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Kategorie: „KulturmanagerInnen schaffen Freiräume“ – Susanne Kappeler-Niederwieser, Lehrgangsleiterin

„KulturmanagerInnen schaffen Freiräume“ – Susanne Kappeler-Niederwieser, Lehrgangsleiterin

Susanne Kappeler-Niederwieser ist Unternehmensberaterin, Coach und Supervisorin. Gemeinsam mit Wolfgang Niederwieser unterstützt sie mit ihrem Unternehmen Kultursupport Einzelpersonen, Vereine und Institutionen bei der Realisierung von Kulturprojekten. Am Institut für Kulturkonzepte ist sie die Leiterin des Lehrgangs Kulturmanagement, hält die Seminare Strukturen des Kulturbetriebs und Projektpraxis, und coacht LehrgangsteilnehmerInnen.

Kappeler-Niederwieser Susanne
Foto: Archiv

Was machen KulturmanagerInnen und warum sind sie für einen gut funktionierenden Kulturbetrieb so wichtig?

KulturmanagerInnen schaffen die Rahmenbedingungen für die Umsetzung künstlerischer und kultureller Inhalte. Sie sorgen für die Schaffung und Sicherstellung der Ressourcen struktureller, finanzieller, zeitlicher und personeller Art. Sie steuern und koordinieren auch die Maßnahmen für einen erfolgreichen Marketingauftritt und die PR. Sie behalten in allen Situationen den Blick aufs Ganze und schaffen damit Freiraum für künstlerische Prozesse.

Welche Skills kann man sich im Lehrgang Kulturmanagement aneignen?

Die Skills um all das zu gewährleisten: Beginnend bei den Hard-Skills: Wie ist der Kultursektor strukturiert? Wie plane ich ein Projekt? Wie funktioniert die Finanzierung? Über Kompetenzen im Marketing: Wie verfasse ich einen erfolgreichen Text? Welche Möglichkeiten bietet mir Social Media? Bis hin zu den Soft-Skills erfolgreiches Präsentieren, Zeit- und Selbstmanagement, aber auch Umgang mit Konflikten.

Warum ist der Lehrgang für die Karriereentwicklung im Bereich Kulturmanagement förderlich?

Die TeilnehmerInnen können sich orientieren und somit selbst besser am Arbeitsmarkt positionieren. Während des Lehrgangs knüpfen sie Kontakte für ihr eigenes Netzwerk. Zahlreiche AbsolventInnen des Lehrgangs Kulturmanagement besetzen mittlerweile – zum Teil leitende – Positionen im Kunst- und Kulturbereich. Und das Netzwerk des Instituts für Kulturkonzepte wächst kontinuierlich weiter – auch davon profitieren unsere AbsolventInnen.

Am 22. April 2020 findet unsere kostenlosen Informationsveranstaltung zum Basiszertifikat Kulturmanagement statt.
Auf unserer Website finden Sie alle Informationen zum Lehrgang Kulturmanagement sowie das Bewerbungsformular. Wenn Sie sich für den Lehrgang Kulturvermittlung interessieren, können Sie ebenfalls auf unserem Blog das Interview mit der Lehrgangsleiterin Andrea Zsutty lesen.
Susanne Kappeler-Niederwieser
Foto: Sandra Rindler
Kategorie: Kulturvermittlung mit Haltung – Lehrgangsleiterin Andrea Zsutty im Interview

Kulturvermittlung mit Haltung – Lehrgangsleiterin Andrea Zsutty im Interview

Andrea Zsutty ist Direktorin des ZOOM Kindermuseum, dem Hands-On-Museum im Museumsquartier Wien. Sie ist Kunsthistorikerin und seit 1996 im Bereich Kulturvermittlung tätig. Am Institut für Kulturkonzepte leitet sie den Lehrgang Kulturvermittlung und ist Dozentin für Grundlagen der Kulturvermittlung sowie Kulturvermittlung im Dialog.

Was muss man mitbringen, um als KulturvermittlerIn zu arbeiten?

Für wen ist der Lehrgang Kulturvermittlung geeignet?

Für Menschen, die Freude daran haben, gesellschaftliche und künstlerische Themen mit anderen zu verhandeln und sich dabei auf Prozesse einlassen wollen. Das eigene Lernen soll dabei als wichtige Säule begriffen werden. So kann Vermittlung einen hohen sinnstiftenden Charakter haben, abwechslungsreich sein und neue Horizonte und Begegnungen eröffnen.

Das Berufsbild KulturvermittlerIn ist sehr vielfältig. Wie bereitet der Lehrgang Kulturvermittlung darauf vor?

Im Lehrgang wird es den TeilnehmerInnen ermöglicht, über Praxisbeispiele und theoretische Auseinandersetzung zu einer eigenen Haltung zu finden – die Vermittlung zu finden, die zu einem passt. Über das eigene Lehrgangsprojekt ist es möglich, in geschütztem Rahmen sich und seine Ideen auszuprobieren und durch professionelle Anleitung Rückmeldung dazu zu bekommen. So erhalten die TeilnehmerInnen einen umfassenden Blick auf das Berufsfeld und seine Möglichkeiten und Chancen.

Welche Entwicklungen bezüglich neuer Tätigkeitsfelder beobachtest du im Moment?

KulturvermittlerInnen arbeiten bereits an Schnittstellen der Wissensproduktion, der Bildungsarbeit, der Kuratierung und der personalen wie medialen Kommunikation mit dem Publikum. Zunehmend werden Bereiche wie Outreach, Trainings- und Fortbildungsleistungen für PädagogInnen und dezentrale Kulturarbeit zu erweiterten Tätigkeitsfeldern. Mehrsprachigkeit, Auseinandersetzung mit Inklusions- und Exklusionsmechanismen im Kulturbetrieb, Sozialkompetenz und Aktivismus sind dabei wesentliche Qualifikationen, die von den KulturvermittlerInnen eingebracht werden sollten.

