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Kategorie: Gesellschaft & Kultur DIE KUNST DES SCHEITERNS 30.09.2014

Scheitern gehört zum Berufsleben ebenso dazu wie Erfolg. Warum ist es aber nach wie vor verpönt darüber zu sprechen, als gäbe es kein Scheitern in unserer Gesellschaft? Vor allem am Anfang der Selbstständigkeit ist dies ein Thema. Wenn man etwas Neues probiert bzw. aufbaut, gibt es die Möglichkeiten, dass es nicht funktioniert. Man muss scheitern dürfen, um lernen und reifen zu können. Auch wenn wir es lieber nicht täten.

Um dem nicht-besprochenen Thema auf den Grund zu gehen trafen wir uns mit Christine Steindorfer. Sie ist Dozentin am Institut für Kulturkonzepte, selbststädnige PR-Referentin (Verlinkung zu wortart) und Autorin zweier Bücher zum Thema Scheitern.

Wir sprachen mit ihr über Ursachen von beruflichem Misserfolgen und erhielten wertvolle Tipps und Tricks, wie man Scheitern frühzeitig erkennen und verhindern und wie man – ist man gescheitert – schnellstmöglich wieder den Weg nach oben finden kann.

 

WAS IST SCHEITERN?

›Gescheitert ist man dann, wenn es wirklich wehtut.‹

Christine Steindorfer selbst berichtet, dass sie daran gescheitert ist eine klare Definition für ›das Scheitern‹ zu finden. Dies hat mehrere Gründe:

  • Man spricht ganz klar vom Scheitern, wenn etwas im Herzen der Menschen zerbricht. Alles andere würde die Person als Fehl- oder Rückschlag bezeichnen.
  • Scheitern ist ein Prozess: Die meisten glauben sie wären an einem Punkt gescheitert, aber es gibt ganz viele Schritte, die dorthin führen.
  • Scheitern ist etwas sehr subjektives, da es von der persönlichen Betroffenheit, den eigenen Zielen und Erwartungen geprägt ist. Ein anderer kann mein Gefühl des Versagens vielleicht gar nicht verstehen.

 

KANN ICH SCHEITERN VERHINDERN?

›Der erste Schritt aus dem Scheitern ist, sich der Möglichkeit des Scheiterns bewusst zu sein.‹

 

Scheitern als Teil erfolgreichen Handelns

Es ist wichtig miteinzuplanen, dass das eigene Vorhaben auch nicht funktionieren kann. Egal ob man selbstständig ist oder in einem Unternehmen einen neuen Bereich übernimmt. Behält man diese Möglichkeit von Anfang an im Kopf und plant man dies in den idealisierten und erwünschten Businessplan ein, legt man sich selbst die ersten Grundsteine, damit es eben nicht passiert.

Netzwerken als Vorbeugung

›Der Austausch mit anderen und ein gutes Netzwerken ist das A und O einer erfolgreichen Selbstständigkeit.‹

Der Anspruch von JungunternehmerInnen sich alleine durchzukämpfen, führt leider viel zu oft zu bösen Überraschungen und Hilfe kommt meist zu spät. Findet man das richtige Netzwerk für sich, kann man viel von Erfolgen und Fehlern Gleichgesinnter lernen. Wichtig ist dabei ein Netzwerk zu wählen, in dem man sich wohlfühlt.

Wie baue ich mir ein Netzwerk auf?

Es gibt in Wien einige Netzwerke, denen man sich anschließen kann. Beispielsweise

  • ›Junge Wirtschaft‹, eine Interessenvertretung für JungunternehmerInnen der Wirtschaftskammer Österreich
  • ›Club U5‹ in Margareten, ein monatlicher Treffpunkt für UnternehmerInnen, Selbständige und FreiberuflerInnen aus dem Bezirk oder
  • ›Business-Mamas‹, ein Netzwerk von und für berufstätige Mütter.

Eine andere Möglichkeit zu Netzwerken sind Aus- oder Fortbildungen, die es ermöglichen, Menschen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen und Vertrauen zu diesen aufzubauen. Kurz gesagt empfiehlt es sich Orte bzw. Kurse aufzusuchen, wo man Menschen trifft, die in einer ähnlichen beruflichen Situation sind. Hier ist es wichtig sich auch zu trauen, Dinge offen und ehrlich anzusprechen: Die Angst Schwäche zu zeigen ist unbegründet, denn alle sind in derselben Situation und können voneinander lernen:

 

In dem Buch Die Aufwärtsspirale. Wie man mit Erfolg Niederlagen meistert. spricht die Autorin von folgenden Warnsignalen bzw. Phasen im Arbeitsleben, die es zu erkennen gilt, um rechtzeitig vom Expresszug in Richtung Scheitern abzuspringen:

WARNSIGNALE – DIE DREI PHASEN DES SCHEITERNS

  1. Geisterfahrer-Phase – geprägt von überhöhten, unerreichbaren Ziele und Erwartungen, bis man an den Punkt gelangt, wo die Work-Life-Balance nicht mehr stimmt und man überarbeitet ist. (Ausstiegsmöglichkeit an dieser Stelle: Warnzeichen annehmen, analysieren und Ziele oder die Art der Zielerreichung adaptieren.)
  2. Dieses Warnsignal wird gerne überhört und man taucht in die nächste Phase ein
  3. Selbstverleumdungs-Phase – man ignoriert die konkrete Situation und versucht es schön zu reden. Der Druck steigt und die Fehleranfälligkeit erhöht sich. Wenn man so weitermacht, kommt irgendwann die
  4. Feindbild-Phase in der jegliche Schuld auf die anderen (Förderstelle, Sponsor, Wirtschaft) geschoben wird. (Kurskorrektur durch Reflexion: Die nur noch schwer übersehbaren Warnsignale erkennen, Eigenverschulden annehmen und reflektieren. Nur so kann man aus der Negativspirale aussteigen und in die Phase der Neuorientierung eintreten.)

 

KURZANLEITUNG ZUM ›ERFOLGREICHEN SCHEITERN‹

  • Risikoanalyse und Plan B: Von Anfang an bedenken, wo es nicht funktionieren kann und vorab schon Maßnahmen überlegen.
  • Das Scheitern ansprechen. ›Und wenn es nur im Selbstgespräch vor dem Spiegel ist, um sich das einmal sprachlich einzugestehen. Es schön zu reden, hält einen nur davon ab zu fokussieren wie es weitergeht.‹
  • Früh genug Hilfe holen
  • Aktiv sein und nicht zu lange im Mitleid suhlen

 

DIE AUFWÄRTSSPIRALE

Niemand scheitert gerne. Es tut weh. Scheitern muss aber nicht das Ende bedeuten. Ein Neuanfang bietet die Chance zu reflektieren und eine fundierte Fehleranalyse zu betreiben. Grundvoraussetzung dafür: Das Scheitern als solches annehmen und offen dafür sein aus Fehlern zu lernen.

 

Gerhard Scheucher | Christine Steindorfer: Die Aufwärtsspirale. Wie man mit Erfolg Niederlagen meistert. Leykam Verlag. Graz:2011

Gergard Scheucher | Christine Steindorfer: Die Kraft des Scheiterns. Eine Anleitung ohne Anspruch auf Erfolg. Leykam Verlag. Graz: 2008

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1 Kommentar

  1. Ich erinnere meine Klient/innen immer daran, dass noch „kein Meister vom Himmel gefallen ist“. Genauso ist das auch im Unternehmerleben. Schritt für Schritt wagt man seinen Weg und wenn man hinfällt, muss man einfach nur wieder aufstehen und weitermachen 🙂

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