „No Pain?“

Erwin sieht nicht nur den Kämpfer in Rocky, sondern kann sich auch mit seiner introvertierten und fürsorglichen Art identifizieren. Der Film hat damals den Kampfgeist in dem Schüler Erwin erweckt und hat ihm so durch seine Schulzeit und andere schwierige Lebenssituationen geholfen. Wie der Trainer zu Rocky, sagt Erwin auch heute noch in ausweglos erscheinenden Momenten gerne zu sich selbst: „No Pain!“.

LiebhaberInnen der Wiener Programmkinos erkennen den Ort des Shootings sofort – das Gartenbaukino. Wieso habt ihr diesen Ort ausgewählt? War es schwierig, den großen Kinosaal für euch alleine zu bekommen? Wie habt ihr das gemacht?

Erwin selbst ist ein Cineast – daher war es für uns klar, dass wir ihn auch in einem Kino fotografieren werden. Generell war es uns wichtig, die Portraits an Orten zu machen, zu denen die jeweiligen Personen einen persönlichen Bezug haben. Beim Gartenbaukino handelt es sich um eines von Erwins Lieblingskinos, damit war die Entscheidung gefallen. Zudem haben uns das besondere Flair und die schöne Ausstattung des Gartenbaukinos auf Anhieb gefallen.

Wir haben um eine Fotoerlaubnis angefragt und hatten Glück. Unsere Kontaktperson war sehr begeistert von unserem Projekt und gerne bereit, uns zu unterstützen.

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser

Wohin hat es Erwin letztendlich verschlagen? Hat er sich für Boxkurse angemeldet? 

Obwohl Boxen im Film eine tragende Rolle spielt, war dieser Sport für Erwin eher nebensächlich. Er empfindet ihn eher als Metapher für das „Sich-Durchkämpfen“ im Leben – dafür, dass man immer wieder aufsteht und nicht so schnell aufgibt. Dieser Film gibt ihm bis heute Hoffnung und Zuversicht.

 

Das ganze Interview mit Erwin Uhrmann könnt ihr euch hier anhören.

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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser, Plakat: Viktoria Satovich
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Foto: Lea Sonderegger & Patrick Rieser, Plakat: Viktoria Satovich
Kategorie: Chance der Transformation

Chance der Transformation

Die immer neuen Aufgaben von KulturmanagerInnen bedeuten Herausforderung und Chance zugleich

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Karin Wolf, Foto: Nicole Heiling

 

Ein Beitrag von Karin Wolf in Kooperation mit Kulturmanagement Network erschienen im KM Magazin Nr. 122 Mai 2017 zum Thema „Arbeitsmarkt Kultur: Themen & Hintergründe“

Der Kultursektor ist als Arbeitsplatz unverändert attraktiv. Auf öffentlich ausgeschriebene Stellen in Kulturbetrieben melden sich Hunderte BewerberInnen. Kulturmanagement-Ausbildungen, egal, ob einzelne Seminare oder mehrsemestrige Lehrgänge, sind gut gebucht. Paradoxerweise werden die Arbeitsbedingungen im Kultursektor von den zuständigen Interessensgemeinschaften zu recht immer wieder kritisiert. In Österreich hat die IG Kultur z.B. die Kampagne Fair Pay ins Leben gerufen, die dem Lohndumping entgegentritt und Honorarrichtlinien erstellt, um auf den Wert von Kulturarbeit (künstlerisch produzierender ebenso wie organisatorischer Arbeit) hinzuweisen.