Am 20. und 21. März 2020 findet das Seminar Grundlagen der Kulturvermittlung mit Andrea Zsutty und Diana Costa statt. Dieses Seminar eignet sich besonders gut, um in den Lehrgang Kulturvermittlung einzusteigen.
Auf unserer Website finden Sie alle Informationen zum Lehrgang Kulturvermittlung sowie das Bewerbungsformular.
Zsutty Andrea
Foto: Archiv
Kategorie: Portrait einer Kulturvermittlerin – Alexandra Bröckl, Volkskundemuseum Wien

Portrait einer Kulturvermittlerin – Alexandra Bröckl, Volkskundemuseum Wien

Alexandra Bröckl hat bereits einige Jahre im Kulturbereich hauptsächlich in organisatorischen und administrativen Positionen gearbeitet. Heute ist sie Kulturvermittlerin im Volkskundemuseum Wien mit einem zweiten Standbein in der Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation. Ihre Arbeitswoche teilt sich in Recherche und Textarbeit und die Arbeit mit Menschen. Der rote Faden ist die Forschung und Vermittlung, möglichst nahe am Menschen.

An der Vermittlungstätigkeit im Volkskundemuseum Wien schätzt sie die abwechslungsreichen Tätigkeiten. Von der gemeinsamen Butterproduktion mit Kindergruppen bis zur Entwicklung kritischer Workshops zu Genderthemen. Zur Vorbereitung hat sie 2016 den Lehrgang Kulturvermittlung absolviert.

Alexandra Bröckl
Foto: Alexandra Bröckl

Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus?

Nach der Matura in einer HBLA habe ich zunächst Europäische Ethnologie (Volkskunde) an der Universität Innsbruck studiert. Bereits während meines Studiums war ich im Kulturbereich als Assistentin der Geschäftsführung bei der TKI / IG Kultur Tirol tätig. Das hat mir beim Berufseinstieg in den Kulturbereich geholfen, da ich die Strukturen und Gegebenheiten im Kulturbereich schon gekannt habe. Nach meinem Umzug nach Wien habe ich ein Praktikum beim Institut für Kulturkonzepte absolviert. Das hat mir – neben viel fachlichem Input – auch einen guten Überblick über meine beruflichen Möglichkeiten im Kulturbereich in Wien gebracht. Anschließend habe ich – jeweils wiederum als Assistentin der Geschäftsführung – einige Jahre für den Österreichischen Filmpreis und das Festival Wienwoche gearbeitet bevor ich für das Festival Wien Modern in die PR / Öffentlichkeitsarbeit gegangen bin. Heute bin ich in Teilzeit als Kulturvermittlerin im Volkskundemuseum Wien tätig. Zusätzlich arbeite ich für das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, wo ich mich mit Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation beschäftige.

Was hat dich zum Institut für Kulturkonzepte geführt?

Das Institut habe ich bereits von meinem Praktikum gekannt. Nach meiner jahrelangen Tätigkeit als Assistentin der Geschäftsführung wollte ich eine berufliche Veränderung, die ich zunächst in der PR / Öffentlichkeitsarbeit für das Festival Wien Modern gefunden habe. Es hat mir immer schon Freude bereitet, mich in andere Personen hinein zu denken, und die Vermittlung von Inhalten hat mich immer mehr interessiert. Dank der finanziellen Unterstützung vom waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) konnte ich mir beim Lehrgang Kulturvermittlung alle wichtigen Skills für einen Berufswechsel holen.

Womit hast du dich in deinem Abschlussprojekt im Lehrgang befasst?

In meinem Lehrgangsprojekt habe ich ein Format entwickelt, das die auditive Ebene in die Vermittlung miteinbezieht. Viele KuratorInnen sind ja der Ansicht, dass Kunst bzw. kulturelle Objekte nur für sich selbst stehen sollen. Ich finde, dass eine sinnliche Erfahrung das Erfahren und Erleben von Kunst und Kultur bereichern kann. Bis dato ist mein Projekt noch nicht verwirklicht, 2020 werden aber erste Schritte dazu gesetzt werden können.

Hast du einen Tipp für Personen, die gerne als KulturvermittlerInnen tätig werden möchten?

Finde heraus, welche Art von VermittlerIn du sein möchtest, ob du z. B. lieber klassische Führungen machst oder gerne Raum zur gemeinsamen Diskussion schaffst. Dann suche dir eine Institution, die zu dir passt und in der du deine Interessen an Inhalten und Methoden einbringen und verwirklichen kannst. Diese berufliche Heimat habe ich im Volkskundemuseum Wien gefunden.

Alexandra Bröckl
Foto: Alexandra Bröckl
Am 22. Jänner 2020 wird Alexandra Bröckl beim Infoabend zu den Lehrgängen Kulturvermittlung und Kulturmanagement zu Gast sein. Sie beantwortet Fragen rund um das Berufsbild KulturvermittlerIn und den Lehrgang Kulturvermittlung des Instituts für Kulturkonzepte. Die Teilnahme am Infoabend ist kostenlos – Sie können sich über diesen Link dazu anmelden.
Kommen Sie vorbei und lernen Sie das Team des Instituts sowie die beiden Lehrgangsleiterinnen persönlich kennen!

 

 

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Kategorie: Ein Blick auf die Europäische Kulturarbeit – Sylvia Amann berichtet

Ein Blick auf die Europäische Kulturarbeit – Sylvia Amann berichtet

Sylvia Amann ist EU-Kulturexpertin und Beraterin für strategische Kultur(Politik)Entwicklung. Sie ist u. a. Mitglied des Auswahlgremiums für die Europäischen Kulturhauptstädte und der EU-Expertengruppe Kreativwirtschaft. Ihr Büro inforelais hat sie im Jahr 2000 gegründet.

Warum sollen sich Kulturschaffende für Europäische Zusammenarbeit engagieren?

Ich beschäftige mich seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union mit Europäischer Kulturzusammenarbeit. 1995 war das ein logischer Schritt. Als neues EU-Mitglied wollten wir besser verstehen, wie innerhalb der Europäischen Union im Kulturbereich zusammengearbeitet wird. Über die Europäischen Kulturnetzwerke konnten wir zu der Zeit schon auf beträchtliches Wissen und Erfahrung der Kollegen zurückgreifen. Networken und Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus Europa (und international) gehören seit damals zu meinen Kernaktivitäten und stellen einen Mehrwert für jede Kulturarbeit dar.

