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Kategorie: Kulturmanagement WORK-LIFE-BALANCE IM KULTURBEREICH 27.05.2015

Ein Beitrag von Markus Lang

Work-Life-Balance ist in unserer von zunehmendem Stress geplagten Arbeitswelt zum Modewort avanciert. Work-Life-Balance steht für ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben. Oftmals als in unseren modernen Zeiten unerreichbarer Mythos kritisiert, scheint sich der Begriff jedoch als „Sehnsuchtsziel“ in unserem Bewusstsein verankert zu haben.

Es stellt sich die Frage, ob Arbeit (work) und Leben (life) überhaupt ein Widerspruch sind. Arbeit bzw. die Erfüllung von Aufgaben ist wohl ein wesentlicher Bestandteil eines sinnerfüllten Lebens. Gerade im Kulturbereich arbeiten viele Menschen, die hier nicht nur ihren Beruf, sondern ihre Berufung gefunden haben. Der Weg in den Kulturbereich führt oft über den Wunsch nach einem erfüllteren Arbeits-Leben. Das Work-Life-Balance Konzept macht jedoch insoferne Sinn, als es unser Bewußtsein auf die Verteilung unserer Zeit und Energie auf die Lebensbereiche Erwerbsarbeit, Familie und Partnerschaft, soziale Beziehungen und individueller Selbstverwirklichung lenkt. Wobei es bei einer gelungenen Work-Life-Balance nicht um eine idealtypische Gleichverteilung der Aktivitäten in den einzelnen Lebensbereiche geht, sondern um  die wahrgenommene Lebensqualität. Wir leben in einer sich dynamisch verändernden Arbeits- und Lebenswelt, wo der bewußte Umgang mit der Zeit stets eine Art Lebenskunst ist. Im Kulturbereich finden wir Menschen für die die Ausübung einer interessanten und erfüllenden Tätigkeit mehr Bedeutung hat, als in vielen anderen Branchen. Eine Tätigkeit im eigenen Insteressensbereich und das Gefühl, einen positiven gesellschaftlichen Beitrag durch die Arbeit im Kulturbereich leisten zu können, führt in der Regel zu einer erhöhten inneren Motivation. MitarbeiterInnen in Kulturbetrieben sind daher vermehrt bereit einen erhöhten Einsatz für die Erreichung der gesteckten Ziele zu erbringen, auch unter schwierigen zeitlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen. Oftmals werden hierbei persönliche Grenzen übergangen und die Work-Life-Balance gerät in eine Schieflage. Hierunter leidet dann nicht nur die eigene Lebensqualität, sondern auch die der Menschen im familären und weiteren sozialen Umfeld.

In manchen Kultursparten gibt es immer wieder unregelmäßige Arbeitszeiten und Arbeitseinsätze an Wochenenden und Abenden aufgrund derer es den MitarbeiterInnen weitaus schwerer fällt als in vielen anderen Branchen, ihre berufliche Tätigkeit mit ihren privaten Interessen und familiären Verpflichtungen zu vereinbaren.

Die im Kulturbereich verbreiteten prekären Arbeitsverhälnisse führen aufgrund mangelnder finanzieller Absicherung zur Übernahme paralleler Neben- und Mini-Jobs. Diese Arbeitssituation macht es für die Betroffenen sehr schwierig eine geordnete Lebensplanung aufrecht zu erhalten und das Thema Work-Life-Balance rückt damit in weite Ferne.

Der zunehmende ökonomische Druck und Einsparungsmaßnahmen führen in vielen  Kulturbetrieben zu erhöhten Arbeitsbelastungen. Das meist zunehmende Arbeitspensum wird oftmals auf weniger werdende MitarbeiterInnen verteilt und führt zu regelmäßigen Überlastungssituationen. Dies erhöht das Burn-Out Risiko bei den betroffenen MitarbeiterInnen. Burnout tritt oft bei Menschen auf, die hohe Leistungserwartungen an sich selbst haben, sich  für eine Sache sehr engagieren und leidenschaftlich einsetzen und zusätzlich ihre persönlichen Grenzen über längere Zeit missachten.

Die aktuellen dynamischen Gegebenheiten und Veränderungen der Arbeits- und Lebenswelt stellen sowohl für das  Management der Kulturbetriebe, als auch für die MitarbeiterInnen eine besondere Herausforderung in Bezug auf die Work-Life-Balance Thematik dar.

Das Management ist gefordet geignete Rahmenbedingungen zu schaffen die den MitarbeiterInnen eine flexible und selbsbestimmte Gestaltung ihrer Arbeitszeiten ermöglicht ohne die gesteckten Ziele aus den Augen zu verlieren. Die Generationenthematik spielt hier zusätzlich eine Rolle. MitarbeiterInnen aus der Baby-Boomer Generation haben in der Regel andere Bedürfnisse in Bezug auf die Gestaltung ihrer Arbeits- und Lebenswelt, als MitarbeiterInnen aus der Generation X oder Y. Fexible Arbeitszeiten, sowie Teilzeit- und Homeworking-Modelle können unter anderem helfen individuelle Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.

Die einzelnen MitarbeiterInnen sind gefordert unter oftmals erhöhten Anforderungen ihre Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zu bewahren.  Die Achtung der eigenen Grenzen und die Fähigkeit zur Abgrenzung gegenüber überzogenen Anforderungen ist hierbei eine besondere Herausforderung. Nur wenn wir unsere eigenen Grenzen kennen und wissen was uns wirklich und wichtig und wesentlich ist im Leben, werden wir unser Arbeits- und Privatleben selbstbestimmt gestalten können und mehr Zeitsouveränität erlangen.

Der Regeneration der eigenen Energie im Sinne der Work-Life-Balance durch die Pflege von Hobbys, sozialen Beziehungen und körperlichen Betätigungen kommt hierbei ebenfalls eine große Bedeutung bei. Es sind ausreichend Pausen und Erholungsphasen in den Tages- und Lebensablauf einzuplanen, um Möglichkeiten zur Erholung und zum Auftanken zu schaffen. Die Dinge im Leben, die einem persönlich Kraft und Energie geben, sollten ausreichenden Platz in der eigenen Lebensgestaltung finden. Auf der anderen Seite sind die eigenen Stressquellen und Belastungsfaktoren zu ermitteln und möglichst abzubauen.

Die speziellen Rahmenbedingungen im Kulturbereich stellen für die Beschäftigten oftmals eine große Herausforderung in Bezug auf die Erlangung und Erhaltung der eigenen Work-Life-Balance dar. Methoden aus dem Zeitmanagement können helfen einen besseren Überblick über die eigene Lebensgestaltung zu bekommen und die eigene Work-Life-Balance gezielt zu verbessern.

 

Markus Lang ist als Consultant, Trainer und Coach langjährig im Wirtschafts und Kutlturbereich tätig. Er ist Leiter des Kulturvereins faktor:f. Als Dozent und Berater arbeitet er am Institut für Kulturkonzepte im Bereich der Themen Zeit- und Selbstmanagement und Professionelle Gesprächsführung.

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