Damit soll bei allen Beteiligten, den ArbeitgeberInnen und den ArbeitnehmerInnen, ein Bewusstsein für faire Arbeitsbedingungen geschaffen werden und längerfristig nachhaltige Verbesserungen erreicht werden. Menschen, die in der Kultur arbeiten, ist der ideelle Gewinn oft wichtiger, als der monetäre. Sie wollen sinnstiftende Arbeit leisten und die Gesellschaft mitgestalten. Die Auseinandersetzung mit künstlerischen Inhalten und Themen im Arbeitsalltag ist ihnen eine persönliche Bereicherung, ebenso wie der Umstand, dass sie die Möglichkeit haben, gemeinsam mit anderen eigene Ideen zu verwirklichen. Auch das Bild vom „schönen“ Arbeitsplatz ist nicht unwesentlich. Es gibt Menschen, denen es Freude bereitet, jeden Tag zur Arbeit in ein Theater oder ein Museum zu gehen. Sie besuchen, oft nach Dienstschluss, Aufführungen und Ausstellungen im Bewusstsein, einen ganz wesentlichen Teil am Zustandekommen geleistet zu haben. Damit partizipieren sie am Erfolg mit und erleben immer wieder eine Bestätigung der eigenen Leistung. Die Hierarchien in Kulturbetrieben sind flach im Vergleich zu Wirtschaftsbetrieben. Wenn ein Betrieb gut geführt wird, gibt es Kollegialität und Gemeinschaftsgefühl und die Möglichkeit, eine funktionierende Work Life Balance zu finden. KulturmanagerInnen stellen oft Selbstverwirklichung vor Auftragserfüllung und Gestaltungswillen vor Gewinnmaximierung, sie möchten sich im Laufe ihres Arbeitslebens kontinuierlich weiterentwickeln und dazu lernen.

Eine typische Karriere im Kulturmanagement kann als Studentenjob, an der Kasse oder an der Garderobe beginnen und im Lauf der Jahre Positionen in verschieden Abteilungen beinhalten bis zu einer Führungsposition wie Leitung des Marketing oder der Personalabteilung. Typisch ist auch die „Durchlässigkeit“ der verschiedenen Szenen: Menschen starten in der Alternativkultur und übernehmen später Positionen in etablierten Häusern. Auch die Kunstsparte kann sich im Laufe einer Kulturmanagement-Karriere ändern: von der Musik zum Theater, vom Filmfestival zur Oper. Ein zweiter Karriereverlauf ist die Selbstständigkeit, die manchmal eine Notlösung mangels Jobangebot, manchmal eine bewusste Entscheidung mit einer Geschäftsidee ist. Selbstständige KulturmanagerInnen sind oft im Umfeld der Creative Industries tätig, im Medien-, Design- oder Architekturbereich.

Egal, ob angestellt oder selbstständig, die Basis für alle notwendigen Kompetenzen ist eine unternehmerische Grundhaltung. Diese zeichnet sich aus durch eine Klarheit über die eigenen Ziele, eine realistische Einschätzung des Risikos und durch eine deutliche Haltung gegenüber aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Themen.

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Kulturmanagement Forum 2016, Foto: Corinna Eigner

Gesellschaftlicher Auftrag für Kulturbetriebe

Die aktuellen gesellschaftlichen Transformationen führen dazu, dass KulturmanagerInnen zunehmend Aufgaben übernehmen, die über das Produzieren und Organisieren von Kunst und Kultur hinausgehen, wie z.B. soziales Engagement im Kontext der Flüchtlingsbetreuung oder der Bildungs- und Sozialarbeit. Auch die Politik knüpft Förderungen zunehmend an soziale Aufgaben oder Bildungsaufträge und ruft Programme und Projekt ins Leben, die migrantische bzw. gesellschaftliche benachteiligte Gruppen an die Kultur heranführen sollen. Damit ist kultur- und gesellschaftspolitische Haltung mehr gefragt denn je. Das wiederum ist eine Möglichkeit mehr, sich aktiv und gestaltend bei seinen Aufgaben einzubringen. Und vor allem auch mit anderen gesellschaftlichen Akteuren in Kontakt zu treten, denn der Kulturbetrieb kann es sich nicht mehr leisten, ein Elfenbeinturm zu sein.

Die wichtigsten Ausprägungen der Transformation mit Blick auf die Arbeit von bzw. in Kulturinstitutionen sind: stetiger Rückgang von Förderungen, verändertes Freizeitverhalten des Kulturpublikums, transkulturelle Gesellschaft und der Einfluss der neuen Medien auf alle Ebenen der Kommunikation.