Wie bettet sich die Europäische Kulturhauptstadt in die EU Kulturzusammenarbeit ein?

Die Initiative der Europäischen Kulturhauptstädte gibt es seit mehr als 30 Jahren. Sie haben sich in diesem Zeitraum massiv weiterentwickelt – von einem einjährigen Kulturfestival zu nun einem mehrjährigen Transformationsprozess einer Stadt (und meist umliegenden Region) mit den Mitteln der Kunst und Kultur. Die EU Kulturhauptstädte sind auch eine der weltweit sichtbarsten Kulturinitiativen Europas und ermöglichen das Bild Europas in der Welt zu diskutieren. 2024 ist Bad Ischl Europäische Kulturhauptstadt – die Vorbereitungsarbeiten sind diesbezüglich bereits intensiv im Gang.

Was hat die EU in den nächsten Jahren im Bereich der Kulturentwicklung geplant?

Die Kulturpolitikentwicklung war in den letzten Jahren auf EU-Ebene sehr dynamisch. Beispielhaft könnte man hier den Bereich der Kreativwirtschaft erwähnen. Die Kultur- und Kreativwirtschaft tragen erheblich zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum sozialen Zusammenhalt in Europa bei. Übrigens: Im Gegensatz zu vielen Mitgliedsstaaten verwendet die EU-Ebene einen sehr weiten Begriff der Kreativwirtschaft, damit das volle Potenzial der Kultur- und Kreativsektoren bestmöglich genützt werden kann. Soziale Innovation beispielsweise soll in Zukunft wichtiger werden.

Wie können Kulturschaffende von EU Förderungen profitieren?

Diesbezüglich gibt es ganz viele Möglichkeiten, je nachdem welche inhaltlichen und geographischen Schwerpunkte in der Kulturarbeit gesetzt werden. Im Seminar Kulturprojekte über die Grenzen arbeite ich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz konkret an Projektideen, am Aufbau einer Projektstruktur, wie sie für EU-Antragstellungen notwendig ist als auch an inhaltlichen Details. Nach Ende des zweitägigen Seminars sind mehrere Projekte in ihren Grundzügen ausgearbeitet und in der Regel jeweils rund 2-3 passende EU-Förderschienen identifiziert.

Was plant Sylvia Amann im EU-Bereich in den nächsten Jahren?

Ich feiere mit meinem Büro inforelais heuer 20-jähriges Jubiläum. Seit vielen Jahren arbeite ich regelmäßig strategische Schwerpunkte aus, um meine Firma wirtschaftlich und inhaltlich fit zu halten und neue wichtige Zukunftsfragen aufzugreifen. Für die nächsten Jahre steht eine weitere Internationalisierung an – über Europa hinaus arbeite ich bereits besonders mit Partnern aus Afrika und aus Südkorea zusammen. Die Verbindungen und den Austausch zwischen diesen Kontinenten und Europa möchte ich intensivieren. Europa braucht diese Öffnung dringend.

Sylvia Amann
Foto: Biberauer

Sylvia Amann

Seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union beschäftigt sie sich mit EU-Kulturentwicklung. Seit 2015 ist Sylvia im Auswahlpanel für die Europäischen Kulturhauptstädte. Im Jahr 2000 hat sie ihr eigenes Beratungsunternehmen inforelais gegründet, mit dem sie europaweit und international tätig ist. Inzwischen bietet inforelais ein umfassendes Angebot von der Begleitung von Einzelprojektträgern bis zur strategischen Konzept-, Politik- und Förderprogrammentwicklung.

Am Institut für Kulturkonzepte leitet Sylvia Amann das zweitägige Seminar Kulturprojekte über die Grenzen. Von 28.-29.2.2020 findet dieses Seminar das nächste Mal statt.

 

 

eu Kulturarbeit
Foto: The Andras Barta, pixabay
Kategorie: Aus Liebe zum Theater – Saskia Schlichting, WUK KinderKultur

Aus Liebe zum Theater – Saskia Schlichting, WUK KinderKultur

Saskia Schlichtings berufliche Heimat ist seit über 20 Jahren das WUK, Werkstätten und Kulturhaus in Alsergrund. Als europaweit einzigartiges Biotop von Initiativen und Aktivitäten unterschiedlichster Prägung sind die künstlerischen Programme im WUK sehr vielseitig und das Haus als soziokulturelles Zentrum von großer Strahlkraft. Sie betreute dort über 15 Jahre die PR- und Marketingagenden des Kulturveranstaltungsbereichs und leitet seit 2011 die künstlerische Intendanz von WUK KinderKultur.

In diesem Beitrag beantwortet Saskia Schlichting uns 5 Fragen – sie erzählt  von ihrem Werdegang und ihrer Liebe zum Kinder- und Jugendtheater.

Dein Job in einfachen Worten: Wie hast du deinen Eltern erklärt, worin deine Arbeit besteht?

In diesem einzigartigen Kulturzentrum gestalte ich mit einem relativ bescheidenen Budget ein abwechslungsreiches Jahresprogramm für Familien und Kinder. Darin enthalten sind Theatergastspiele, national und international, Produktionen der freien Szene, Workshops, Clubformate u.a. Ich liebe einfach meinen Job, und ich bin wahnsinnig gerne im WUK beschäftigt, und das schon seit 23 Jahren. Kuratieren ist „wie eine Liebeserklärung: An die Künstlerinnen und an das Publikum“ (Zitat Esther Holland-Merten, Künstlerische Leitung, WUK performing arts).

Welche Aufgaben und Tätigkeiten liebst du dabei besonders?