Was gilt es also zu beachten, wenn eine Karriere im Kulturmanagement geplant wird? Im Kultursektor ist es besonders wichtig, auf die Wertschätzung der eigenen Leistung zu achten, das zeigt sich in der Qualität der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung. Ein realistisches Karriereziel ist es, sich als KulturmanagerIn gut bzw. sehr gut die Existenz zu sichern und eine erfüllende Tätigkeit zu verrichten. Dies kann nur gelingen, wenn man von Beginn an selbstbewusst und mit Nachdruck, den Wert der eigenen Arbeit kommuniziert und sich um die Bereitstellung ausreichender Ressourcen kümmert.

Es besteht immer die Gefahr, dass man sich durch das eigene große Engagement für die Kunst und die Freude an der Sache, dazu verleiten lässt, sich selbst und andere auszubeuten. Die eigenen Bedürfnisse und die des Teams dürfen nur in Ausnahmesituationen und nur für kurze Zeit (Premiere, Ausstellungseröffnung, etc.) hinter das künstlerische Anliegen gestellt werden.

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Kulturmanagement Forum 2016, Foto: Corinna Eigner

Kompetenzen zur Bewältigung der Transformation

Traditionellerweise erlernen KulturmanagerInnen die notwendigen Fähigkeiten in der Praxis, individuelles Erfahrungswissen spielt in diesem sehr facettenreichen Beruf nach wie vor eine wichtige Rolle. Die Praxiserfahrung hat an Relevanz nichts verloren, wie ein Blick in Stellenausschreibungen beweist, wo diese immer gefordert ist. Gerade am Beginn der Karriere ist es wichtig, rasch in die Praxis einzusteigen und durch Projekte oder Praktika in möglichst unterschiedlichen Organisationen und Sparten Erfahrungen sammeln zu können.

Um mit den aktuellen und immer schneller stattfindenden Entwicklungen Schritt halten zu können, ist es unerlässlich, im Sinne der Karriereplanung auch die eigene Weiterbildung als Teil der Karriereplanung zu verstehen und sich regelmäßig neues Wissen anzueignen. Die Auswahl der Inhalte, die man sich aneignen möchte hängt von den individuellen Bedürfnissen, Interessen und Stärken ab. Bevorzugt werden kurze, kompakte und praxisorientierte Aus- und Weiterbildungsangebote, die mit Berufstätigkeit vereinbar sind und eine gute Möglichkeit zur Vernetzung mit KollegInnen bieten.

Zu den Kenntnissen und Kompetenzen, die sich Menschen in einer Kulturmanagementausbildung aneignen möchten, zählen unverändert die „Klassiker“ Projektplanung und -organisation, Kommunikations- und Präsentationstechniken, Finanzierung und Förderung. Das Feld PR und Marketing befindet sich in permanenter Veränderung und Erweiterung durch die zentrale Rolle und rasante Entwicklung von Social Media und Internet. Wissen über Audience Development ist im Kontext der transkulturellen Gesellschaft notwendig.

Unternehmerisches Handeln (strategisches Denken, Führungskompetenz, betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse) gewinnt an Bedeutung, dem Umstand geschuldet, dass die staatlichen Förderungen zurückgehen und Geld zunehmend erwirtschaftet werden muss.

 

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Kulturmanagement Forum 2016, Foto: Corinna Eigner

Wie stellt sich die Sache aus Sicht der Kulturbetriebe dar und was erwarten Kulturbetriebe von ihren MitarbeiterInnen? Kulturbetriebe sind durch die Reduktion der Förderungen oft vor die Entscheidung gestellt: Sparen am Programm oder Sparen am Personal? Leider führt das nicht selten dazu, das weniger Personal den gleichbleibenden Arbeitsaufwand leisten muss. Führungskräfte beantworten die Frage nach dem/r perfekten MitarbeiterIn oft mit folgenden Schlagworten: selbstständiges Denken, in der Lage Verantwortung zu übernehmen und Branchenkenntnis. Ungewöhnliche und abwechslungsreiche Lebensläufe stoßen durchaus auf Interesse, hier besteht in der Regel Offenheit für Individualität und Persönlichkeit. Das Bewusstsein, dass MitarbeiterInnen, einmal ausgewählt und eingestellt, auch Unterstützung innerhalb der Organisation bekommen sollen, setzt sich allerdings erst sehr langsam durch und manifestiert sich in einzelnen Häusern in regelmäßigen Mitarbeitergesprächen, Inhouse-Trainings und Team-Entwicklungsseminaren.