Theater für junges Publikum sehe ich als besondere Herausforderung. Dieser Kunstsparte sollte grundsätzlich und viel stärker Beachtung und Anerkennung gezollt werden. Daher zählt Wertschätzung zu einer meinen wichtigsten Aufgaben. Ich freue mich immer sehr darauf, den Schauspieler_innen dieses Feedback zu geben. Nach jeder Premiere sitzen wir in der kleinen Teeküche zusammen und reflektieren über die Arbeit, was auch unmittelbar auf die nachfolgenden Vorstellungen Auswirkungen hat. Und jede Vorstellung ist eben anders. Dass bei mir zunehmend auch Kinder und Jugendliche in Produktionen mitspielen und mitentscheiden können, empfinde ich persönlich als sehr bereichernd. Ich fühle mich oft sehr beschenkt.

Welche Veränderungen der letzten 25 Jahre wirken sich auf dich und deinen Arbeitsalltag aus, wie zum Beispiel die Digitalisierung?

Ich selbst habe vor 25 Jahren mit Pressearbeit begonnen und alle Redaktionen noch mit dem Faxgerät beschickt oder den Hermes-Fahrradboten mit Fotoabzügen beauftragt. Das hat sich natürlich radikal verändert. Der Trend zur Flexibilisierung von Arbeit durch die Digitalisierung von Arbeitsprozessen wird sich weiter verschärfen. Per Mausklick wird jeder Service ermöglicht, aber das birgt auch wieder Probleme. Die Gleichzeitigkeit, mit der etwas passieren muss, strapaziert die persönlichen Ressourcen. Damit sollte man vorsichtiger umgehen. Auch was die Verführbarkeit betrifft.

Saskia Schlichting
Foto: Ulrike Wieser

Das Institut für Kulturkonzepte ist für mich … 

… der Start in mein wirkliches Berufsleben gewesen.

Ich absolvierte nach dem Studium der Theaterwissenschaften und Geschichte 1994/95 ein Akademiker-Training im Institut für Kulturkonzepte und kam gleich darauffolgend ins WUK. Durch die zahllosen Weiterbildungsangebote und Seminare wurde mir auch der Blick auf die Vielfalt von Kunst und Kultur erst so richtiggehend bewusst. Das war schon sehr spannend für mich. Ich kam eigentlich vom Theater und war auf der Suche nach Alternativen innerhalb der Kulturwirtschaft, die sich als riesengroß entpuppte. Berufsbegleitend besuchte ich immer wieder Seminare, die mir neuen Input gaben. Das schätze ich sehr. Ich gratuliere Karin Wolf für ihr unermüdliches Engagement, Kulturarbeit zu professionalisieren und alltagstaugliches Rüstzeug anzubieten.

Was können Kunst und Kultur in deinen Augen in der heutigen Gesellschaft bewirken?

Kunst und Kultur sind unverzichtbar und besitzen eine herausragende Bedeutung für die Gesellschaft und deren Entwicklung. Für jeden Menschen, ob klein oder groß, sind Kunst, Kultur und kulturelle Bildung essentiell. Sie öffnen Welten.

WUK KinderKultur bietet ein vielfältiges Programm für Kinder und Jugendliche, und natürlich auch für Familien. Schaut doch mal vorbei

Saskia Schlichting
Foto: Ulrike Wieser
Kategorie: Volle Führungskraft voraus! – Das Kulturmanagement Forum 2019

Volle Führungskraft voraus! – Das Kulturmanagement Forum 2019

Ein beitrag von Ulli Koch

Kulturbetriebe sind Unternehmungen, die in die Zukunft blicken, am Puls der Zeit sind sozusagen und deren genuine Aufgabe darin besteht, für möglichst viele Menschen offen zu sein. Funktionieren kann dies jedoch nur, wenn auch die Strukturen in den Kulturbetrieben selbst dynamisch agieren können – eine Herausforderung, deren Schwierigkeiten nicht klein geredet werden dürfen. Schnittpunkt dieser Dynamiken und der damit verbundenen Schwierigkeiten sind zumeist Führungskräfte, die – mit oder ohne Team – neue Impulse setzen, eine Richtung vorgeben und als direkte Ansprechpersonen die Haltung einer Unternehmung nach innen und außen transportieren. Eine komplexe Aufgabe, die sich zumeist in einer Person vereint und die es wert ist im Rahmen des Kulturmanagement Forums 2019 zu diskutiert zu werden.

Von der Verwaltung zum Outreach-Projekt

Karin Wolf, Direktorin des Instituts für Kulturkonzepte und damit selbst Führungskraft, nutzt das 25-jährige Jubiläum des Instituts, um ausnahmsweise selbst die Veranstaltung mit einer Keynote zu eröffnen. Als eine der Gründer_innen des Instituts kann sie auf über 25 Jahre Erfahrung zurückgreifen und auch einen kursorischen Einblick in die Entwicklung des Führungskräftebilds von Kulturbetrieben liefern: Waren die 1980er Jahre noch von der Prämisse der Verwaltung geprägt, ist in den 1990er Jahren zunehmend das Bedürfnis nach unternehmerischen Tools gestiegen; eine Veränderung, die nur mit der zunehmenden Ausgliederung und der Gründung von Kultur-Holdings verstanden werden kann. Dieses unternehmerische Bild von Kulturmanagement zieht sich in die Nullerjahre fort, bevor in den 2010er Jahren ein erneuter Wandel, hin zu einer strategischen Ausrichtung, zu beobachten ist. Publikumserreichung und -bindung, Kooperation, Kollaboration und Outreach sind die neuen Schlagworte, die in strategischen Prozessen analysiert und geplant werden möchten.