Es zeichnet sich ab, dass jene Kulturinstitutionen, die in ihre MitarbeiterInnen und deren Weiterentwicklung investieren, die anstehenden Transformationen besser bewältigen werden.

Weiterführende Links:

Weiterbildung für Kulturbetriebe am Institut für Kulturkonzepte

Kulturmanagement Forum 2016 – Rückblick auf die Veranstaltung zum Thema „Der neue Kulturbetrieb“

Kulturmanagement Network & KM Magazin Mai 2017Arbeitsmarkt Kultur: Themen & Hintergründe“

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Karin Wolf, Foto: Nicole Heiling
Kategorie: Nach dem Filmfestival ist vor dem Filmfestival

Nach dem Filmfestival ist vor dem Filmfestival

Gartenbaukino
@ Evelyn Rois

Ein Einblick in die österreichischen Filmfestivals Diagonale und Tricky Women

Ein Beitrag von Ulli Koch

Jährlich zieht es über 250.000 BesucherInnen in die Kinosäle Österreichs, um bei einem der 43 Filmfestivals dabei zu sein. Sie können dabei auf ein vielfältiges Angebot zurückgreifen: Seien es Kurzfilme beim Vienna Shorts (VIS), das Crossing Europe Festival in Linz oder jene Filmfestivals, die hier im Zentrum stehen sollen, die Diagonale in Graz und Tricky Women in Wien. Beide – um es mal ein bisschen verkürzt auszudrücken – zeigen ein Filmprogramm, das eher im Nischenbereich anzusiedeln ist.

Das seit 1993 unter dem Titel Diagonale bestehende Festival hat sich auf den österreichischen Film spezialisiert. Sein Anspruch besteht darin, den österreichischen Film in seiner ganzen Bandbreite darzustellen, also experimentelle und historische Filme, Lang- und Kurzfilme sowie Dokumentar- und Spielfilme in das Programm aufzunehmen. Seit 1998 findet die Diagonale jährlich in Graz statt, seit zwei Jahren wird sie zudem von einem Duo geleitet, Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber. Beiden ist es wichtig an die bestehende Qualität der Diagonale anzuschließen und gleichzeitig einen roten Faden durch das ganze Programm zu spinnen.

Sebastian Höglinger & Peter Schernhuber @ Lukas Maul

Tricky Women wurde 2001 gegründet und seit Anbeginn von Waltraud Grausgruber und Birgitt Wagner kuratorisch sowie organisatorisch geleitet. Gezeigt werden Animationsfilme, die ausschließlich von Frauen produziert und gestaltet werden. Das Programm ist von politischen Filmen geprägt, die Themen weiblicher Lebensrealitäten in all seinen Facetten aufgreifen, wobei auch das Lustvolle und ästhetisch Anspruchsvolle nicht zu kurz kommen. Tricky Women zeigt Animationsfilme, die sonst vielleicht eher nicht auf einem Festival gezeigt werden, und ist innerhalb der Nische Animationsfilm inzwischen nicht mehr wegzudenken – vor allem, da es das einzige mit einer dezidiert feministischen Ausrichtung darstellt.