Karin Wolf KM Forum
Foto: Verena Schmid

Das Arbeitsfeld der Kulturorganisation und die damit verbundene Führungsposition bergen viel Ambivalenz in sich. Ein Beispiel: Kulturbetriebe zeichnen sich durch eine flache Hierarchie aus. Aber hat eine Hierarchie nicht immer Unterordnung, Führung, Weisung, etc. implizit in sich? Wie kann eine klar vorgegebene, um nicht zu sagen starre, Struktur mit unterschiedlichen Befugnissen flach sein? Ein anderes Beispiel: Führungskräfte im Kulturbetrieb müssen sich gegenüber unterschiedlichen Stakeholdern verantworten, ihren Mitarbeiter_innen, ihrem Publikum, der Kulturpolitik, Geldgebern, gegenüber Kolleg_innen in anderen Kulturbetrieben. Dadurch eröffnet sich ein Spannungsfeld, das ein agiles, dynamisches und schnelles Reagieren auf neue Themen und Herausforderungen verlangt. „Gute Führungskräfte sind Generalist_innen“, sagt Karin Wolf dazu auch treffend und streicht gleichzeitig heraus, dass das Spartenwissen – Museum, Theater, Musik, etc. – nicht zu vernachlässigen sei. Dazu kommt die rasend schnelle Entwicklung im digitalen Bereich, die von Kulturbetrieben nicht abgekoppelt ist, sondern von dieser fruchtbar genutzt werden soll., Ist dafür ein holokratischer Ansatz, der Verantwortung im Team aufteilt und das gesamte Haus in Lösungsprozesse einbindet, vielleicht eine Möglichkeit? Karin Wolf verneint es nicht, kennt aber bis jetzt auch noch keine Kulturorganisation, die diesen ressourcenintensiven Changeprozess, der für tiefgreifende Veränderungen im Unternehmen sorgt, tatsächlich umgesetzt hat.

Neue Modelle für gesellschaftlichen Wandel

Karin Wolf nennt in ihrer Keynote drei wesentliche Faktoren, mit der sich Führungskräfte in Kulturbetrieben auseinandersetzen müssen: Zunächst ist da der kulturpolitische Auftrag, den eine Kulturorganisation sowohl von außen bekommt als auch von innen heraus für sich selbst definiert. Zweitens die Mittel und Ressourcen, die zur Verfügung stehen und drittens – und dies ist ein zentraler Punkt – die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die verändernd in Kulturbetriebe hineinspielen. Gerade Letzteres wirft die Frage auf, ob nicht auch Kulturbetriebe auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen verändernd wirken sollten oder könnten. Eine Utopie, die Karin Wolf zur Diskussion stellt, ist die des Vorbilds Kulturbetrieb, das ein anderes Menschenbild, einen anderen Umgang miteinander, in die Gesellschaft einbringt.

„Eine Kulturorganisation ist mehr als eine Kulturorganisation“, lautet dann auch die zentrale These von Karin Wolf. Ein Theater, um nur ein Beispiel zu nennen, lebt nicht nur allein vom jährlichen Spielplan, sondern von dem gesellschaftlichen Auftrag, das es hat. Dies impliziert für Führungskräfte sowohl Kommunikationsformen und -wege neue zu denken, als auch die Scheu vor Kooperationen abzulegen, aus denen neue gesellschaftspolitische Denk- und Handlungsmomente entstehen können.

Was Outreach-Projekte leisten können

Um beim Thema des gesellschaftlichen Wandels zu bleiben: Outreach-Projekte, wie partizipative Kulturvermittlungsprojekte nun gerne genannt werden, sind eine Möglichkeit, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die aus strukturellen Gründen nicht oder nur einen eingeschränkten Zugang zu Kulturorganisationen haben. Das „Out“ in Outreach ist dabei in manchen Fällen wörtlich zu verstehen, geht es  auch darum die eigene Kulturorganisation räumlich zu verlassen und zum Beispiel Orte in der Peripherie aufzusuchen. Dies fand und findet derzeit in Form von Stadtlaboren statt, wie Andrea Zsutty, Direktorin des ZOOM Kindermuseums, berichtet. Dazu braucht es sowohl mobile Angebote, die nicht an einen fixen Standort gebunden sind, als auch Kulturvermittler_innen, die  über das notwendige sozialarbeiterische und sozialpädagogische Wissen verfügen, um mit dem Publikum in Kontakt kommen zu können. Dadurch, dass eine Institution, so Andrea Zsutty, sich nach außen öffnet und elitäre Standorte verlässt, gewinnt der Kulturbetrieb neue Sichtweisen und im Idealfall auch neue Kooperationspartner_innen,

Andrea Zsutty & Renate Aichinger
Foto: Greta Röggl

Renate Aichinger, ehemalige Leiterin der offenen Burg am Burgtheater Wien, schließt hier direkt an und berichtet von ihren Bemühungen nicht nur Schulklassen mit dem Angebot der offenen Burg zu bedienen, sondern intergenerationelle Konzepte umzusetzen und ein Haus für eine breite Zielgruppe zu öffnen. Ein Ansatz, der auch auf Widerstand gestoßen ist, da die Bewertung von Vermittlungsprojekten nach quantitativen Maßstäben nur schwer möglich ist. Das gestattet einem aber, so Renate Aichinger, den eigenen Elfenbeinturm zu verlassen und offen und empathisch auf Menschen zu zugehen. Und auch mal dort hinzuschauen, wo es weh tut, unbequem sein und Veränderungen einfordern.

Transferleistungen für Kulturbetriebe

Kooperationen setzen zumeist ein interdisziplinäres Denken voraus, wie Elisabeth Noever-Ginthör, Leitung departure der Wirtschaftsagentur Wien, treffend feststellt. Die größte Schwierigkeit dabei: Jede Disziplin hat ihre eigene Sprache, was die Verständigung untereinander erschwert und vor allem zu Beginn viel Transferleistung bedarf. Doch auch gerade deswegen sind interdisziplinäre Projekte so fruchtbar, können sie doch eine Problemlage aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und so zu neuen kreativen Lösungen führen. Ein griffiges Beispiel dafür ist der Technologietransfer. Viele Branchen sind traditionell aufgestellt und kämpfen mit einer gewissen Schwellenangst davor neue Technologien zu implementieren. Die Kreativwirtschaft kann hier ein Motor für neue Entwicklungen sein, die sich auch mit der Frage beschäftigen, wie Technologien in Kulturbetrieben umgesetzt werden können. So kann ein Museum mit einem interaktiven, immersiven Ausstellungsangebot andere Zielgruppen auf innovative Weise ansprechen und so Kunstwerke und deren Bedeutung auf eine neue Art und Weise vermitteln.

Elisabeth Noever-Ginthör
Foto: Greta Röggl

„Man muss nicht alles alleine machen!“ ist dann auch die zentrale Aufforderung von Elisabeth Noever-Ginthör und nennt als Beispiel Vertriebskanäle, die nicht von einem Kulturbetrieb alleine genutzt werden müssen, sondern die in Form von Kooperationen auch anderen zur Verfügung gestellt werden können. Inklusive Mehrwert für die jeweiligen Häuser und deren Publikum. Schlussendlich geht es darum mit Neugier, Offenheit und Interesse an interdisziplinäre Projekte heran zu gehen und anfängliche Scheu hinter sich zu lassen.

Mit Gemeinwohlökonomie zur gesellschaftlichen Transformation

Über die gesellschaftliche Bedeutung von Kultur spricht Sven Hartberger, Intendant des Klangforum Wien. Das Klangforum Wien hat sich dazu entschieden sich selbst politisch eindeutig zu positionieren und diese Positionierung auch klar nach außen zu kommunizieren. „Denn womit sollen sich Kunst und Kultur sonst beschäftigen, wenn nicht mit gesellschaftlichen Themen?“ wirft Sven Hartberger als offene Frage in den Raum. Das soziale Leben einer Gesellschaft hat immer auch mit dem jeweiligen Wirtschaftssystem zu tun, innerhalb dessen es sich bewegt. Daher hat sich das Klangforum Wien auch dazu entschlossen sich selbst einem Gemeinwohl-Audit – siehe auch den Nachbericht zum Round Table #2 – zu unterziehen und die eigene Wirtschaftlichkeit mit anderen Maßstäben zu messen.

Sven hartberger
Foto: Verena Schmid

Kunst und dessen Erfahrung können, so Sven Hartberger, zu einer Transformation der Gesellschaft beitragen, indem sie persönlichkeitsentwickelnd auf Menschen wirken und neue Horizonte eröffnen. Mit der Gemeinwohlökonomie und der damit verbundenen Haltung geht eine andere Denkweise einher, die den Menschen ins Zentrum rückt. Der Vorteil für Kulturbetriebe liegt auf der Hand, können sie doch durch diese Denkweise ihren gesellschaftlichen Mehrwert nach außen transportieren sowie nach innen wirken.

Austausch, Vernetzung und Diskussionsstoff

KM Forum 2019 Gruppe
Foto: Greta Röggl

Im Anschluss an die Impulsvorträge trafen sich die TeilnehmerInnen des Kulturmanagement Forums des Instituts für Kulturkonzepte zum kollegialen Austausch in Kleingruppen. Gemeinsam mit den Impulsvortragenden wurden deren Thesen und Konzepte diskutiert, auf ihre Machbarkeit überprüft und neue Kontakte für zukünftige Kooperationen und interdisziplinäre Projekte geknüpft. Das erfreulichste Ergebnis dieses Tages ist aber sicherlich die Gründung eines Stammtisches. Die Idee dazu stammt von Herbert Justnik, dem Direktor des Volkskundemuseums Wien. Aus diesen Treffen sollen zukünftige Projekte hervorgehen und die Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen gestärkt werden.

 

Neben der Plattform Kulturmanagement Forum bietet das Institut für Kulturkonzepte auch Weiterbildungen speziell für MitarbeiterInnen und Führungskräfte von Kulturbetrieben an. Auch maßgeschneiderte Inhouse Trainings stellen wir gerne für Sie zusammen.

Kulturmanagement Forum 2019
Foto: Greta Röggl
Kategorie: Partizipation heißt auch mitentscheiden – Isabell Fiedler, Kunstmeile Krems

Partizipation heißt auch mitentscheiden – Isabell Fiedler, Kunstmeile Krems

Isabell Fiedler hat 2018 die Leitung der Kunstvermittlung auf der Kunstmeile Krems übernommen. In dieser Funktion betreut sie die Landesgalerie Niederösterreich, die Kunsthalle Krems, das Karikaturmuseum Krems, das Forum Frohner, die Artothek Niederösterreich und AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich. Am Institut für Kulturkonzepte absolvierte sie 2005 die Sommerakademie und zwei Jahre später den Universitätslehrgang Kultur & Organisation.

Nun beantwortet sie uns 5 Fragen zu ihrem Job und verrät, wie sich die Arbeit von VermittlerInnen durch neue Medien und den immer stärker werdenden Fokus auf Partizipation verändert.

Dein Job in einfachen Worten: Wie hasdu deinen Eltern erklärt, worin deine Arbeit besteht?

Ich unterstütze Menschen jeden Alters, einen persönlichen Zugang zu Kunst und Kultur zu finden. Dafür entwickle ich für die Museen der Kunstmeile Krems mit meinem wunderbaren Team vielfältige Vermittlungsformate wie Führungen, Workshops, Veranstaltungen, Projekte, Drucksorten, Videos und Audioguides.

Welche Aufgaben und Tätigkeiten liebst du dabei besonders?

Mein Aufgabenfeld ist ein sehr breites und abwechslungsreiches: Die Kunstvermittlungsabteilung auf der Kunstmeile Krems betreut sechs Institutionen und umfasst auch das Besucherservice und die Artothek Niederösterreich. Dementsprechend vielfältig sind die Ausstellungen und Projekte, die wir vermitteln und umsetzen. Sehr interessant und bereichernd ist dabei auch die Zusammenarbeit mit Kolleg/innen, Künstler/innen und Projektpartner/innen.

Spannend ist ebenso, sich mit neuen Theorien und Methoden der Kunstvermittlung sowie gesellschaftlichen und medientechnologischen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Wie können wir diese in die eigene Arbeit integrieren?

Welche Veränderungen der letzten 25 Jahre wirken sich auf dich und deinen Arbeitsalltag aus, wie zum Beispiel die Digitalisierung?