Birgitt Wagner & Waltraud Grausgruber

Organisationstalente

Während die FestivalbesucherInnen noch von einem Kinosaal in den nächsten eilen, wird bereits im Hintergrund für das nachfolgende Jahr gearbeitet. Umso wichtiger ist es für die Festivalleitungen ein funktionierendes Team hinter sich zu haben. Tatsächlich ist es so, dass das Team während der Festivalzeit radikal anschwillt, um anschließend wieder radikal zu schrumpfen. Und doch bieten Filmfestivals ca. 500 Personen einen Arbeitsplatz, der jedoch leider meist sehr prekär gestaltet ist, manchmal auch ohne Bezahlung. Trotz dieser Schwierigkeit versuchen sowohl die Diagonale als auch Tricky Women eine gewisse Kontinuität beizubehalten, auch wenn sie ihr Team teilweise nur für die Festivalzeit beschäftigen können. „Wünschenswert ist, gleich nach einem Festival mit dem bestehenden Team weiterzuarbeiten, aber es bricht fast immer eine Säule weg“, bemerkt Sebastian Höglinger von der Diagonale und spricht damit auch den Wegfall von Wissen an sowie die Notwendigkeit jedes Jahr neue MitarbeiterInnen einzuschulen. Während die Geschäftsführer der Diagonale, die auch für das Kuratieren zuständig sind, im Bereich der Organisation auf Unterstützung zurückgreifen können, sind die Leiterinnen von Tricky Women für alle anfallende Belange zuständig und können nur wenige Aufgaben auslagern. „Wir achten aber darauf, dass alle Beteiligten unserem Budget entsprechend bezahlt werden.“, betont Waltraud Grausgruber.

Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber müssen zudem mobil sein, schließlich haben sie sowohl in Wien als auch in Graz ein Büro. Diese Aufteilung hat sich über die Jahre hin bewährt, denn so kann auf der einen Seite mit der in Wien angesiedelten Filmbranche und auf der anderen Seite mit dem Festivalort Kontakt gehalten werden. Ab dem Spätherbst, wenn das Team langsam wieder anschwillt, finden wöchentliche Teamsitzungen statt bei denen die Diagonale-Kuratoren auf digitale Kommunikationskanäle setzen, die die Arbeit wesentlich erleichtern. Auch auf einer kommunikativen Ebene macht die Aufteilung auf zwei Standort Sinn: Von Wien aus erfolgt die Presse- sowie Redaktionsarbeit für das Programm, hier finden sich auch die großen Medienhäuser Österreichs. In Graz selbst ist die Marketing- und Sponsoringabteilung angesiedelt, die eng mit den lokalen Unternehmen zusammenarbeitet. „Diese Regionalität ist bewusst gewünscht. Wir möchten die regionale Szene ansprechen, mit lokalen Kulturvereinen und -Einrichtungen zusammenarbeiten“, so Peter Schernhuber. Eine Initiative, die sich auszahlt, und die durch die Auszeichnung bei der Green Events Austria Gala 2017 in der Kategorie der Kulturveranstaltungen für das Projekt Diagonale #denktweiter noch verstärkt wird.

@ Diagonale | Paul-Pibernig

Publikumsmagnete

Ausschlaggebend für den Besuch eines Filmfestivals ist die Möglichkeit Filme zu sehen, die eher nicht im regulären Kinoprogramm zu finden sind, die Stimmung vor Ort, die thematische Ausrichtung und ein generelles Interesse für das Medium Film – dies ergab eine vom Forum österreichischer Filmfestivals (FÖFF) durchgeführte Studie für das Jahr 2016 und benennt somit Eigenschaften, die auch auf die Diagonale und Tricky Women zutreffen.

Zentraler Festivaltreffpunkt von Tricky Women ist seit einigen Jahren das Metro Kinokulturhaus in Wien „Es ist dort sehr passend“, meint Waltraud Grausgruber, „Es ist zwar etwas kleiner, jedoch kann so wirklich ein Austausch stattfinden. Unser Publikum trifft sich im Foyer und weiß einfach, alle, die da sind, sind auch wegen des Festivals gekommen. Und dann besteht auch die Möglichkeit mit den anwesenden Künstlerinnen in Kontakt zu kommen, sich zu vernetzen und rege auszutauschen.“ Ergänzt wird dies durch ein Vermittlungsprogramm, das u.a. Workshops beinhaltet, in denen das Publikum selbst einen Trickfilm gestalten kann.

Mit wesentlich größeren Dimensionen hat es die Diagonale zu tun, die die gesamte Stadt Graz bespielt. „Graz hat eine funktionierende Innenstadt und die einzelnen Spielstätten sind zu Fuß erreichbar“, beschreibt Sebastian Höglinger die Vorzüge der Stadt. Neben diesen Aspekten, die wesentlich zur Stimmung beitragen, ist es vor allem die Stadtpolitik, die das Filmfestival organisatorisch und finanziell unterstützt. Der Nachteil ist jedoch, dass das Archivmaterial nicht in allen Kinos gezeigt werden kann, da es in keinem Kinosaal mehr als einen 35mm-Projektor gibt und Überblendungen daher nicht möglich sind. Wünschenswert wäre demnach, dass eine solche Kinoausstattung nicht auf Wien beschränkt bleibt.

Finanzprobleme

Die größte finanzielle Säule für alle Filmfestivals in Österreich stellen öffentliche Subventionen dar. Auf Planungssicherheit können die einzelnen Festivals jedoch trotzdem nicht bauen. Die Tendenz geht in Richtung vieler kleinerer Förderungen von unterschiedlichen Stellen – eine Fleckerlteppichfinanzierung.

„Wir haben seit zehn Jahren das gleiche Budget. Wenn uns dann eine Säule wegbricht, können wir nicht mehr so weiterarbeiten wie bisher.“ beschreibt Waltraud Grausgruber die prekäre Situation von Tricky Women. Die Aufstellung der Finanzierung nimmt entsprechend viel Zeit in Anspruch; Zeit, die dann bei den anderen Aufgaben eingespart werden muss. Eine Förderung durch die EU wäre zwar vielleicht sinnvoll und eine Einreichung würde auch zu Erfolg führen, jedoch ist das Prozedere äußerst umfassend und kann aus Ressourcengründen nicht durchgeführt werden.

Auch die Diagonale kämpft jedes Jahr erneut um die Finanzierung, hat aber zu ihrem Vorteil ein besseres politisches Standing. Es ist von öffentlichem Interesse, dass es ein Festival des österreichischen Films gibt und auch die Stadt Graz hat Interesse daran, dass jährlich eine große Anzahl an Menschen nach Graz kommt und somit auch die regionale Wirtschaft belebt. Feministische Festivals müssen sich da schon eher mit der Frage auseinandersetzen, ob sie denn überhaupt an Relevanz besäßen. Dazu gesellt sich die Schwierigkeit Sponsoringgelder zu lukrieren, denn potentielle SponsoringpartnerInnen argumentieren, dass es doch wirklich sehr unfair sei Männer auszuschließen.

@ Tricky Women | Evelyn Rois

Fazit

Mit Tricky Women und der Diagonale hat Österreich zwei Filmfestivals, die für hohe Qualität stehen und jedes Jahr aufs Neue mit hohen Besuchszahlen rechnen können. Obwohl sie von außen wie temporäre Veranstaltungen wirken, wird im Hintergrund kontinuierlich bereits am Folgejahr gearbeitet bzw. das Vorjahr abgeschlossen. Trotz der inhaltlichen, strukturellen und organisatorischen Unterschiedlichkeit zeigen sich auf der organisatorisch-administrativen Ebene einige Gemeinsamkeiten, deren wohl größte gemeinsamer Nenner die Liebe zum Film, der Anspruch an qualitativ hochwertiges Kino und ein beständiges Ringen um Finanzierung sind. Letzteres sollte im Auge behalten werden, denn ein weiteres, großes Filmfestival, das Kino unter Sternen in Wien, hat verkündet 2017 wegen mangelnder Finanzierung nicht stattzufinden.

Der Filmfestivalreport Österreich, der vom Forum österreichischer Filmfestivals in Auftrag gegeben wurde, findet sich hier: http://film-festivals.at/media/presse/Filmfestivalreport_Oesterrei.pdf

Website Diagonale

Website Tricky Women

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@ Evelyn Rois
Kategorie: „Warum gehen wir nicht ins Theater?“  – Absolventin Daniela Zizic

„Warum gehen wir nicht ins Theater?“  – Absolventin Daniela Zizic

Daniela Zizic in the MuTh
@ Astrid Stöger

„Warum gehen wir nicht ins Theater?“ Antwortete ich unserer Professorin vor Jahren in der Schule, als sie nach möglichen gemeinsamen Aktivitäten fragte. Theater und Bücher, Bücher und Theater – waren von je her meine Wegbegleiter und es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis einer der beiden Begleiter auch ein beruflicher wurde.