Der Stellenwert, der Wirkungsbereich und das Anforderungsprofil der Kunstvermittlung haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Eigene Vermittlungsabteilungen nehmen innerhalb der Institutionen einen zentraleren Stellenwert ein und arbeiten eng mit anderen Abteilungen zusammen. Neben Führungen und Workshop treten partizipative und interdisziplinäre Formate und Projekte zunehmend in den Vordergrund. Die Hinwendung zu unseren Interaktionspartner/innen und die Berücksichtigung ihrer Meinungen und Bedürfnisse werden dabei immer wichtiger.

Ein schönes Bespiel dafür ist das Partizipationsprojekt #MyMuseum, das wir für die Eröffnung der Landesgalerie Niederösterreich im Mai 2019 realisiert haben. Wir haben alle Menschen in Niederösterreich gefragt, was sie von ihrem neuen Museum erwarten. Dafür sind wir mit dem Direktor und Kurator der Landesgalerie durch ganz Niederösterreich getourt. Das finale Highlight des Projektes war eine Ausstellung der Werke der Teilnehmenden im Museum sowie die Präsentation in einem Katalog und einer Online Galerie.

Die Digitalisierung prägt die Kunstvermittlung in Österreich aktuell sehr stark. Einerseits zieht die digitale Kunst in die Museen ein und verlangt nach einer entsprechenden Vermittlung. Andererseits setzt die Vermittlung zunehmend digitale Medien ein, um ihre Interaktionspartner/innen im Museumsraum (onsite & offsite) zu erreichen. Wichtig ist bei all den Entwicklungen, die Objekte der Ausstellung als zentrale Bezugspunkte zu definieren. Digitale Medien sollten nie um ihrer selbst eingesetzt werden.

Das Institut für Kulturkonzepte ist für mich … 

DAS Kompetenzzentrum für Kulturmanagement und Kunstvermittlung. Sehr gerne erinnere ich mich an meine Zeit am Institut zurück.

Was können Kunst und Kultur in deinen Augen in der heutigen Gesellschaft bewirken?

Kunst und Kultur öffnen uns neue Perspektiven auf die Welt und uns selbst. Sie regen zur Auseinandersetzung mit wichtigen Themen an, lösen Diskurse aus, zeigen Möglichkeiten und Vision auf. Zudem verbinden sie Menschen. Gute Kunstvermittlung kann diese Prozesse in Gang setzen und unterstützen.

Ein aktuelles Programm der Kunstmeile Krems ist ABENTEUER MUSEUM! Das Projekt macht das Museum als Ort für neue Begegnungen und Erfahrungen erlebbar. Zusätzlich zum FREIEN EINTRITT ermöglicht es Schulklassen, Kindergartengruppen und Horten aus Niederösterreich die Buchung eines KOSTENFREIEN VERMITTLUNGSFORMATS nach Wahl. Alle Programme stehen in Bezug zu den Lehrplänen sowie aktuellen sozio-kulturellen und medientechnologischen Entwicklungen.

Foto: Kunstvermittlung Kunstmeile Krems
Foto: Kunstvermittlung Kunstmeile Krems
Kategorie: Sind Kulturorganisationen reif für die Gemeinwohl-Ökonomie? – Der Round Table #2 2019

Sind Kulturorganisationen reif für die Gemeinwohl-Ökonomie? – Der Round Table #2 2019

Ein Beitrag von Ulli Koch

Menschenwürde, Demokratieförderung, Solidarität und Gerechtigkeit sind Schlagworte, die sich wohl einige Kulturbetriebe auf die Fahnen schreiben würden. Es sind aber auch Schlagworte, die von einer Bewegung genutzt werden, der Gemeinwohl-Ökonomie. Dieses von Christian Felber entwickelte Modell geht davon aus, dass Unternehmen nicht nur an Kennzahlen gemessen werden können, sondern inwiefern sie zum Gemeinwohl einer Gesellschaft beitragen. Renate Obadigbo, die Vortragende am zweiten Round Table 2019, der die Anwesenden diesmal ins mumok geführt hat, war von der Frage, wie Kulturbetriebe unter den Gesichtspunkten des Gemeinwohl-Ökonomie-Modells beleuchtet werden können, sehr schnell angetan. Sie nutzte ihre Abschlussarbeit für den Lehrgang Kulturmanagement am Institut für Kulturkonzepte, um zu prüfen, ob da etwas zusammenkommt, das eventuell zusammengehört.

Gemeinwohl-Ökonomie kurz erklärt

Entwickelt wurde das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie vor dem Hintergrund eines kapitalistischen Wirtschaftssystems, das auf Wachstum und Ausbeutung setzt. Im Gegensatz dazu lässt sich ein Unternehmen mit der Gemeinwohl-Matrix anhand von universellen Wertevorgaben, wie die Einhaltung der Menschenwürde, beleuchten. Diese Matrix wird von einem Team entwickelt und bei Bedarf aktualisiert. Die Gemeinwohl-Matrix fragt nach bspw. ökologischer Nachhaltigkeit, Kooperation und Solidarität mit Mitunternehmen, sozialer Haltung im Umgang mit Geldmitteln sowie Nachvollziehbarkeit und Partizipation auf allen Ebenen. Im Fokus steht der Mehrwert eines Unternehmens in den Bereichen Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit als auch Transparenz und Mitentscheidung.

Gemeinwohl-Ökonomie und Kulturbetriebe

Renate Obadigbo überprüfte ihre These, dass Kulturbetriebe sowohl von innen als auch von außen betrachtet von der Durchführung einer Gemeinwohl-Bilanz profitieren und zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen können, anhand von 12 Interviews. Ihre Gesprächspartner_innen waren Vertreter_innen von Kulturbetrieben, darunter das Volkstheater in Wien, die ARGEkultur Salzburg, KiG! Kunst in Graz und das Klangforum Wien. Zentrales Ergebnis ihrer Forschungsarbeit lautet, dass Kulturbetriebe bereits jetzt viele Faktoren der Gemeinwohl-Matrix erfüllen, diese jedoch nicht systematisch erfasst werden. Grund dafür, so das Ergebnis der Interviews, sind u. a. fehlende Ressourcen. Diese mangeln auch, wenn ein Kulturbetrieb die Überlegung anstellt, bei noch nicht ganz erfüllten Faktoren der Matrix, nachzubessern. Ein Beispiel: Druckwerke fallen in jedem Kulturbetrieb an. Nur welche Druckerei wird gewählt: Jene, die ökologisch druckt, noch dazu ein kleinerer regionaler Betrieb ist oder bei der Onlinedruckerei, die – überspitzt formuliert – um die Hälfte billiger ist und damit das nie ausreichende Budget nicht überstrapaziert?