Ich bin durch viele Jobs gegangen, angefangen als Buffetkraft im Hotel Sacher, dann Rezeptionistin und später auch als Night Managerin in renommierten Wiener 5* – Sterne Hotels. Aber ich wurde unruhig – wollte was Neues sehen und erleben. Die Sehnsucht nach dem Reisen, der Ferne, dem Neuen verschlug mich 2004 als Passenger Service Agent zu Austrian Airlines am Flughafen Wien. Zwischen Check-in, Boarding, Umbuchungen, Gepäckskontrollen usw. stillte ich mein Fernweh, lernte andere Länder und deren Kulturen kennen. Sechseinhalb Jahre war ich dann am Flughafen tätig. Als dieses Fernweh gestillt war, die Schichtdienste, dass frühe Aufstehen, die lauten Hallen und alles was zum „Flughafenleben“ gehörte, zu viel wurden, suchte ich eine neue Herausforderung. Ich wollte mich verändern sowohl beruflich als auch privat. Ich wollte vor allem die geistige Herausforderung und begann im Herbst 2010 an der Universität Wien Vergleichende Literaturwissenschaften zu studieren. Der Literatur- oder der Kulturbetrieb war mein neues Ziel. Das Studium meine Tür zu dieser Welt.

Am 09. Dezember 2012 eröffnete im Wiener Augarten das MuTh-Konzertsaal der Wiener Sängerknaben. Und es bot nicht nur den Sängerknaben einen Ort sich zu entfalten, sondern auch mir. Nach langer Suche und vielen Bewerbungsgesprächen war es dann im Mai 2013 soweit. Ich bekam eine Stelle an der MuTh – Kassa. Endlich! Geschafft! Die Tür in die Welt der Künstler, Kunstschaffenden, der Phantasie und der Vielfalt öffnete sich.

MuTh Konzertsaal
© Helmuth Karl Lackner

Der Konzertsaal bietet den Wiener Sängerknaben ein musikalisches Zuhause. Seit vielen Jahren bauen die Wiener Sängerknaben mit ihren Auftritten eine Brücke zwischen den Kulturen. Die Idee ist es, den Wiener Sängerknaben eine Stätte zu geben, wo sie ihrer Kreativität und ihren Ideen freien Lauf lassen können. Aber nicht nur die Wiener Sängerknaben nutzen das MuTh als ihr Zuhause. Mittlerweile sind neben jungen aufstrebenden Künstlern, Studierenden der mdw oder des MUK, auch renommierte Künstlerinnen und Künstler wie Volkhard Steude, Franz und Matthias Bartolomey, Gottlieb Wallisch, Timna Brauer, Agnes Palmisano im MuTh zuhause. Vereine wie der Kulturmittag, das Wiener Kindertheater spielen ihre Produktionen regelmäßig bei uns. Von Kammermusikalischem, Jazzigem, Lesungen, Symposien und szenischen Produktionen ist alles vertreten. Das MuTh verbindet, wie schon seit Jahren die Wiener Sängerknaben, eine Brücke zwischen Jung und Alt, Klassik und Moderne, Ausstellungen und Lesungen, und am wichtigsten eine Brücke zwischen Publikum und Künstlern. All dies soll mit einander einher gehen beziehungsweise mit einander verbunden werden. Eine Verbindung, die schon mit der Architektur des Hauses beginnt: das neue, hochmoderne Gebäude schmiegt sich an das alte Pförtnerhaus, dass schon seit ewigen Zeiten im Augarten (be)steht.

Nun ich begann, wie schon erwähnt, an der Kassa zu arbeiten. Ich nahm telefonische und schriftliche Reservierungen entgegen, verkaufte Karten an der Tages- und Abendkassa. Von Jahr zu Jahr wuchs das Haus, die Aufführungen wurden mehr und somit auch die Aufgaben für das zu Beginn doch noch recht kleine Team. Ich übernahm den Versand des Newsletters, betreute gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen an der Kassa unsere Abonnentinnen und Abonnenten. Auch die Nachfrage nach Kooperationen begann und so wuchs schön langsam unser Marketing-Team heran. Ich konnte von Beginn an viel berufliche Erfahrung einbringen vor allem im Umgang mit unseren Besucherinnen und Besuchern, aber mit Marketing hatte ich noch gar nichts zu tun. Ja, Ideen waren und sind noch immer viele da, aber war das, was ich tat wirklich Marketing? Wie strukturiert man seine Ideen und Projekte richtig?

Ich begann mit dem Zertifikatslehrgang Kulturmanagement am Institut für Kulturkonzepte zu liebäugeln und meldete mich im Oktober 2015 dafür an. Er half mir zu sehen, ob ich den richtigen Weg gehe und die Aufgaben richtig meistere. Ich wollte mich wieder einmal weiterentwickeln, was Neues lernen. Der Zertifikatslehrgang Kulturmanagement bietet nicht nur die Möglichkeit sich mit beruflichen Zielen, Ideen und Berufswegen zu beschäftigen, sondern auch mit sich selbst. Jedes Seminar verließ ich voller Energie, immer mit der Bestätigung, dass der Lehrgang und berufliche Weg in die Kulturlandschaft einer der besten Entscheidungen waren und auch weiterhin sein werden.

Letztes Jahr übernahm ich dann von meiner Kollegin, die in Karenz ging, die Leitung des Bereiches Ticketing. Ich bin für die Anlage von Veranstaltungen im Ticketsystem zuständig, stehe im Kontakt zu Veranstaltern und Künstlern, koordiniere das Kassateam und unterstütze meinen Kollegen in der Leitung des Publikumsdienstes. Gemeinsam mit dem Marketingteam kümmere ich mich weiterhin um Kooperationen und die höchstmögliche Auslastung unserer Veranstaltungen. Es sind mittlerweile über 300 in der Saison, mit einer Auslastung von ca. 65%.

Ein Hauptaugenmerk des Hauses sind die szenischen Produktionen der Wiener Sängerknaben. Kinderopern sollen Kindern und Jugendlichen nähergebracht werden. Damit beschäftigte ich mich auch während meines Lehrganges. Mit der Vermittlung unseres Hauses als Spielstätte für Kinder und Jugendliche. Aufgrund dessen bekam ich die Möglichkeit auch ein Seminar zu Kulturvermittlung im Rahmen des Lehrganges zu besuchen. Die Idee die daraus entstand, wollen wir ab Herbst umsetzen: Führungen hinter die Kulissen unseres Hauses, das MuTh erleben. Sei es in der Direktion, in der Technik, an der Kassa oder in der Garderobe. Kinder sollen Theater haptisch, spielerisch, aktiv und kommunikativ erleben.

Muth5

Und noch etwas Besonderes bringt das Jahr 2017: Das MuTh wird 5! Das feiern wir mit einem Geburtstagsfest am 9. Dezember 2017, einer Ausstellung, Konzerten sowie einer Dokumentation auf ORF 2! Wir freuen uns auf Alle, die mit uns feiern!

Abschließen möchte ich meinen Beitrag mit einem Zitat von August Strindberg: „Die ganze Kultur ist eine große, endlose Zusammenarbeit“. Sie soll bitte groß und endlos bleiben. Es sollen auch weiterhin wunderbare, kreative und interessante Menschen aufeinandertreffen und es soll weiterhin eine Zusammenarbeit voll Kreativität, Phantasie und Herausforderung bleiben.

Bleibt und werdet MuThig! Bis bald im MuTh!

Weiterführende Informationen:

Besuchen Sie unsere Website: www.muth.at

Gespräch im Atelier: unser Atelier mit Blick in den wunderbaren Augarten bietet Raum für bis zu 60 Personen. Es steht allen Studierenden, Vortragenden und Interessierten für Seminare, Lesungen, Diskussionen zur Verfügung. Anfragen an: elke.hesse@muth.at

 

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@ Astrid Stöger

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