Sich trotzdem einem Gemeinwohl-Audit oder einer Selbstprüfung anhand der im Internet kostenfrei verfügbaren Tools zu unterziehen, birgt Vorteile für den Kulturbetrieb. Zunächst lässt sich der Mehrwert von Kulturbetrieben anhand eines standardisierten Verfahrens abbilden – und dies nicht ausschließlich über Zahlen, sondern anhand ausformulierter Begründungen und deren anschließender Bewertung mit einer Punkteskala. Damit kann sowohl der Gesellschaft als auch der Politik ein transparenter Einblick in Betriebsabläufe geleistet werden; nicht zu vergessen, dass die Umsetzung gemeinwohl-ökonomischer Grundsätze auch intern für Transparenz und Nachvollziehbarkeit der innerbetrieblichen Haltungen und Handlungen sorgt.

Praktische Umsetzung ja – aber wie?

Soweit die Theorie, denn dass die praktische Umsetzung viele Fragen aufwirft, war vorherzusehen. Die erste kritische Nachfrage warf die Grundsatzdiskussion auf, warum ein Kulturbetrieb sich dieser Selbstprüfung unterziehen soll, wenn Förderinstitutionen und politische Vertreter_innen, von denen Kulturbetriebe finanziell abhängig sind, eine Gemeinwohl-Bilanz in ihren Förderentscheidungen nicht berücksichtigen. Noch dazu, da für Rechenschaftsberichte, Abrechnung und Budgeterstellung ja weiterhin konkrete Kennzahlen erfüllt und argumentiert werden müssen. Diese Problematik wurde auch in den Interviews von Renate Obadigbo angesprochen, die in ihrer weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema zu dem Schluss gekommen ist, dass hier ein Bottom-up-Effekt zu tragen kommen könnte. Das bedeutet dass durch die vermehrte Umsetzung eines Gemeinwohl-Audits von Kulturbetrieben die Politik dies als möglichen Benchmark wahrnimmt und es in weiterer Folge in Förderkriterien aufnehmen kann.

Doch wie grenzt sich die Gemeinwohl-Ökonomie von Corporate Social Responsibility (CSR) ab, das ja lange Zeit als das Tool für mehr Gleichheit und Gerechtigkeit galt, war eine der weiteren Nachfragen. Als einen wesentlichen Unterschied nennt Renate Obadigbo, dass es sich bei der Gemeinwohl-Ökonomie um ein umfassendes Wirtschaftsmodell handelt. Es bezieht Aspekte mit ein, die zusätzlich zur Wirtschaft auch in die Gesellschaft und Politik hineinreichen und dort wirken sollen. Die Gemeinwohl-Ökonomie beruft sich explizit auf Solidarität und Kooperation. Neiddiskussionen haben da keinen Platz, denn das Werteverhalten ist auf Vertrauen ausgerichtet. Zudem wird CSR in manchen Fällen leider als eine Form des Greenwashings benutzt, während mittels der Gemeinwohl-Ökonomie, die nicht auf Gewinnmaximierung ausgelegt ist, ein tatsächlicher Systemwandel angestrebt wird.

Das Schlagwort Systemwandel gab der bereits sehr lebhaften Diskussion beim Round Table des Instituts für Kulturkonzepte noch weiteres Feuer: Sind Kulturbetriebe denn prinzipiell interessiert daran sich für einen Systemwandel einzusetzen und diesen zu unterstützen, war eine der Fragen, und, dass dieser nur möglich ist, wenn Solidarität und Gemeinschaft auch von Kulturbetrieben vorgelebt werden, eine der Thesen. Ein Gedankenexperiment entwarf eine nach gemeinwohl-ökonomischen Grundsätzen agierende Bank, die als Finanzierungspartner in Form eines Sponsorings oder eines Kredits für Kulturbetriebe agiert, die ebenfalls nach der Gemeinwohl-Ökonomie handeln. Dass es schwer sein kann als erster Betrieb zu starten, war einheitlicher Tenor, den Renate Obadigbo mit dem Hinweis auf die bereits durchgeführte Gemeinwohl-Bilanz der ARGEkultur Salzburg aufmerksam machte. Ein Modellbetrieb, den ein solidarisch agierender Kulturbetrieb ja auch um Erfahrungsberichte fragen kann. Ein weiterer Gedanke aus der Diskussion stellte die mögliche Vergleichbarkeit von Kulturbetrieben und Unternehmen in den Fokus. Sind sowohl Kulturbetriebe als auch Unternehmen nach der Gemeinwohl-Matrix analysiert, lassen sie sich auf Augenhöhe und nach den gleichen Kriterien miteinander vergleichen.

Haltungsthema

Kulturbetriebe erfüllen durch ihre ideelle Ausrichtung bereits einige zentrale Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie, erfasst wurde dies bis jetzt aber nur von wenigen Kulturbetrieben in Österreich. Es ist eine Frage der Prioritätensetzung, war dazu eine Wortmeldung aus der Diskussion, während die Frage, wie die dazu notwendigen Ressourcen aufgestellt werden sollen, noch nicht beantwortet wurde. Doch warum es nicht einfach probieren? Den eigenen Kulturbetrieb ganzheitlich wahrnehmen, Aspekte beleuchten, die vorher nicht im Fokus waren als Unterstützung für den Systemwandel, wäre doch einen Versuch wert, eine Antwort von Renate Obadigbo.

 

Foto: Verena Schmid
Foto: Verena Schmid

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